Flingern Graffiti sollen Radfahrer sensibilisieren

Flingern · Laute Musik beim Radfahren schränkt die Wahrnehmung ein und führt zu Unfällen. Das Risiko will die Polizei senken.

 Ein ungewohnter Anblick: Polizist Guido Heinrichs greift zur Spraydose. Mit einer Schablone trägt er ein Graffiti am Dorotheenplatz auf.

Ein ungewohnter Anblick: Polizist Guido Heinrichs greift zur Spraydose. Mit einer Schablone trägt er ein Graffiti am Dorotheenplatz auf.

Foto: Andreas Bretz

Neongelb leuchtet auf dem Radweg am Dorotheenplatz ein Graffiti. Es zeigt einen Radfahrer, der einen Bahnübergang trotz herankommender Straßenbahn überquert. Grund sind Kopfhörer und laute Musik. Mit der Zeile "Todsicherer Musikgeschmack" ist das Piktogramm beschriftet. Es ist Teil einer Verkehrssicherheitskampagne von Polizei, Stadt, Verkehrswacht zusammen mit der Rheinbahn und dem evangelischen Medienverband. Das Ziel: Das Unfallrisiko zu senken.

Straßenbahnfahrer klagen, dass sie immer häufiger bremsen müssen, weil ihnen Fahrradfahrer vor das Fahrzeug fahren – augenscheinlich hören sie Musik über Kopfhörer. Konkrete Zahlen zu einem Anstieg dieser Unfallursache gibt es laut Polizei nicht, doch das Risiko steige, wenn Verkehrsteilnehmer mit Kopfhörern unterwegs sind. "Radfahrer bekommen andere Geräusche nicht richtig mit, wenn die Musik voll aufgedreht ist", erklärt Polizeisprecher Jochen Schütt. "Wir wollen Leben retten."

Unfälle dieser Art gab es in der Vergangenheit nicht nur mit Radfahrern. Zuletzt wurde ein Fußgänger im Februar diesen Jahres lebensgefährlich verletzt, als er an der Haltestelle Berliner Allee die Graf-Adolf-Straße überquerte. Die herankommende Straßenbahn hatte er offenbar nicht bemerkt. Vermutlich hatte er Kopfhörer getragen, hieß es von Seiten der Polizei. Tödlich endete im vergangenen November ein Unfall an der Kruppstraße in Oberbilk. Ein 48-Jähriger starb nach dem Zusammenstoß mit einer Straßenbahn. Auch in diesem Fall soll der Mann Kopfhörer getragen und laute Musik gehört haben.

Die Schwierigkeit bei solchen Unfällen ist für die Polizei nachzuweisen, dass wirklich laute Musik im Spiel sei. "Wir können zwar erkennen, ob das Opfer Kopfhörer getragen hat, aber nicht, ob es Musik gehört hat, und vor allem in welcher Lautstärke", erklärt der Polizeisprecher.

Der tragische Unfall am Graf-Adolf-Platz war übrigens Anlass für den Evangelischen Medienverband sich an die Polizei zu wenden und gemeinsam eine Kampagne für mehr Sicherheit zu entwickeln. "Verkehrsschilder, die zur Vorsicht mahnen, gibt es genug", erklärt Lars Tutt, Geschäftsführer des Medienverbands der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Daher kam die Idee, mit ungewöhnlichen Mitteln, Aufmerksamkeit zu erzeugen."

Zu sehen sind die Graffiti nicht nur in Flingern, im gesamten Stadtgebiet sprüht die Verkehrswacht, zum Beispiel an der Oberbilker Allee, am Freiligrath- oder am Barbarossa-Platz. Zusätzlich kleben 300 Plakate an Litfaßsäulen.

(RP)
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