Gerresheim Gerresheimer Geschichte zum Anfassen

Gerresheim · Einmal im Jahr stellt der Bürger- und Heimatverein Gerresheim das Brunnenfest zu Ehren des Brunnens auf dem Gerricusplatz auf die Beine. Sein Erbauer, Künstler Karl-Heinz Klein besucht das Fest seit 33 Jahren.

"Ihr sollt nicht so viele Feste feiern!", ermahnte einst schon Joachim Erwin die Gerresheimer scherzhaft, als er wieder einmal am Wochenende auf den Gerricusplatz eingeladen war. Gehalten haben sie sich in Gerresheim bis heute nicht daran. An diesem Wochenende stand der Platz neben der Basilika St. Margareta ganz im Zeichen eines seiner auffälligsten Merkmale: Der bronzene, fünf Meter hohe Brunnen von Künstler Karl-Heinz Klein in der Mitte des Platzes war Namensgeber für das Brunnenfest, das der Heimat- und Bürgerverein Gerresheim einmal im Jahr organisiert.

Bühnenprogramm mit Musik und rhythmischer Sportgymnastik, eine Tombola, ein Kinderkarussell - das typische bunte Treiben auf dem Gerricusplatz schaute sich Karl-Heinz Klein lieber aus der Ferne an. Am Rand hatte er sich ein ruhiges Plätzchen gesucht, mit bestem Blick auf "seinen" Brunnen. "Es freut mich ungemein, dass dieses Fest jedes Jahr veranstaltet wird und die Leute um den Brunnen zusammenkommen", sagte der 90-Jährige. Wenn er von dem Wettbewerb erzählt, den er damals mit seiner Arbeit gewann, hört es sich fast an, als sei der zweieinhalb Tonnen schwere Koloss aus Bronze erst gestern aufgestellt worden. "Die Aufgabe war, ein Kunstwerk für Gerresheim zu schaffen. Natürlich hätte ich auch eine Statue von Gerricus machen können. Aber ich wollte mit meinem Werk etwas über Gerresheim erzählen. Und das geht am besten mit erzählenden Reliefs", erklärte der Künstler.

Entstanden sind so 15 Köpfe und 15 Motive, die entlang der fünf Meter hohen Säule einen Querschnitt durch die Geschichte Gerresheims zeigen. Die erste Szene stellt den Überfall ungarischer Reiter auf das Damenstift im Jahr 919 dar, bei dem auch die Kirche vollständig niedergebrannt wurde. Es folgen Darstellungen etwa des Neubaus der Stiftskirche von 1202 bis 1230 oder der letzten Hexenverbrennung in Westdeutschland, die 1737/38 in Gerresheim stattfand. Das letzte große Ereignis, das auf dem Brunnen verewigt wurde, ist schließlich der Festumzug zur 1100-Jahr-Feier im Jahr 1978.

Gerresheim ist ohne Frage ein geschichtsträchtiger Ort. Da verwundert es nicht, dass die heimatverbundenen Gerresheimer auf ihren Brunnen besonders stolz sind: "Wir als Bürger- und Heimatverein haben die Patenschaft für den Brunnen übernommen. Wir pflegen und säubern ihn und organisieren natürlich das Brunnenfest", erklärte Vereinsmitglied Rainer Klöppen.

Doch bei all der Historie durfte natürlich auch das eine Thema nicht fehlen, das derzeit in Gerresheim in aller Munde ist: Der Start der Tour de France im nächsten Jahr, die einmal quer durch den Stadtteil führt. "Radsport wurde hier in Gerresheim schon immer großgeschrieben. Wir finden es gut, dass die Tour durch Gerresheim führt und jetzt, wo alles beschlossene Sache ist, müssen wir das Event auch unterstützen", sagte Vereinsvorsitzende Rosi Theiß. Neben einer Podiumsdiskussion zum Thema konnten die Besucher so zum Beispiel mithilfe einer Virtual-Reality-Brille den Streckenverlauf selbst durchfahren. "Es war toll, die Strecke zu sehen, sich links und rechts umschauen zu können", sagte ein sich freuender Werner Krause, der das Angebot gleich ausprobierte. "Ich finde es super, dass die Tour de France hier startet. Wenn die Stimmung und Atmosphäre so gut werden wie beim Race am Rhein kann es nur eine tolle Sache werden."

(RP)
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