Gerresheim Durch diesen Hohlweg musst du gehen

Gerresheim · An Gerresheim führte mit dem "Mauspfad" einst eine der bedeutendsten Altstraßen des Mittelalters vorbei. Ein Gastbeitrag.

 Der am besten erhaltene Teil des Mauspfads mit einem Hohlweg befindet sich südlich des Sauerwegs nahe des Schäpershofs in Richtung Rotthäuser Weg.

Der am besten erhaltene Teil des Mauspfads mit einem Hohlweg befindet sich südlich des Sauerwegs nahe des Schäpershofs in Richtung Rotthäuser Weg.

Foto: bs

Ohne Wege, die Menschen zusammenführen, entsteht keine Kultur. Straßen schaffen wirtschaftliche Verbindungen, gesellschaftliche Beziehungen und kulturellen Austausch. Bevor Eisenbahnen, Autos und Flugzeuge das moderne Reiseverhalten sowie die Mobilität der Menschen revolutionierten, hatten historische Fernwegenetze eine kaum zu überschätzende Bedeutung.

Die mittelalterlichen Reisenden benutzten in unebenem Gelände bevorzugt alte Straßen auf den Höhenrücken. Die Wege in den Tälern und Niederungen bargen die Gefahr, insbesondere mit Karren und Fuhrwerk in den feuchten Böden steckenzubleiben. Auf den Höhenlagen war dagegen nur der Aufstieg beschwerlich. Das Gelände war im Steigungsbereich schwierig, so dass vorrangig schmale Wege angelegt wurden, die im Laufe der Zeit zu Hohlwegen ausgefahren wurden.

Die historischen Wege verliefen zumeist längs der Höhen und quer durch die Täler, im Gegensatz zu den heutigen Straßen, die genau umgekehrt, nämlich längs durch die Täler und quer über die Höhen verlaufen. Früher führten die Straßen relativ gerade von Punkt A nach B den Berg hinauf und hinunter. Die Menschen orientierten sich an der Luftlinie und hielten sich ziemlich genau daran. Der Verkehr begann mit Trampelpfaden, die nach und nach ausgefahren wurden. Wer viel umherfuhr, galt im eigentlichen Wortsinne als "erfahren". Die Talstraßen dagegen waren eben und daher weniger anstrengend, mussten aber befestigt werden und unterlagen ständiger Wartung und Pflege. Dies konnte im Mittelalter und der Frühen Neuzeit kaum bewerkstelligt werden. Auch bedingen sie einige Umwege, da die Täler meist Bögen schlagen. Es war also logisch und zeitsparend, die historischen Wege über die Höhen zu führen.

Im Stadtteil Gerresheim führte mit dem "Mauspfad" einst eine der bedeutendsten Altstraßen des Mittelalters vorbei. Entlang der alten Wege haben Archäologen in den letzten Jahren Fundsachen wie Grabbeilagen und Werkzeuge aus allen Epochen der Siedlungsgeschichte bis in die Jungsteinzeit bergen können. Der Mauspfad war Teil eines umfassenden Wegenetzes, das den Rheingau über Siegburg, Köln und Hilden mit Duisburg verband, wo die alte Handelsstraße den Hellweg kreuzte.

Vermutlich folgte der Weg im Düsseldorfer Norden den Orten in der Rheinebene, wobei Kaiserswerth eine bedeutende Etappe gewesen sein dürfte.

Im rechtsrheinischen Köln verlief die Altstraße, deren Name sich vermutlich von Maut (Zoll) ableitet, nahe am ehemaligen Rheinufer entlang und durchquerte unter anderem die heutigen Stadtteile Dünnwald und Dellbrück. Für die Menschen hatte der Mauspfad eine wichtige Funktion im Fernhandel am Niederrhein. Rheinabwärts führte der Weg an Opladen und Langenfeld vorbei bis Erkrath. Nordwestlich des Hauses Morp und östlich des Gerresheimer Friedhofs sind am Waldhang oberhalb des Rotthäuser Bachtals noch einige parallel verlaufende Altwege vorhanden.

Auf dem heutigen Düsseldorfer Stadtgebiet setzte sich der Straßenverlauf südlich des Sauerwegs nahe des Schäpershofs in Richtung Rotthäuser Weg in Ludenberg fort. Hier befindet sich der am besten erhaltene Teil des Mauspfads mit einem Hohlweg, der als jahrhundertealtes Bodendenkmal größere Beachtung verdient. Vor allem in der jetzigen Jahreszeit lädt das Naturschutzgebiet Rotthäuser Bachtal - nicht nur für Geschichtsinteressierte - zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Großstadtflair kann hier gegen Natur und die Aura vergangener Zeiten getauscht werden.

Über den Autor Stefan Hirschmann hat an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Geschichte und Politik studiert und ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher und Fachpublikationen. Er ist zudem Chefredakteur der Zeitschrift "die bank". Stefan Hirschmann wohnt zurzeit im Stadtteil Ludenberg.

(RP)
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