Gerresheim Geld oder Leben!

Gerresheim · Peter Stegt und Hanno Parmentier rollen die Geschichte Gerresheims in dem quartalsweise erscheinenden History-Magazin "Gerrikuss" neu auf. In der ersten Ausgabe widmen sich die Autoren Zwielichtigem aus dem Stadtteil.

 Peter Stegt (r.) zeigt auf dem Tablet die erste "Gerrikuss"-Ausgabe. Hanno Parmentier hält bereits den Entwurf von Ausgabe zwei in der Hand.

Peter Stegt (r.) zeigt auf dem Tablet die erste "Gerrikuss"-Ausgabe. Hanno Parmentier hält bereits den Entwurf von Ausgabe zwei in der Hand.

Foto: H.-J. Bauer

Kaum ein Düsseldorfer Stadtteil ist historisch so ausführlich durchleuchtet worden wie Gerresheim. Oftmals hatten Peter Stegt und Hanno Parmentier dabei ihre Finger im Spiel. Nun geben die beiden Historiker ein alle drei Monate erscheinendes Magazin heraus, dass sich ausschließlich mit der Geschichte von Gerresheim beschäftigen wird. Dass die Autoren dabei versprechen, vor allem Neues zu behandeln und keineswegs alte Kamellen aus der Schublade zu kramen, lässt erkennen, dass längst noch nicht alle Kapitel der bis 1909 eigenständigen Stadt geschrieben sind. "Gerrikuss" wird das stets rund 40 Seiten umfassende Werk heißen, und die Herausgeber sind überzeugt, dass es ein Publikum finden wird. "Die Gerresheimer stehen ihrer Geschichte sehr aufgeschlossen und interessiert gegenüber", sagt Peter Stegt.

Ein Leitthema führt den Leser durch die Publikation, in dem am 16. März erscheinenden Heft eins wird das die (Klein-)Kriminalität in Gerresheim vergangener Tage sein. "Vom Brötchendiebstahl bis zum Kirchenraub" verspricht Parmentier spannende Lektüre. Überschrift: "Geld oder Leben! - Zwielichtiges aus Gerresheims Vergangenheit". Auf den kommenden Seiten folgen dann weitere Rechercheergebnisse der beiden Historiker, "wissenschaftlich fundiert, aber ohne riesigen Anmerkungsapparat sowie flüssig und unterhaltsam geschrieben", betont Stegt, der hinzufügt: "Wir haben so viel Material, das reicht jetzt schon für mindestens sieben weitere Ausgaben."

Seit rund zehn Jahren schwirrt das Projekt, die vielen Forschungsergebnisse über die Gerresheimer Historie strukturiert und gebündelt zusammenzutragen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, in den Köpfen der Historiker. Anfangs waren noch Peter Henkel und Thomas Boller beteiligt, "irgendwie ist es dann aber doch immer eingeschlafen", sagt Stegt. Jetzt war es an der Zeit, "und die Resonanz bei den Gerresheimern im Vorfeld war ausnahmslos positiv", berichtet Parmentier. Recherchiert wurde natürlich im Stadtarchiv. Stegt betreut zudem das Pfarrarchiv der Kirchengemeinde St. Margareta, "ich habe zum Beispiel aber auch ganze Bilderserien, die nie abgedruckt wurden, auf E-Bay ersteigert", erzählt Stegt.

Zu viel soll an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden, aber die ein oder andere Sensation wird schon dabei sein, wenn das Autoren-Duo sein Archiv aufklappt. So bezweifeln Stegt und Parmentier etwa, dass Napoleon tatsächlich auf seiner Rückkehr von Tilsit 1807 in der Gaststätte Kaiserburg abgestiegen ist. "Offensichtlich nur eine Legende, um dem Restaurant einen wohlklingenden Namen zu geben", sagt Parmentier, der 40 Jahre als Journalist gearbeitet hat und durch sein Buch über den "Würger von Düsseldorf", Peter Kürten, Bekanntheit erlangte.

Dass die Benderstraße zu Gerresheims Hauptverkehrsader wurde, ist zudem eine noch relativ junge Entscheidung, wie der 68-Jährige anhand einer Militärkarte aus dem Jahr 1823 herausgefunden hat. "Ursprünglich war womöglich sogar die Speestraße dafür vorgesehen." Dass es in Gerresheim außerdem nie Prostitution gegeben hat, war wohl außerdem reines Wunschdenken von Bürgermeister Otto Bender (1847-1904), erklärt der 40-jährige Peter Stegt, der als Lehrer am Erzbischöflichen Suitbertus-Gymnasium in Kaiserswerth arbeitet. Er will im "Gerrikuss" das Gegenteil beweisen.

Peter Stegt und Hanno Parmentier harmonieren jedenfalls nahezu perfekt, wie beide übereinstimmend betonen. "Wir diskutieren nichts zu Tode, es ist erstaunlich, wie viel dabei rumkommt, wenn wir mal vier Stunden zusammenhocken", sagt Parmentier. Und Stegt erklärt: "Die Gerresheimer Geschichte ist alles andere als abgegrast. Der Stoff reicht noch locker für die nächsten 50 Jahre."

(arc)
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