Kultur in Düsseldorf Wie im Rausch

Düsseldorf · Drei Musikstudenten haben zum Abschluss ihres Studiums ein Crossover-Projekt mit Jazz und Klassik initiiert. Titel: „Stadtrausch“.

 59 ganz unterschiedliche Instrumentalisten bildeten das Ensemble für „Stadtrausch“.

59 ganz unterschiedliche Instrumentalisten bildeten das Ensemble für „Stadtrausch“.

Foto: privat

Jetzt ist er draußen, der Film. Drei Studenten der Robert Schumann Hochschule haben zum Abschluss ihres Studiums ein Crossover-Projekt initiiert, bei dem sie Jazz und Klassik musikalisch auf einen Nenner bringen wollten. Ein Jahr haben sie in die Idee investiert, als großes Finale gab es ein gemeinsames, auf zwei Tage verteiltes Konzert mit allen 59 beteiligten Musikern im Partika-Saal der Hochschule. Das wurde gefilmt. Und dieses halbdokumentarische, 75-minütige Musikvideo mit Interviews und Hintergrundinformationen steht jetzt abrufbereit – mit einem halben Jahr Abstand – bei YouTube und kann bei allen gängigen Streaming-Plattformen heruntergeladen werden. Der Titel klingt vielversprechend: „Stadtrausch“.

In die Welt gesetzt haben das Projekt Daniel Rheinbay, Jonas Scheler und Paul Schön, alles Studenten des Instituts für Musik und Medien, die zum Abschluss ihres Studiums „richtig einen raushauen wollten“, wie es Rheinbay formuliert. „Eigentlich habe ich im Sommer 2018 nur nach einem Thema für meine Bachelor-Arbeit gesucht. Das hat dann im Verlauf der Zeit eine gewisse Eigendynamik angenommen“, untertreibt der Schlagzeuger und Komponist. Von der ersten Note bis zum letzten Schnitt hat das Trio eng zusammengearbeitet, dabei wurden sie von vielen Kommilitonen unterstützt. Allein fünf Kameras (inklusive Kamerakran) waren an den beiden Konzerttagen im Einsatz. „Insgesamt waren bestimmt 130 Personen beteiligt“, schätzt Rheinbay, bei dem zusätzlich als musikalischer Leiter die Fäden zusammenliefen.

Bei „Stadtrausch“ bilden die Jazzmusiker des Derendorfer Salonorchesters, das sich ebenfalls hauptsächlich aus Studenten zusammensetzt, mit klassischen Orchestermusikern einen neuen Klang­körper. Nach dem Vorbild der Band Snarky Puppy aus Texas, die 2015 mit dem Metropole Orkest aus den Nieder­landen die Konzert-DVD „Sylva“ veröffentlichte, sollte ein Jazz-Fusion-Programm entstehen. Die unterschiedlichen Klangspektren von Big Band und Orchester, so die Intention, versprachen von vorneherein ein ungewöhnliches Hörerlebnis. „Es ging uns aber auch um die Zusammenar­beit innerhalb der Hochschule“, sagt Paul Schön. „Musiker mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten sollten sich auf Augenhöhe begegnen.“

Auf einer eigenen Internetpräsenz wollten die drei Musiker die Kooperation von Klassik und Jazz zudem frühzeitig außerhalb der Hochschule bekannt machen. Außerdem wurde für alle an dem Projekt Beteiligten eine DVD gepresst. Unter dem Strich war das Ergebnis für Daniel Rheinbay grandios, aber es gab auch viele Herausforderungen, die gemeinsam gemeistert werden mussten. „Wenn du selbst mitspielst, gleichzeitig aber die musikalische Leitung hast, fehlt dir natürlich dieser Blick von außen, der Gesamtklang. Ich konnte nicht wirklich eingreifen, musste vielfach anderen vertrauen, das hat jedoch funktioniert.“ Dennoch konnte er die Angst nie ganz ablegen: „Es gab auch viele Absagen, die kompensiert werden mussten. Außerdem habe ich als Schlagzeuger noch nie bei einer so großen Sache mitgemacht.“ Umso überraschter war er am Ende, als er das Ergebnis von „Stadtrausch“, insbesondere den Film, bestaunen durfte: „Das war schon ein ganz großes Ding.“

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