Düsseldorf Frauen aktiv bei Gerresheimer Schützen

Gerresheim · Die meisten Gesellschaften der Bruderschaft haben weibliche Mitglieder. Ihnen stehen alle Ämter offen. Als neue Königin wird Monika Voßen gekrönt. Sie setzte sich beim Schießwettbewerb auch gegen ihren Ehemann durch.

 Die Gerresheimer Schützenbruderschaft ist kein reiner Männerverein. Das zeigt sich deutlich beim Festzug, bei dem in fast allen Gesellschaften neben Männern auch Frauen mitmarschieren.

Die Gerresheimer Schützenbruderschaft ist kein reiner Männerverein. Das zeigt sich deutlich beim Festzug, bei dem in fast allen Gesellschaften neben Männern auch Frauen mitmarschieren.

Foto: Andreas Endermann

Lina (5) stand am Sonntag aufgeregt am Straßenrand und schaute sich die große Schützenparade in Gerresheim an. Sie freute sich besonders über die vielen Pferde und Kutschen im Festzug. Doch am meisten gefiel Lina die Schützenkönigin. ,,Die hat immer so schöne Kleider an", meinte die Fünfjährige. Im Umzug der Gerresheimer St. Sebastianus-Bruderschaft waren viele Frauen zu sehen, auch wenn das Schützenbrauchtum früher eher eine Männerdomäne war. Mit den Jahren scheint sich ein Wandel vollzogen zu haben, denn viele Frauen sind mittlerweile in Spielmannszügen oder beim Reiterkorps dabei. Von den rund 400 Vereinsmitgliedern der Gerresheimer Bruderschaft sind knapp 100 weiblich.

"So weit ich weiß, gibt es in unserem Verein nur zwei Kompanien, in denen ausschließlich Männer zugelassen sind. Ansonsten sind überall auch Frauen zu sehen", sagte Sabrina Blaas. Für sie mache es überhaupt keinen Unterschied, ob man als Mann oder Frau bei den Schützen sei. Blaas: "Die Ämter stehen allen offen. Meine Mutter ist zum Beispiel Hauptmann und wird einfach mit Frau Hauptmann angeredet."

Selbst die Jäger- und die Kaiser-Friedrich-Kompanie der St. Sebastianus-Bruderschaft, in denen ausschließlich Männer Mitglied sein dürfen, kommen nicht ganz ohne Frauen aus. "Bei den Treffen sind oft die Ehefrauen dabei. Und spätestens, wenn es um so Sachen wie Kartoffelsalat machen geht, braucht man Unterstützung", verriet Ute Schwarz, Schriftführerin der Gerresheimer Bruderschaft.

Auch für Heike Weiß ist es selbstverständlich, in einem Schützenverein zu sein. Weiß ist mittlerweile fünf Jahre bei den Schill'schen Offizieren aus Unterrath. Als ihre Gruppe sich am Sonntag beim Gerresheimer Schützenzug einfand, war sie diesmal ganz allein unter Männern. "Eigentlich sind wir drei Frauen in unserer 14-köpfigen Kompanie", erklärte Weiß. Bei den Schill'schen Offizieren fühlt sie sich wohl. "Ich bin wahnsinnig stolz, dass ich diese Uniform tragen darf und mich zum Spieß hochgearbeitet habe", sagte sie.

Dass die weiblichen Schützen nicht nur selbstbewusst sind, sondern auch durchaus mit den Männern mithalten können, bewies Monika Voßen beim Königsschießen. Sie trat gegen vier Männer an und konnte den Wettbewerb für sich entscheiden. Im kommenden Jahr ist sie die Nachfolgerin von Schützenkönig Peter Graw. "Das ist nicht das erste Mal, dass eine Frau bei uns das Schießen gewonnen hat. Es gab bereits zwei Königinnen", sagte Ute Schwarz, die wie Voßen im zweiten Grenadier der St. Sebastianus-Bruderschaft Mitglied ist. Verblüffend war jedoch, dass Monika Voßen ihren eigenen Ehemann im Königsschießen schlug. "Er musste bei dem Ergebnis auch erst einmal schlucken. Doch die Reaktionen auf die Königin waren durchweg positiv", so Schwarz.

Nicht nur die Schützen freuen sich auf ihre zukünftige Königin. Auch bei den Gerresheimern kommt Monika Voßen gut an. Gerd Unzen gefällt es, dass immer mehr Frauen im Brauchtum vertreten sind. "Es ist doch schön, zu sehen, dass Traditionen erhalten werden. Dabei sollte es doch keine Rolle spielen, ob man als Mann oder Frau bei den Schützen mitmacht."

(RP)
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