Gerresheim Gerricusstift hat einen neuen Abschiedsraum

Gerresheim · Ziemlich steril wirkt der ehemalige Abschiedsraum des Gerricusstifts auf dem Foto: kalte Fliesen am Boden, Kacheln an den Wänden, eine Plastikpalme in der Ecke, in der Mitte des Zimmers ein Abfluss, kaltes Licht aus Neonröhren. So stellt man sich einen Obduktionsraum vor. Das ist die Vergangenheit. Die Gegenwart sieht wesentlich freundlicher aus, nachdem Pater Robert das neu gestaltete Zimmer, in dem Angehörige in Ruhe von einem Verstorbenen Abschied nehmen können, eingeweiht hat: helles Laminat, zwei weiße Sessel, farbige Bilder an den Wänden, warmes Licht - einfach eine Atmosphäre, in der man ungestört eine Zeit lang verweilen und trauern kann.

 Pater Robert bei der Einweihung des Abschiedsraumes

Pater Robert bei der Einweihung des Abschiedsraumes

Foto: HJBa

Der komplett renovierte Abschiedsraum - die Kosten von rund 6700 Euro hat die Bürgerstiftung Gerricus aufgebracht, viele Freiwillige packten zudem unentgeltlich mit an - ist Teil eines neuen Palliativkonzepts am Gerricusstift, das bereits greifen soll, wenn die medizinische Diagnose eines Bewohners kaum Zweifel daran lasse, dass der Tod bevorsteht, erklärt Remy Reuter, Leiter des Pflege- und Seniorenheims in Gerresheim. "Nur drei Prozent der Sterbenden in Deutschland werden in einem Hospiz betreut, der Rest verbringt seine letzten Tage zumeist in einem Krankenhaus oder Pflegeheim. Wir verfügen hier zwar nicht über die finanziellen und personellen Möglichkeiten eines Hospiz, haben aber ein Paket an Maßnahmen geschnürt, um die Rahmenbedingungen deutlich zu verbessern", sagt Reuter.

Dazu zählt in erster Linie eine umfangreiche Schulung (und ständige Weiterbildung) von aktuell drei Mitarbeiterinnen, die die Betreuung von Menschen, die voraussichtlich nicht mehr lange leben, übernehmen oder dabei zumindest hinzugezogen werden. "Wir wollen die Lebensqualität und die Selbstbestimmung dieser Bewohner erhalten, um ein würdevolles Leben bis zum Tod zu ermöglichen", erklärt Reuter. Schmerzen in einem frühen Stadium erkennen und die Medikamente behutsam dosieren, statt den Betroffenen "ruhigzustellen", wie es früher vielleicht die Regel war: Das gehört nach seiner Meinung ebenso zur palliativen Versorgung vor Ort wie die Betreuung von Angehörigen oder eine enge Kooperation mit den Hausärzten in der Umgebung, dem Palliative Care Team Düsseldorf und der Ökumenischen Hospizgruppe in Gerresheim. "Und natürlich muss man die Weiterentwicklung der Palliativmedizin immer im Blick behalten. Zum Glück haben wir hier mit Dr. Udo Wundram einen Arzt im Haus, der dabei voll mitzieht", so Reuter.

Gerricusstift und Bürgerstiftung Gerricus haben in diesem Zusammenhang bereits das nächste Projekt im Auge: Nach niederländischem Vorbild soll es bald einen Snoezelraum mit optischen, haptischen und akustischen Stimulationen geben. Dafür werden noch Spenden benötigt: "http://www.buergerstiftung-gerricus.de" .

(arc)
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