Düsseldorf Gärtnerfamilie in der siebten Generation

Düsseldorf · Der Hammer Gärtnermeister Willi Andree und seine beiden Söhne profitieren vom Trend des "Urban Gardening".

 Michael, Willi und Stefan Andree (v. l.) ganz in ihrer Welt. In ihrem Gärtnerbetrieb in Hamm ziehen sie Gemüse- und Zierpflanzen.

Michael, Willi und Stefan Andree (v. l.) ganz in ihrer Welt. In ihrem Gärtnerbetrieb in Hamm ziehen sie Gemüse- und Zierpflanzen.

Foto: Bernd Schaller

Wie lange seine Familie schon Pflanzen züchtet, weiß Willi Andree nicht. "Wahrscheinlich bin ich die siebte oder achte Generation", sagt der 55-Jährige. Von "Urban Gardening", Kleingärten und Gartencentern wussten seine Vorfahren noch nichts, Andrees Familienbetrieb wird der Wunsch von Städtern nach eigenem Gemüse und selbstgezogenen Blumen die Zukunft sichern.

"Kleingärten gab es auch vor meiner Zeit schon", sagt Andree. Zehn Jahre lang baute der 55-Jährige in seinem Betrieb mitten in Hamm nur Zierpflanzen für Discounter, Fachhändler und Gartencenter an. Dann kam für ihn eine Wende: Im Jahr 2000 kehrte er zum Gemüseanbau zurück. Seither wachsen auf der vier Hektar großen Betriebsfläche 50 Blumen- und noch einmal so viele Gemüsesorten. Durch seine beiden Söhne Stefan und Michael, die er vor einigen Jahren zu Mitgesellschaftern machte, schaut Andree schon mit einem Auge auf den Ruhestand. Die Gärtnertradition soll in der Familie bleiben, obwohl Andrees Nachwuchs in der Ausbildung durchaus eigene Ideen gesammelt hat.

"Auch bei Blumen gibt es Trends", sagt Michael Andree, der vor sieben Jahren seine Ausbildung zum Agrarbetriebswirt abschloss. Die Lieblingsblumen der Endkunden passen sich sowohl der Jahreszeit als auch der aktuellen Mode an. "In der dunkleren Jahreszeit wollen die Leute eher hellere Blüten und umgekehrt", erklärt der 29-Jährige. Ebenso ändere sich auch der Geschmack über die Generationen. "Studentenblumen und Fleißiges Lieschen wird es auch in 50 Jahren noch geben, die Nachfrage ist aber rückläufig", erklärt Willi Andree. Gefragt seien zur Zeit eher neuere Züchtungen wie gelb-schwarz gestreifte Petunien.

Für den derzeitigen Trend von Villenviertel-Bewohnern, sich mitten in der Stadt Mietbeete zu sichern, hat Andree eine Erklärung: "Selbst Gemüse anzubauen, ist nicht nur eine Preisfrage. Ich denke, dass mindestens 50 Prozent der Menschen auch erleben wollen, wie es ist, selbst zu gärtnern." Dem stimmt sein Sohn Stefan zu: "Es ist ein Erfolgserlebnis, sein eigenes Gemüse zu haben." Was die Andrees auf ihren Freiflächen oder dem glasüberdachten Areal anbauen, sind genau die Pflanzen, die später im Discounter stehen und sich schließlich im Stadtgarten wiederfinden. Von der Fertiggemüsezucht seines Vaters hat sich Willi Andree verabschiedet: "Viele Leute möchten es heute lieber selbst probieren, als fertigen Salat zu kaufen."

Die Probleme, denen sich sein Betrieb in Zukunft stellen muss, sieht Andree nicht in fehlender Nachfrage. Wie alle Gärtnerbetriebe in der Umgebung sei sein Unternehmen im Wachstum, die nutzbaren Anbauflächen würden jedoch nicht mehr, sondern weniger. "Es gibt auch einen Verdrängungseffekt", sagt Andree. Vor vierzig Jahren habe es 200 produzierende Gartenbauunternehmen in Düsseldorf gegeben, momentan seien es noch 100, die Andree als Vorstandsmitglied des Gartenbauverbandes vertritt. Eine positive Entwicklung verzeichnet er jedoch in Sachen Nutzflächen: Hatte "Andree Blumen & Pflanzen" 1985 noch 15 verschiedenen kleine Parzellen anfahren müssen, so sind es heute nur noch drei große. Sein Wunsch für die Zukunft? "Dass wir unsere Flächen noch mehr zusammenführen und halten können", sagt Andree.

(bur)
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