Hafen Brandstifter besiegeln Ende der Papierfabrik

Hafen · Am Donnerstag brannte es schon wieder an der Fringsstraße. das vierte Mal in dieser Woche. Eine Sanierung sei durch die vielen Brände unmöglich geworden, sagt der Besitzer. Die Feuerwehr warnt vor Lebensgefahr.

 Die Feuerwehr fordert den baldigen Abriss der Ruine. Eine Stunde nach der Aufnahme dieses Fotos brach gestern erneut ein Brand aus.

Die Feuerwehr fordert den baldigen Abriss der Ruine. Eine Stunde nach der Aufnahme dieses Fotos brach gestern erneut ein Brand aus.

Foto: Hans-Jürgen bauer

Wenn der Alarm aus der alten Papierfabrik an der Fringsstraße kommt, dann ist das für die Feuerwehr "jedes Mal Horror". In der verschachtelten Industrieruine durch schwarzen Rauch zu kriechen und nicht zu wissen, ob der nächste Schritt vielleicht ins Leere geht - "das ist ganz schön gefährlich", sagt ein Feuerwehrmann, der schon öfter in der Situation gewesen ist.

Vier Feuer allein in dieser Woche, sechs seit Jahresanfang und im vorigen Jahr unglaubliche 26, dazu etliche Einsätze, bei denen die Feuerwehr junge Leute retten musste, die aus der Ruine nicht mehr herausfanden - der Unmut bei den Rettern wächst. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es hier Tote gibt", sagt Feuerwehrsprecher Heinz Engels und meint damit nicht nur die Gefahr für seine Kollegen. Neben den erlebnishungrigen Abenteurern und den Graffitisprayern, die sich im Internet für nächtliche Treffen in dem baufälligen Gebäude verabreden, könnten sich auch Obdachlose dort einen Schlafplatz suchen - und würden im Fall eines Brandes womöglich nie gefunden. "Das hat es schon einmal gegeben, in der Brandruine des Teppichmarktes an der Erkrather Straße", erinnert Engels an den Schandfleck, der mehr als ein Jahrzehnt in Flingern für Unsicherheit sorgte. "Wann wird die Papierfabrik endlich abgerissen?", fragt Engels.

Auch Markus Mertens hätte darauf gerne eine Antwort. Im Herbst hat er mit seiner Firma Rialto Capital das Areal vom Insolvenzverwalter der Papierfabrik gekauft. Doch erst, wenn er einen Vertrag mit den Neuss-Düsseldorfer-Häfen hat, die Erbpachtgeber sind, kann er die nächsten Schritte tun.

Eins steht für ihn allerdings schon fest: "Der Traum, die alte Fabrik zu sanieren, ist endgültig erledigt. Die dauerenden Feuer haben zu große Schäden angerichtet", sagt Mertens. Er habe anfangs noch die Phantasie gehabt, einen Teil der künstlerisch durchaus beachtenswerten Graffitis, die seit der Stilllegung der Fabrik heimlich entstanden sind, bei einer Restaurierung zu erhalten. "Aber das Gebäude ist nicht mehr zu retten. Es ist eine Schande."

47 Brände sind seit 2012 in dem Fabrikgebäude gelegt worden. "Die tragen alles zusammen, was irgendwie brennen kann", sagt Heinz Engels über die Täter, die in der Regel nie erwischt werden. Die Polizei fährt regelmäßig Streife, doch auf dem weitläufigen Gelände gibt es viele Möglichkeiten, unentdeckt zu bleiben. Und dann hat brennender Müll in einer Bauruine - juristisch spricht man da nicht einmal von Brandstiftung, sondern von "Sachbeschädigung durch Feuer" - auch nicht unbedingt Priorität bei den Fahndern, was Mertens gut verstehen kann. Eine teure Umzäunung hat die Täter nicht abgeschreckt, auch stichprobenartige Kontrollen eines Wachmanns haben wenig gebracht. Jetzt lässt Mertens sämtliche Gebäudezugänge mit Stahlplatten verschließen, um die Gefahrenquelle einzudämmen. Eine große Investition, sagt er, in ein Gebäude, das nicht mehr zu halten ist.

(RP)
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