Düsseldorf Gutachten für Grafenberger Gartenlust

Grafenberg · Oberhalb des Jan-Wellem-Brunnens lag einst der von Maximilian Friedrich Weyhe angelegte "Lustgarten". Es war 1816 der erste Park Preußens, der für alle Bürger offen war. Jetzt gibt es konkrete Pläne, Teile davon zu rekonstruieren.

 Gaby und Peter Schulenberg erklären ihren Enkelkindern Jakob (zwei Jahre) und Ronja (fünf), auf welch historisch bedeutsamen Wegen sie im Grafenberg Wald spazieren.

Gaby und Peter Schulenberg erklären ihren Enkelkindern Jakob (zwei Jahre) und Ronja (fünf), auf welch historisch bedeutsamen Wegen sie im Grafenberg Wald spazieren.

Foto: Andreas Bretz

Mit der Wiederentdeckung und Restaurierung des Jan-Wellem-Brunnens nach den Originalunterlagen von Adolph von Vagedes wurde Düsseldorf 2005 durch den Einsatz des dafür gegründeten Förderkreises ein Stück Stadtgeschichte zurückgegeben. Die Rückversetzung zumindest von Teilen des 1816 von Maximilian Friedrich Weyhe zum "Lustgarten" umgestalteten Grafenbergs in den Urzustand blieb zu diesem Zeitpunkt allerdings ein Traum. Das kann sich sehr bald ändern, denn die Stadt will ein Gutachten in Auftrag geben, um die Denkmalwürdigkeit des ersten Düsseldorfer Volksparks, der eben nicht nur für den Adel freigegeben war, zu überprüfen. So könnten womöglich Fördergelder vom Land für eine Neugestaltung beantragt werden. Ein Ergebnis könnte noch in diesem Jahr vorliegen.

"Brunnen und Park bilden eine Einheit", erklären Gaby und Peter Schulenberg, unter anderem als ehrenamtliche Archäologen für den Landschaftsverband Rheinland im Einsatz, übereinstimmend. Ausgerechnet Orkan Ela hat jetzt das Terrain für den womöglich entscheidenden Vorstoß bereitet. "Nach den vielen Schäden im Wald wird ohnehin neu aufgeforstet. Warum dann nicht zumindest hier im Umfeld des Jan-Wellem-Brunnens Gestaltungselemente von Weyhe aufgreifen?", fragt Gaby Schulenberg. In Gesprächen mit der Forstverwaltung haben die beiden Mitglieder des Förderkreises Jan-Wellem-Brunnen bereits abgeklärt, was sich bei einer Rekonstruktion der Pläne, sollte es sich denn wirklich um ein Gartendenkmal handeln, überhaupt realisieren lässt.

"Es gibt noch einige alte Bäume aus der Weyhe-Zeit, ebenso lassen sich bestimmte Wegeverbindungen nachvollziehen, daran kann man anknüpfen", erzählt Peter Schulenberg. Gerade rund um den Berggipfel "Schöne Aussicht" herum würde es sich zudem lohnen, einige Verschönerungen vorzunehmen. "Das alles geht nur Schritt für Schritt", sagt Gaby Schulenberg. Dass zumindest die Neugestaltung der Eingangssituation an der Ernst-Poensgen-Allee auch schon Einzug in den Grünordnungsplan gefunden habe, spreche dafür, dass der Stadt ernsthaft etwas an der Umsetzung des Projekts liege, fügt Peter Schulenberg hinzu.

Die beiden Kenner der Düsseldorfer Stadtgeschichte hoffen, auch für den Jan-Wellem-Brunnen noch weitere Spendengelder akquirieren zu können. Denn auch wenn inzwischen wieder das Wasser fließt und sich die Anlage in einem ansehnlichen Zustand präsentiert, bröckelt es an der hinteren Fassadenmauer. "Die Rückwand ist durch Feuchtigkeitsschäden stark sanierungsbedürftig. Das kostet aber mit Sicherheit rund 100 000 Euro", sagt Archäologe Schulenberg.

Einen Einblick in die Bedeutung des Jan-Wellem-Brunnens und die Entstehung der "Gartenlust am Grafenberge" gewährt Peter Schulenberg morgen im Rahmen einer mindestens zweistündigen Wanderung. Dabei erfahren die Teilnehmer auch, wie Regen-, Schmelz- und Quellwasser den Grafenberger Wald geformt haben und welche Rolle das Wasser des Waldes noch heute für Düsseldorf spielt. Treffpunkt ist um 15 Uhr an der Ernst-Poensgen-Allee, Ecke Staufenplatz.

(RP)
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