Porträt Gerresheim Zwischen Kunst und Biologie

Gerresheim · Katrin Saran hat als Pflanzen-Illustratorin lange vor allem Lehrbücher bestückt. Inzwischen ist ihr Beruf vom Aussterben bedroht.

 Katrin Saran in ihrer Gerresheimer Wohnung, in der selbstverständlich das Grün der Pflanzen dominiert.

Katrin Saran in ihrer Gerresheimer Wohnung, in der selbstverständlich das Grün der Pflanzen dominiert.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Als Pflanzen-Illustratorin zeichnet Katrin Saran detailgetreue Bilder von Pflanzen. Eine Tätigkeit, die viel Zeit veranschlagt und in Zeiten der Digitalisierung vom Aussterben bedroht ist. Doch mit ihrer Tätigkeit schafft Saran etwas, das weder Kameras noch Computer bieten: eine Verbindung aus Naturwissenschaft und Kunst.

Beim Eintritt in Katrin Sarans Wohnung in Gerresheim offenbart sich sofort ihre Liebe fürs Grün. Überall stehen große und kleine Pflanzen, an den Wänden hängen einige ihrer Illustrationen. Diese Liebe begann schon in der Kindheit der gebürtigen Düsseldorferin. Aufgewachsen in Holthausen verbrachte sie viel Zeit bei ihrem Großvater auf dem Land, der einen großen Garten hatte. Dieser war für sie nicht nur Zufluchtsort aus der Großstadt, sondern auch Inspiration. Schon als Kind malte sie Bilder von Pflanzen. Nach bestandenem Abitur setzte sie dieses Hobby fort. An der Fachhochschule in Krefeld studierte sie visuelle Kommunikation. „Ich wollte lernen, bewusst mit den Dingen umzugehen“, erzählt sie. Gemeint ist damit eine detailgetreue Arbeit, denn das macht Katrin Sarans Werke aus.

Ihre Aufgabe ist es, Pflanzen originalgetreu auf Papier abzubilden. Das bedeutet für sie Blüten und Blätter nicht nach Gutdünken zu illustrieren, sondern sie mit jedem kleinsten Detail abzubilden. Eine herausfordernde Aufgabe, da das Zeichnen von Pflanzen durch unterschiedliche Färbungen, Lichteffekte und Schattierungen nicht so einfach von der Hand geht. So kostet sie ihre Arbeit viel Mühe und Zeit, sowohl bei der Recherche als auch in der Ausführung. „Mir ist es wichtig, dass meine Arbeit Hand und Fuß hat“, sagt sie.

Da liegt jedoch die Frage auf der Hand, warum sie stattdessen nicht einfach zum Fotoapparat greift. „Ich kann als Zeichnerin auch mit Kontrasten spielen“, sagt sie. Gemeint ist damit, gewisse Teile einer Pflanze hervorzuheben, wenn diese im Kontext der Abbildung von besonderer Bedeutung sind. Zu den Kunden eines Pflanzen-Illustrators zählen dementsprechend insbesondere Verleger von Lehrbüchern zum Thema Biologie. Beim Anfertigen ihrer Zeichnungen arbeitet sie vollkommen analog. Erst nach Vollendung scannt sie ihr Werk ein, um es zu digitalisieren. „Ich habe eine Zeit lang am Computer gezeichnet“, sagt sie, „doch dabei merkte ich, dass ich dadurch schlechter im analogen Zeichnen werde, sodass ich wieder damit aufgehört habe.“ Doch diese ehrenvolle Haltung hat seine Kosten.

So verschlingt schon die Anfertigung einer kleinen Abbildung schnell mehrere Stunden Arbeitszeit. Hinzukommt, dass ihr Beruf vom Aussterben bedroht ist. Denn viele Verleger haben bereits eine ausreichend große Menge an Abbildungen in ihren Archiven oder greifen auf kostenloses Material aus dem Internet zurück, sodass sie nur noch selten Aufträge verteilen. So hat Katrin Saran ihr Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren angepasst, sodass sie sich mittlerweile einen neuen Kundenkreis für ihre Arbeit aufgebaut hat. Saran zeichnet nun hauptsächlich für Stiftungen oder Museen, wo sie zum Beispiel Flyer mit ihren Kunstwerken für Ausstellungen erstellt. Zudem hat sie sich ganz nebenbei ein Berufsfeld abseits der Kunst erarbeitet: als Referentin im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität. Denn aufgrund ihrer Recherche für ihre Zeichnungen hat sie sich über die Jahre hinweg ein großes Fachwissen zur Botanik angeeignet, dass sie nun bei Besucherführungen oder Veranstaltungen der Kinder-Uni weitergibt. Ihre große Leidenschaft bleibt jedoch die Kunst. Und die wird zu ihrer Freude trotz eines nachlassenden Bedarfs an Pflanzen-Illustratoren noch immer nachgefragt.

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