Hamm Werben um den Nachwuchs

Hamm · Der Kompanie Heimattreue bei den Schützen in Hamm haben sich vor einigen Jahren viele Jungschützen angeschlossen. Die Turner könnten ebenfalls ein Verjüngungskur gebrauchen.

Mit dem Nachwuchs ist das bei Schützenvereinen so eine Sache. Nahezu jeder Verein, jede Kompanie braucht ihn dringend, um eine Überalterung abzuwenden und sorgenfrei in die Zukunft blicken zu können. Das ist im schönen Stadtteil Hamm nicht anders, wo aber zumindest jedes Jahr Jungschützen, die zu den Senioren wechseln wollen, nachrücken.

2003 drohte den Heimatreuen die Vergreisung. Doch plötzlich wollten sich 19 Jungschützen geschlossen der traditionsreichen, 1923 gegründeten Kompanie anschließen, die in ihren Ursprüngen vor allem ehemalige Hammer, die inzwischen anderswo lebten, wieder zusammengeführt hatte. Und die freuten sich einfach, die alte Heimat wiederzusehen.

"Der damalige Hauptmann Klaus Jansen hat sehr um uns geworben. Wir haben zweifelsohne für frischen Wind gesorgt", erinnert sich Christian Roth. Eine neue Uniform wurde angeschafft, der Zylinder durch einen Jägerhut ersetzt und in einer Werkstatt eine abgefahrene Skiparty mir Schnee aus der Neusser Skihalle organisiert. Es gab eine neue Vereinsfahne, und jedes Jahr zählen die Heimattreuen zu den originellsten Fackelbauern. "Wir sind auch sehr fruchtbar", erzählt Roth lachend, "in diesem Jahr ist das 46. Kind bei uns unterwegs. Unsere Kinderkutsche platzt beim Schützenfest aus allen Nähten, wir überlegen, eine neue anzuschaffen." Es sei aber nicht so, dass die "Jungen" alles komplett umgekrempelt hätten. "Die älteren Mitglieder tragen immer noch ihre Zylinder, man harmoniert mit- und nebeneinander", sagt der Schriftführer der 34 Mitglieder starken Gesellschaft.

Die Turner haben tatsächlich einmal geturnt, das kann man auf dem Foto aus dem Gründungsjahr 1899 deutlich sehen. Parallel zur Lust an Leibesübungen wurde aber auch der Wunsch geäußert, am Hammer Schützenwesen teilzunehmen. So entstand eine Kompanie, die heute (30 aktive, 15 passive Mitglieder) mit ihrer schnittigen dunkelblauen Uniformen, den weißen Hosen und den blauen Hüten mit der großen Feder bei jeder Parade ein Blickfang ist, die inzwischen aber ein nicht von der Hand zu weisendes Problem hat: "Ich zähle mit 47 Jahren zu den Jüngeren", sagt Schriftführer Andreas Rupp. "Wir haben zwar auch ein paar Jungschützen, aber eine kleine Blutauffrischung würde uns schon guttun. Man hofft jedes Jahr darauf, dass sich uns Jüngere anschließen, man kann es aber auch nur bedingt beeinflussen."

Ein Konkurrenzdenken sollte aus dem Werben um Nachwuchs zwischen den einzelnen Kompanien aber auf keinen Fall aufkommen, betont Rupp. "Im Gegenteil: Wir unterstützen uns gegenseitig, wo wir nur können. Als die Heimatreuen ihr neue Fahne kreiert hatten, haben wir ihnen einen Fahnenkasten geschenkt, den wir noch übrig hatten. Wir spielen zusammen Fußball, und wenn Lampions für die Fackeln benötigt werden, geben wir eine Großbestellung auf, weil alles anders ja auch unsinnig wäre."

Eines lassen sich die Turner aber nicht nehmen. Hinter der festgelegten Festzug-Spitze mit Sappeuren, Grenadieren, Heimattreuen und der Königskompanie kommen eigentlich immer schon die Turner. "Der Rest reiht sich nach Bedarf ein, das ist immer abhängig davon, wie pünktlich man am Aufstellungsort ist. Und wir sind immer sehr pünktlich", sagt Rupp augenzwinkernd.

(RP)
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