Golzheim Beim Nähen die neue Heimat kennenlernen

Golzheim · Der Kurs im Gemeindehaus der Tersteegenkirche ist im Stadtteil ein wichtiger Treffpunkt für Flüchtlinge.

 Kursleiterin Christine Neuerburg (l.) hilft ihren "Schülerinnen" aus Ländern wie Nigeria beim Nähen von T-Shirts und Baby-Mützen.

Kursleiterin Christine Neuerburg (l.) hilft ihren "Schülerinnen" aus Ländern wie Nigeria beim Nähen von T-Shirts und Baby-Mützen.

Foto: Andreas Vollmert/evdus

Im Gemeindehaus der Tersteegenkirche brummen die Nähmaschinen, bunte Stoffballen liegen auf der langen Tischreihe. Eine Frau aus Nigeria beugt sich über den Tisch und nimmt Maß an dem schillernden Stück Stoff, das ein T-Shirt werden soll. Eine Schere liegt griffbereit. An einem anderen Tisch gibt Christine Neuerburg einer Schülerin Tipps zum Nähen eines T-Shirts mit Blumenmuster - in Englisch und Deutsch. Denn Teilnehmer des Nähkurses im evangelischen Gemeindehaus sind Flüchtlinge, die über das Nähen und Schneiden auch ins Gespräch kommen sollen über andere Fragen und Themen, die sie in ihrer neuen Heimat bewegen und interessieren.

Die Stoffballen, an denen die Flüchtlinge jeden Donnerstag ab 16 Uhr im Gemeindehaus arbeiten, sind Spenden, zum Beispiel von einer 90-Jährigen aus der Gemeinde und einem Kölner Stoffgroßhändler. Christine Neuerburg ist eigentlich Kunsterzieherin, aber eben auch eine begeisterte Hobby-Näherin und leitet den Kurs. Ihre Schülerin aus Nigeria ist geschickt an der Nähmaschine, braucht kaum Hilfe: "Stella hat im Wohnheim auch eine Nähmaschine. Die nimmt dann auch was mit, näht begeistert zu Hause weiter", sagt Neuerburg. Auch ein Schneider aus Syrien nimmt an den Kursen teil. Für viele Flüchtlinge ist der Nähkurs eine Abwechslung zum Alltag, ein Treffpunkt, um mit Anderen in der neuen Heimat ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen.

Am Nachbartisch schneidet Svenja Göttler Papier- und Stoffteile zurecht: "Ich fertige jetzt ein Muster an, und wem das gefällt, der kann sich das in seiner Größe fertig nähen. Die afrikanischen Frauen mögen diese bunten Stoffe lieber. Bei den arabischen Frauen - die haben schon wieder einen anderen Geschmack. Das merkt man ganz deutlich."

Um die Babys und Kinder der Flüchtlinge kümmert sich während des Kurses Physiotherapeutin Melanie Michlen in einer Ecke des Raums. Auch sie arbeitet ehrenamtlich: "Wir versuchen ein bisschen zu unterstützen, dass die Kleinen lernen zu krabbeln. Wir haben jetzt auch eine Schwangerschaftsberatung und einen Kurs eingerichtet, in dem uns eine Hebamme besuchen kommt. Das ist auch wichtig für die Frauen". "Das ist ganz toll, dass sie hier Anregungen kriegen und so intensiv mitmachen. Das ist hier ein Treffpunkt", sagt Neuerburg.

(semi)
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