Weltmeisterin Späte Krönung der Karriere

Grafenberg · Tennisspielerin Franziska Etzel vom TC Blau-Schwarz wurde mit der Deutschen Mannschaft Weltmeister bei den Young Seniors World Championships in Miami. Ein unvergessliches Erlebnis für die 34-Jährige.

 Franziska Etzel in der Tennishalle von Blau-Schwarz an der Lenaustraße. Hier trainiert sie die Jugendlichen des Vereins.

Franziska Etzel in der Tennishalle von Blau-Schwarz an der Lenaustraße. Hier trainiert sie die Jugendlichen des Vereins.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Mit 34 Jahren neigt sich eine Profisportler-Karriere in der Regel dem Ende entgegen. Bei Franziska Etzel ist das anders. Ganz anders sogar, denn die Tennisspielerin hat vor kurzem bei den Young Seniors World Championships in Miami mit der Deutschen Mannschaft den Weltmeistertitel geholt. Und das macht einen Verein in Grafenberg ziemlich stolz. Denn Franziska Etzel ist seit diesem Jahr Mitglied beim TC Blau-Schwarz. Sie gehört zur Tennisschule TWTA und trainiert dort vor allem den Nachwuchs.

Dass Franziska Etzel bei dem Turnier mit 15 Nationen in Miami Beach eine Goldmedaille umgehängt wurde, kam auch für sie letztlich ein wenig überraschend. Der Spielführerin der Nationalmannschaft, Manon Kruse, war aufgefallen, dass ihre alte Freundin bereits spielberechtigt für die W35-Konkurrenz war. „Als sie mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, Deutschland in Florida zu vertreten, musste ich nicht lange überlegen – obwohl meine Vorbereitung nicht die beste war und mir eigentlich die Matchpraxis fehlte“, sagt Etzel.

Der Auftakt gegen die Schweiz in der Gruppenphase – gespielt wurden zwei Einzel und ein Doppel – war dann auch noch ein wenig von Nervosität geprägt, „aber ich habe meine Gegnerin dann mit meinem aggressiven Spiel überrumpelt“, analysiert die 34-Jährige rückblickend. Irland und Südafrika waren nicht so stark, so dass die Deutschen ins Halbfinale einzogen, wo der Gegner Niederlande hieß. „Ein Angstgegner, dazu ein Prestigeduell“, so die deutsche Nummer zwei. „Aber wir wollten unbedingt eine Medaille, das sollte ja kein Familienausflug werden. Wir vier Mädels haben uns auf Anhieb super verstanden“, so die Nationalspielerin. Ihr Match wurde zu einer Achterbahnfahrt - mit glücklichem Ausgang: 7:6, 2:6, 6:1 gewann Franziska Etzel, auch Manon Kruse siegte. Das Finale war erreicht, dort warteten die Gastgeber. Und auch hier hatten die Deutschen das bessere Ende für sich. Etzel gewann 7:6, 6:1, Kruse in drei Sätzen. „Krass, plötzlich waren wir Weltmeister. Wir sind uns in die Arme gefallen, dann gab‘s erst mal ein Bier“, rekapituliert die Tennisspielerin die elf Tage. Untergebracht waren die deutschen Damen in einem schicken Hotel unweit des Ocean Drives. „Alles hat gepasst, das war ein wirklich tolles Erlebnis“, sagt Franziska Etzel.

Im Grafenberger Club fühlt sich die Weltmeisterin jedenfalls pudelwohl, und dort trainiert sie auch ein Juwel, das womöglich ähnlich erfolgreich sein könnte wie Franziska Etzel: Die zehnjährige Jade Saibou ist gerade zum zweiten Mal in Folge Verbandsmeisterin geworden. Ihre Trainerin bremst aber: „Das Mädchen ist noch jung, da kann so viel passieren. Und du brauchst Disziplin über Jahre hinweg. Aber sie ist fleißig und willig, mal sehen, wohin ihr Weg führen wird.“

Franziska Etzel war bis 2008 sieben Jahre auf Tour, ihre beste Platzierung auf der Weltrangliste war Position 376, in Deutschland schaffte sie es bis auf Platz 13. „Irgendwann war der Akku leer, war ich ausgelaugt, fehlte mir einfach die Motivation, auch bei der stetigen Suche nach Sponsoren. Zudem hatte ich ständig Probleme mit der Ferse“, sagt die 34-Jährige. „Immer alleine unterwegs auf der ganzen Welt, und doch siehst du kaum mehr als dein Hotelzimmer und den Tenniscourt“. Hinzu kommt der finanzielle Druck, „oft kannst du froh sein, wenn du am Ende nicht draufzahlst“. Dennoch bereut Franziska Etzel diese Zeit nicht: „Ich bin super dankbar dafür, das war die härteste, aber auch beste Schule.“ 2019 will sie den Titel mit der deutschen Mannschaft verteidigen. „Und dann werde ich auch in der Einzelkonkurrenz starten“, sagt sie. Gut möglich also, dass Franziska Etzel im kommenden Jahr als Doppel-Weltmeisterin nach Grafenberg zurückkehrt.

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