Heimatsommer in Kappes Hamm Beinahe Kirmes

Hamm · Stadt und Schützenverein haben es Düsseldorfer Schaustellern ermöglicht, in Hamm einen temporären Freizeitpark zu organisieren. Unter Berücksichtigung eines Hygienekonzepts gibt es dort Schießbuden, Süßigkeiten und Fahrgeschäfte.

Die Schausteller Harry Bruch, Franz Kropp, Helmuth Kreuelz und Klaus Philipp (v.l.) versuchen für Kirmesstimmung zu sorgen.

Die Schausteller Harry Bruch, Franz Kropp, Helmuth Kreuelz und Klaus Philipp (v.l.) versuchen für Kirmesstimmung zu sorgen.

Foto: RP/Dominik Schneider

Die Stimme des Rekommandeurs hallt über den Hammer Schützenplatz: „Einsteigen, alle einsteigen und dabei Abstand halten. Die Masken nicht vergessen, gleich geht’s los“, tönt es vom Autoscooter her. Von allen Seiten dudelt Musik, es riecht nach Popcorn und gebrannten Mandeln. Bunte Lichter blinken, und Kinder angeln an einer Bude nach Plastikentchen. Was dort auf dem Nikolaus-Faber-Platz aufgebaut ist, fühlt sich an wie Kirmes – so sehr, wie es in Zeiten von Corona eben möglich ist.

Aber da sind auch die Zäune rund um das Gelände. Da ist der Euro Eintrittsgebühr und das Eintragen in eine Kontaktliste. Da sind die Hinweise auf den Sicherheitsabstand. Neben jeder Bude stehen Spender mit Desinfektionsmittel, und die Schausteller sind damit beschäftigt, Luftgewehre und Sitzflächen der Fahrgeschäfte zu desinfizieren. Wer aufs Gelände kommt, bekommt ein Bändchen ums Handgelenk, als Zeichen, dass er registriert ist. „Wir haben hier alles möglich gemacht, was möglich war“, sagt Franz Kropp, der den Autoscooter betreibt.

Die Schausteller haben den Hammer Heimatsommer in Eigenregie auf die Beine gestellt, dabei jedoch mit Stadt und der örtlichen St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft zusammengearbeitet. Diese habe den Platz zur Verfügung gestellt – um die unter der Krise leidenden Schausteller zu unterstützen, wie Schützenchef Willi Andree sagt.

„Wir haben von allen Seiten sehr viel Hilfe erfahren und sind wirklich dankbar“, sagt Schausteller Klaus Philipp, der in enger Abstimmung mit dem Ordnungsamt das umfangreiche Hygienekonzept für den Heimatsommer erarbeitet hat. „Die Erfahrung aus dem Düsselland hat geholfen, hier sinnvolle Vorkehrungen zu treffen“, so Philipp. Für ihn war die Eröffnung am Donnerstag sehr aufregend. „Als dann die ersten Menschen kamen, fiel mir wirklich ein Stein vom Herzen“, berichtete Klaus Philipp. Laut Stadt ist der Heimatsommer als temporärer Freizeitpark auf einem Privatgelände angemeldet. Damit ist er keine offizielle Kirmes, ähnlich wie das Düsselland – und unter den abgestimmten Corona-Auflagen erlaubt.

Alle Mitarbeiter der Betriebe seien sich der besonderen Verantwortung bewusst und achten genau auf das Einhalten des Infektionsschutzes. „Das geht natürlich auf den Verdienst“, sagt Helmuth Kreuelz, dem das Angelspiel gehört.

Denn wenn ein Gewehr desinfiziert wird, kann in dieser Zeit nicht damit geschossen werden; und wenn die Bierbänke zwei Meter Abstand haben, können weniger Gäste im Biergarten von Bruchs Schwarzwald-Christel Platz nehmen.

„Die Menschen brauchen ein bissen Entspannung, ein bisschen Ablenkung, gerade in dieser schweren Zeit“, sagt Harry Bruch. Der 68-Jährge reist seit seiner Kindheit von Kirmes zu Kirmes. „Die Auflagen haben sich über die Jahrzehnte immer weiter verschärft – wir Schausteller sind flexibel“, so Bruch. Neben Feuerwehr und Ordnungsamt habe jetzt eben auch das Gesundheitsamt mitzureden, wenn es um den Aufbau eines Festplatzes geht.

16 Buden – mehr passen nicht auf den Hammer Schützenplatz, wenn der Abstand eingehalten werden soll. 360 Personen dürfen sich gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten, Mitarbeiter der Buden und Fahrgeschäfte gehen über das Gelände und sorgen dafür, dass die Besucher die Abstände einhalten.

Klaus Philipp betont, wie wichtig die Veranstaltung für die Schausteller ist. „Es geht schlicht darum, dass wir im nächsten Jahr unsere Rechnungen bezahlen können und dass sich die Karussells auch in Zukunft noch drehen.“

Die Lage sei ernst, betont auch Helmuth Kreuelz. „Wir Schausteller hatten – abgesehen vom Düsselland – seit Anfang des Jahres keine Einnahmen mehr. Daher freuen wir uns über jeden einzelnen Besucher“, so Kreuelz.

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