Gerresheim Ein Dorf mitten in der Stadt

Gerresheim · Im Neubaugebiet Quellenbusch entsteht ein weiteres Projekt des Vereins "Wohnen mit Kindern". Es ist bereits das dritte seiner Art, bei dem 30 Familien ihren Traum von gemeinschaftlichem Leben verwirklichen wollen.

 Peter Schüßler vom Nachbarn "Qbus" schenkt Claudia Kruppe ("Wohnen mit Kindern") zum Bergfest einen Spielzeug-Schaufelradbagger.

Peter Schüßler vom Nachbarn "Qbus" schenkt Claudia Kruppe ("Wohnen mit Kindern") zum Bergfest einen Spielzeug-Schaufelradbagger.

Foto: H.-J. Bauer

Die Stimmung ist gelöst, Kinder wuseln umher, das gemeinsame Essen wird vorbereitet. An der Halleschen Straße im Neubaugebiet Quellenbusch wird auf der Baustelle Bergfest gefeiert, das Häuserensemble mit insgesamt 30 Wohnungen ist zur Hälfte fertig, obwohl Architekt Norbert Post zur Freude der Anwesenden sagt: "Gefühlt liegen wir eigentlich schon bei 80 Prozent."

Auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück in Gerresheim entsteht ein Haus mit 30 Eigentums- und Mietwohnungen unterschiedlicher Größe inklusive Gemeinschaftsräumen, die, so Post, "in der heutigen Zeit die Funktion von Eckkneipen, wie es sie früher noch gab, übernehmen". Der Rohbau ist abgeschlossen, der Innenausbau bereits gestartet. Im April 2017 soll alles fertig sein. "wmk3" nennt sich die Baugruppe nach dem Verein "Wohnen mit Kindern", es ist bereits das dritte Projekt dieser Art. 1995 entstand ein Mehrfamilienhaus an der Otto-Petersen-Straße, vor drei Jahren konnten zwei Mehrfamilien-Passivhäuser in unmittelbarer Nachbarschaft der Baustelle in Gerresheim (Projektname "Qbus") von der Eigentümergemeinschaft bezogen werden.

Was sich die 30 Parteien, die eine Gemeinschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet haben, von dem Wohnabenteuer versprechen, kleidet Saskia Gräßler in passende Worte: "Es ist wie ein Dorf in der Großstadt, mit guter Infrastruktur, in dem es nie langweilig wird, wo meine Tochter immer einen Spielkameraden findet, die Nachbarn sich gegenseitig unterstützen und man gemeinsam alt wird." Das Wohnprojekt wurde in der Gruppe geplant, der Baustandard sollte zudem nachhaltig, aber eben auch für Normalbürger finanzierbar sein. Begleitet wird das Vorhaben von einem unabhängigen Finanzberater, der die einzelnen Parteien und die gesamte Gruppe berät.

"Kinderfreundlichkeit ist dabei eben nicht das einzige Kriterium, die Altersstruktur soll insgesamt breiter ausfallen, auch ältere Menschen und vor allem Alleinstehende sollen in der Gruppe Rückhalt finden", sagt Claudia Kruppe, die sich als stellvertretende Vorsitzende von "Wohnen mit Kindern" vorwiegend um die Finanzen des Vereins kümmert. Diesen Grundsatz sieht Sabine Blom von "wmk3" an der Halleschen Straße optimal verwirklicht: "Es sind auch Paare ohne Kinder in der Baugruppe, die Altersspanne reicht von Ende 20 bis Anfang 60." Was jetzt nur noch fehle, sei der geplante Supermarkt an der Ecke zur Dreherstraße.

Oberbürgermeister Thomas Geisel ist nach eigener Aussage ein großer Fan dieser Baugruppen, die auf Selbstinitiative setzen und mit der Verwirklichung ihrer Visionen neuen Wohnraum zu vergleichsweise niedrigen Baukosten schaffen. "Das ist eine wirklich zeitgemäße Form des familiären Zusammenlebens, bei der Nachbarschaft gestiftet und befruchtet wird."

Natürlich profitieren die "wmk3"-Mitglieder von den Erfahrungen der Bewohner der anderen beiden Bauprojekte in Düsseldorf. Dazu trifft man sich in der Regel jeden Mittwoch im Gemeinschaftsraum der Nachbarn von "Qbus", um zu planen, die Baufortschritte zu dokumentieren oder sich einfach näher kennenzulernen. Samstags gibt es darüber hinaus einmal im Monat Workshops zu ganz unterschiedlichen Themen. Und es existiert auch schon eine Arbeitsgemeinschaft mit dem passenden Namen "Schöner Leben".

(RP)
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