Düsseldorf Wettstreit der Poeten in St. Ursula

Grafenberg · Inhalt statt Performance - das ist das Konzept des Poetry Slams in Grafenberg.

 Marianne Schippan liest ihren Text Hulda.

Marianne Schippan liest ihren Text Hulda.

Foto: Anne Orthen

Die volle Punktzahl beim Poetry Slam der Bücherei St. Ursula in Grafenberg hätte die Serie zum Thema "Heimat" verdient gehabt. Doch die Gedichte der Teilnehmer aus Integrationskursen liefen außer Konkurrenz. Schade eigentlich, denn obwohl die Frauen und Männer aus Flüchtlingsländern wie dem Irak, Ghana oder Syrien nur gebrochen Deutsch sprechen, waren sie aufgrund der oft schwierigen Vorgeschichte reich an Gefühl und Authentizität.

Für Nadja aus Polen etwa ist Heimat der Familienstammbaum, der ihre Träume beschützt, "und mit jedem Ast wächst meine Erinnerung an dich". Heimat ist nicht nur ein Ort - sondern kann ein Gefühl ("Syrien hat das Herz einer Löwin") oder die Erinnerung an den Duft des frisch gebackenen Brotes der Großmutter in Polen sein. Das sind Gefühle in Bilder verpackt - und somit greifbar und nachvollziehbar für das Publikum.

Als Poeten-Schlacht war der dritte Poetry Slam im Pfarrsaal St. Ursula keineswegs gedacht. Nicht die Performance stand im Vordergrund, sondern allein die selbst geschriebenen Gedichte und Kurzgeschichten. Humorvolle Höhepunkte gab es dabei einige. Dorothea Ost trug eine Kurzgeschichte über ein Düsseldorfer Ehepaar vor, dass getrennt voneinander Karneval feiert, vertauschte Kostüme und eine überraschende Wende inklusive.

Stefan Marmann erinnerte an sein Studium und sprach sicher der heutigen Generation aus der Seele: "Mein Studium absolvierte ich in der Cafeteria - und studierte das Leben." Die zehnköpfige Jury kürte schließlich Bodo Schmidt zum Gewinner, der sich dem Thema "Zeit" widmete und die Jahreszeiten des Lebens in vier kurze Gedichte verpackte.

(isg)
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