Düsseldorf Die Nachbarschaft im Stadtteil fördern

Gerresheim · Anna Eggeling will als Quartiersmanagerin die Bewohner ermuntern, im Wohnviertel aktiv zu werden und den Alltag gemeinsam zu gestalten. Viele Kontakte und gegenseitige Hilfe sollen die Vereinsamung verhindern.

 Anna Eggeling will die Bewohner Gerresheims ermuntern, selbst die Gestaltung des Stadtteils in die Hand zu nehmen. Bei einem ersten Treffen wurden Aktionsfelder abgesteckt.

Anna Eggeling will die Bewohner Gerresheims ermuntern, selbst die Gestaltung des Stadtteils in die Hand zu nehmen. Bei einem ersten Treffen wurden Aktionsfelder abgesteckt.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

An Menschen läuft Anna Eggeling nicht gerne vorbei. Sie mag es, auf der Straße ein Gespräch zu beginnen und beim Plauschen etwas über den Alltag im Viertel zu erfahren und von sich selbst zu erzählen. "Bei meinen Rundgängen durch die Wohnviertel habe ich schon viel Interessantes über Gerresheim erfahren", berichtet die 25-Jährige, die gerade nach ihrem Examen an der Fachhochschule im Fachbereich Kultur, Ästhetik und Medien ihre Stelle als Quartiersmanagerin angetreten hat. Aber diese sperrige, bürokratische Bezeichnung will sie möglichst nicht verwenden, sie sieht sich als Unterstützerin für ein nachbarschaftliches Leben in Gerresheim.

Genau das will die Initiative Gerresheimer Netz gegen Armut fördern, das diese Stelle eingerichtet hat. Das Konzept erschien der Deutschen Fernsehlotterie sinnvoll und vielversprechend, so sagte sie eine finanzielle Förderung zu. In der Initiative arbeiten Bürger, Vereine, die evangelische und katholische Kirche und das Zentrum plus zusammen. "Es gibt in Gerresheim schon viele Angebote und unterschiedliche Netzwerke, aber sie sind vielen noch nicht bekannt oder sie arbeiten nebeneinander her", berichtet Eggeling von ihren ersten Erfahrungen, die sie seit Antritt ihrer Stelle im Oktober 2013 gesammelt hat. Sie will dazu beitragen, dass sich das ändert. "Am besten ist die Mundpropaganda für die Angebote", ist sie überzeugt — nicht zuletzt wegen der vielen offenen Gespräche, die sie gerne führt. Gerade die Tipps und Anregungen, aber auch Fragen nach Hilfe seien in solchen Gesprächen unkompliziert möglich. Prospekte und Handzettel würden weitaus weniger beachtet.

Aber es geht dem Gerresheimer Netz gegen Armut und Anna Eggeling nicht nur darum, dass die bestehenden Angebote angenommen werden. "Wir müssen auch herausfinden, ob sie für die Bewohner interessant sind. Am besten ist es, wenn sie selbst sagen, was sie wünschen, und dann auch aktiv werden", sagt Eggeling. Diese Aktivität will sie unterstützen. Es bringe wenig, wenn Menschen nur versorgt oder bedient würden. "Erst wenn sie ihr Leben selbst gestalten, wächst ihr Selbstwertgefühl. Und gemeinsame Aktionen sind ein gutes Mittel gegen Vereinsamung."

Deshalb arbeitet sie als Quartiersmanagerin auch kein festgelegtes Programm ab, sondern schafft neue Aufgabenfelder mit den Menschen. Erster Schritt dazu war das Angebot einer Zukunftswerkstatt, in die jeder kommen und seine Vorstellungen nennen konnte. "Ich war aufgeregt, ob Gerresheimer kommen und ob sie miteinander auskommen würden", gesteht sie nach dem Treffen. Aber sie hatte den Mut, ungewohnte Wege zu gehen, nicht zuletzt durch ihre Projekte an der Universität oder ihre bisherige Mitarbeit in einem Zentrum plus oder Nachbarschaftstreffs: "Da habe ich erfahren, dass ich mit Menschen umgehen und helfen kann, ihre Wünsche in die Hand zu nehmen."

Das zeichnet sich auch nach der Zukunftswerkstatt ab: Vier Aufgabenfelder haben die 23 Besucher für sich abgesteckt (siehe Info), die sie in Angriff nehmen wollen. "Da hat sich auch gezeigt, wie kreativ die Bürger sind, wenn sie beispielsweise die Dreherstraße durch Strickmäntel für Bänke schmücken oder ein Fahrradcafé gründen wollen, in dem sich Besucher bei Kaffee und Kuchen unterhalten und gleichzeitig kleine Rad-Reparaturen erledigen", sagt Eggeling und ist gespannt, wie sich die Projekte entwickeln. Auf ihre Hilfe bei der Organisation können die Akteure bauen.

(RP)
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