Hamm Der Hammer Widerstand

Hamm · Im dörflichen Stadtteil formiert sich eine Protestbewegung gegen die Baupläne der Stadt. Diese könnte sogar Ausmaße wie die "Rettet-Hamm"-Aktion in den 1980er Jahren annehmen. Die Planungsamt-Leiterin wirft der Initiative vor, Unwahrheiten zu verbreiten.

 Ende der dörflichen Idylle? Viele Hammer unterstützen die neue Initiative gegen die Bebauungspläne der Stadt.

Ende der dörflichen Idylle? Viele Hammer unterstützen die neue Initiative gegen die Bebauungspläne der Stadt.

Foto: Andreas Endermann

Im beschaulichen Hamm ist man in Kampfstimmung. "Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Stadt die Pläne für den Wohnbau plötzlich geändert hat!", sagt Petra Tappertzhofen. Sie sorgt sich wie viele andere Stadtteil-Bewohner, dass der dörfliche Charakter durch die geänderten Bebauungspläne zerstört werden und der Verkehr durch die vielen neuen Bewohner zusammenbrechen könnte. Daher hat sie am Wochenende mit anderen Hammern eine Initiative gegründet, um dafür zu kämpfen, dass genau das nicht passiert: "Wir sind damit einverstanden, dass gebaut wird. Doch die Stadt soll sich an den Kompromiss aus dem Dialogverfahren halten, und das bedeutet, dass nicht mehr als 400, sondern maximal 300 Wohneinheiten gebaut werden und die Häuser nicht zweieinhalb-, sondern maximal anderthalbgeschossig werden." Bei dem Widerstand wollen es die Hammer nicht bei Flyern und Bannern belassen: Man spiele sogar mit dem Gedanken, mit einem Fackelzug zum Rathaus zu ziehen.

Unterstützung erhält die Initiative von CDU-Vizeparteichefin Angela Erwin. "Die Stadt kann nicht über die Köpfe der Hammer hinweg die Pläne ändern. Hamm ist ein Dorf, und das muss man bei den Bebauungsplänen berücksichtigen und vor allem Versprechen einhalten", sagt die Anwältin. Auch die Christdemokraten im Stadtbezirk 3 beteiligen sich an dem Protest: Sie haben mehr als 1000 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt, die demnächst im Rathaus übergeben werden sollen. Widerstand regt sich auch im Förderverein Hamm.

Planungsamt-Leiterin Ruth Orzessek-Kruppa beobachtet die neue Protestbewegung mit Sorge. "Ich bin teilweise sogar erschrocken", sagt sie. Denn die Initiative würde Unwahrheiten verbreiten. Eine sei es, dass die Stadt mehr als 400 Wohneinheiten vor Ort bauen wolle. Tatsächlich habe diese Zahl aber von Anfang an nicht zur Diskussion gestanden. Der Siegerentwurf, auf den sich die Initiative berufe, sei eben ein Entwurf, kein endgültiger Plan. Das sei im Dialogverfahren so kommuniziert worden. In Gesprächen mit Grundstückeigentümern und Eigentümern von Landschaftsbetrieben vor Ort habe man zudem festgestellt, "dass die Interessen der Hammer gar nicht heterogen sind", so Orzessek-Kruppa. So wünschten sich etwa Grundstückseigentümer beziehungsweise Eigentümer von Landschaftsbetrieben sehr wohl Mehrfamilienhäuser. Mit der Frage, wie sehr das Bevölkerungsplus den Verkehr vor Ort beeinflussen könnte, müsse man sich erst noch beschäftigen. Man sei eben noch in einem Anfangsstudium.

Das Planungsamt wolle auch weiterhin den Dialog suchen und deswegen am 27. März mit betroffenen Eigentümern sprechen. Zudem soll es möglichst noch vor Ostern eine große öffentliche Veranstaltung geben, um den aktuellen Stand der Planungen detailliert vorzustellen und mit Hammern ins Gespräch zu kommen.

An dem Dialog (auch mit dem Oberbürgermeister) sei die Initiative interessiert, sagt Tappertzhofen. Man sei aber auch bereit, "alle Mittel bis zu einer Demonstration zu nutzen, um die Pläne der Verwaltung zu verhindern". Dabei könne man sogar auf Hilfe von Hammern zählen, die in den 1980er Jahren mit Erfolg die "Rettet-Hamm"-Aktion auf die Beine gestellt hatten.

(semi)
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