Fünfte Jahreszeit Gerresheimer Hoppeditz nimmt die Politik aufs Korn

Gerresheim · Autokraten, eine schwächelnde Koalition in Berlin, die Umweltspuren und Bäume ohne Lichterkette auf einem Weihnachtsmarkt: Hoppeditz Carsten Bolenz ließ kein Thema aus – zur Freude der Narren am Neusser Tor.

 Sie trotzten dem Regen: die Jecken beim traditionellen Hoppeditz-Erwachen am Neusser Tor in Gerresheim.

Sie trotzten dem Regen: die Jecken beim traditionellen Hoppeditz-Erwachen am Neusser Tor in Gerresheim.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Nach dem ausgiebigen Sommerschlaf hatte der Ahnherr der Hoppeditz-Sippe gerade mal sieben Stunden auf dem Buckel, da erhielt der Düsseldorfer Zweig der Familie bereits Zuwachs. In Gerresheim erwachte das närrische Urgestein wie üblich bei niedrigen Temperaturen und Dauerregen. „Ich hätte heulen können“, gesteht Silke Pitzer. „Als ich um vier Uhr nachmittags zum Aufbauen gefahren bin, fing es an zu regnen.“ Pitzer ist die Schriftführerin der „Gerresheimer Saubande“, die alljährlich das Hoppeditz-Erwachen vor dem Bürgerbüro am Neusser Tor und den Veedelszoch am Karnevalssonntag organisiert.

Zugegeben, der Platz war schon mal besser gefüllt, aber die Karnevalsverrückten schunkelten sich in Stimmung. Dafür sorgten die „Rheinfanfaren“ mit schwungvollen Rhythmen, die Gerresheimer Bürgerwehr mit ihrem schunkelfreudigen „Lerchen Trio“, die neue Band KU 11 und „De Rhingschiffer“. KU11 trat sogar ohne Gage auf, damit die Saubande beim Veedelszoch die Kinder kostenfrei mitlaufen lassen kann. Nicht nur das war ein dreifaches „Gerresheim Helau“ wert. „Der Veedelszoch kostet jedes Jahr 17.000 Euro“, sagt Saubande-Präsident Stefan Pitzer. „Der Erlös unserer Veranstaltungen geht komplett in den Veedelszoch.“

Da war es schade, dass das Hoppeditz-Erwachen so verregnet war, was allerdings der Spitzfindigkeit und dem Satiregeist des Gerresheimer Oberjecken keinen Abbruch tat. Carsten Bolenz alias „Hoppeditz“ nahm in gekonnter Manier die große Weltpolitik („Die Herren Johnson, Trump und Erdogan zerschlagen weiter fleißig Porzelan“), die bundesweite Politik („Auch die deutsche Bundesregierung, die träumt so vor sich hin, die kriegen ja weder ne Maut, geschweige denn irgendwas Wichtiges hin.“), die städtische Politik („Statt der Errichtung unnützer Umweltspuren fordere ich vorher den Ausbau der Infrastrukturen.“) und natürlich die Stadtteile („Ganz ehrlich, ein Weihnachtsmarkt mit Baum ohne Lichterkette ist doch so stimmungsvoll wie eine Autobahnraststätte.“) aufs Korn. So einige der jecken Vorwürfe konnte Bezirksbürgermeister Karsten Kunert nicht auf sich sitzen lassen. „Der Hoppeditz ärgert sich über die Umweltspur und auch die halbe Welt: Damit würde nur wieder der Autofahrer gequält. Aus aus anderen Städten wissen wir, es sind Maßnahmen geboten. Sonst wird auch Düsseldorf nicht vorbeikommen an Fahrverboten“, konterte Kunert.

So schenkten sich die beiden Protagonisten der unterschiedlichen Lager im durchaus ernst gemeinten verbalen Schlagabtausch nichts. Was sie aber nicht daran hinderte, nach ihren Reden freundschaftlich vereint ein Bier zusammen zu trinken. Denn wer austeilt, muss auch einstecken können. Und das können beide. – Die Saubande organisiert ihr Sommerfest, das Hoppeditz-Erwachen und den Veedelszoch. In diesem Jahr, anlässlich ihres 4x11-jährigen Jubiläums, gibt es auch noch ein Geburtstagsfest (8. Februar) im Eventbahnhof Gerresheim.

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