Düsseldorf Kinder begeistern sich für Wagner-Oper

Gerresheim · Eine sechste Klasse des Marie-Curie-Gymnasiums nimmt an einem Kostümwettbewerb für eine Parsifal-Aufführung von Fair-Play-Stiftung und den Bayreuther Festspielen teil. Regisseur und Bühnenbildnerin besuchten die Schüler gestern.

 Oleg Miller (l.) und Piet Fedderke lassen sich von Regisseur Tristan Braun bei ihrer Arbeit helfen.

Oleg Miller (l.) und Piet Fedderke lassen sich von Regisseur Tristan Braun bei ihrer Arbeit helfen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Kinder sind gemein hin nicht so leicht für Opern zu begeistern, gerade Richard Wagner bietet schwere Kost. Bei den Schülern der 6b des Marie-Curie-Gymnasiums in Gerresheim ist das anders. Stundenlang könnten sie über den Inhalt von Parsifal diskutieren, wiedergeben, welche Rolle Titurel oder Amfortas verkörpern und was Gral und Heiliger Speer für eine Bedeutung für den Fortgang des Werks haben. Eine dramatisch-bedrohlich klingende Hörprobe bringen sie sofort mit dem zweiten Aufzug in Verbindung, als Klingsor von seinem düsteren Schloss hinabblickt.

Dass die mehr als 30 Schüler sich derart gut mit Wagner auskennen, hat einen für sie ambitionierten Hintergrund. Die Klasse nimmt an einem Wettbewerb der Fair-Play-Stiftung und den Bayreuther Festspielen teil. Dabei geht es vor allem um die Kreation von Kostümen für eine kindgerechte Parsifal-Fassung (70 Minuten statt fünf Stunden), die am 25. Juli in Bayreuth Premiere feiert. Der Sieger darf nicht nur die Aufführung besuchen, sondern erhält darüber hinaus ein Preisgeld von 250 Euro. Die Chancen stehen für die Gerresheimer nicht schlecht, denn mit dem Comenius-Gymnasium in Oberkassel gibt es nur einen weiteren Konkurrenten.

Gestern besuchten der Regisseur Tristan (wie passend) Braun und Bühnenbildnerin Anneliese Neudecker die Schüler, fachsimpelten mit ihnen über Wagners opulentes Musikdrama und gaben Tipps für die Umsetzung der Kostüme. Die Skizzenblöcke der Kinder waren da bereits prall gefüllt. Auffällig: Während die Jungen die Protagonisten vorwiegend wie die Inkarnation eines Superhelden sehen, wirken die gezeichneten Geschöpfe der Mädchen eher zart wie aus einem Märchenwald.

Dagmar Jansen, Pädagogin für Textilgestaltung, die zusammen mit Klassen- und Musiklehrer Axel Steurich das Projekt mit den Gymnasiasten durchführt, bestätigt: "Die Kinder durften selbst entscheiden, ob sie sich dem Thema klassisch oder ganz modern nähern." Das haben zum Beispiel Sebastian Vaßen und Lukas Ekkert sehr wörtlich genommen. Bei dem einen wirkt Parsifal im Trikot wie ein Fortuna-Spieler, bei dem anderen mit Sonnenbrille, offenem Hemd und Handy wie ein cooler Surfer. "Alles erlaubt", sagt Jansen. In einem nächsten Schritt würden nun Materialien und Stoffe festgelegt. So weit ist Filine Fenske schon längst. Neben Samt und Leder würde sie für das Kleid von Kundry, der geheimnisvollen Helferin der Gralsritter, gerne auch Jacquardstoff benutzen. "Ich habe zu Hause eine Puppe, die ein Kleid aus diesem Stoff hat. Das fand ich sehr passend", erklärt sie.

Auch der Besuch aus Bayreuth war äußerst angetan vom angeeigneten Wissen und der künstlerischen Kreativität der Sechstklässler. Tristan Braun erklärte den jungen Opern-Fans, wie sich ein ellenlanges Musikwerk auf etwas mehr als eine Stunde reduzieren lässt: "Indem man zum Beispiel den Aspekt Religion komplett ausklammert." Mit der Frage, was denn ein Keuschheitsgelübde sei, überforderte er die Schüler zwar etwas, seine Tipps beim Zeichnen der Kostüme nahmen sie aber gerne an. Davon hatte natürlich auch Anneliese Neudecker genug parat. Besonders gut kam bei den Schülern an, woraus sie die Inspiration für das Bühnenbild für Zaubergarten oder Märchenwald in der Kinderoper schöpft: "Reale Fotos dienen meist als Vorbilder - wie aus dem Film Charlie und die Schokoladenfabrik."

(RP)
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