Gerresheim Denk mal!

Gerresheim · Die Stadt hat den Buscherhof in Gerresheim, der sich in ihrem Besitz befand, abgerissen: Einsturzgefahr. Heimatkundler kritisieren, dass ihnen zuvor nicht ermöglicht wurde, den historischen Gewölbekeller aus dem Jahr 1634 zu kartieren.

 Nur noch Schutt und Asche ist nach dem Abriss des Buscherhofes von dem ehemaligen Bauernhof übrig geblieben. In dem alten Stallgebäude nistet ein Schwalbenpärchen, es wird später abgerissen.

Nur noch Schutt und Asche ist nach dem Abriss des Buscherhofes von dem ehemaligen Bauernhof übrig geblieben. In dem alten Stallgebäude nistet ein Schwalbenpärchen, es wird später abgerissen.

Foto: Marc Ingel

Ob der alte Buscherhof am Gödinghofer Weg in Gerresheim wirklich denkmalwürdig war, kann nicht mehr geklärt werden. Die Stadt hat die Gebäude abreißen lassen. Übriggebleiben ist nur Schutt und Asche. Lediglich ein Stall steht noch, dort nistet ein Schwalbenpärchen. Bis die junge Familie ausgeflogen ist, bleibt das Haus stehen.

Gerd Großberndt traute seinen Augen nicht, als er sah, dass ein bauliches Zeugnis seiner Jugend so mir nichts dir nichts dem Erdboden gleichgemacht wurde. "Rund um Gerresheim dürfen nicht alle alten Gebäude verschwinden, nur weil man bei der Stadt kein Gefühl für Heimat hat", sagt er. Ein weiteres, in einer ähnlichen Eilaktion entferntes Gebäude sei etwa das Haus Knuppertsbrück gewesen. Die denkmalgeschützten Gebäude auf dem Glashüttengelände, der Ringofen oder auch der Gerresheimer Bahnhof würden längst nicht mehr stehen, hätten sich nicht Bürger für deren Erhalt eingesetzt. Das Mitglied des Fördervereins Industriepfad Gerresheim, der sich genau dafür stark macht, denkt, dass die Stadt mit dem Abriss einer Unterschutzstellung zuvorkommen wollte.

Dem Industriepfad gehört auch der Denkmalexperte Peter Schulenberg an. Nach dem Tod des Pächters war schnell klar, dass auch die drei Söhne den bereits 1973 von der Stadt inklusive Grundstück gekauften Hof nicht weiterführen wollten. Die Denkmalbörde hatte die Gebäude nicht als erhaltenswert eingestuft und im Januar eine Abrissgenehmigung erwirkt. Dennoch wollte sich Schulenberg ein Bild von dem Hof machen, "was sich als nicht so einfach herausgestellt hat". Vor Ort ist ihm sofort der historische Fachwerkgiebel aufgefallen, ebenso der vollständig erhaltene Gewölbekeller, der vermutlich sogar noch vor 1634 errichtet wurde. Schulenbergs Einschätzung: "Die Stallungen waren einsturzgefährdet, ja, das Haus sah mir nicht danach aus. Der Gewölbekeller war nur vermüllt." Er bat den Vertreter des Liegenschaftsamtes, wiederkommen zu dürfen, um insbesondere für den Keller eine Bauaufnahme durchzuführen, alles zu dokumentieren, zu kartieren, Fotos zu machen. "Das Nächste, was ich gehört habe, war dann, dass der Hof wegen Einsturzgefahr abgerissen worden war", sagt Schulenberg.

Er ist der Überzeugung, dass gerade das Wissen um die historische Substanz der Kellerbauten aus dem 17. oder 18. Jahrhundert bei den zuständigen Ämtern nicht vorhanden ist. "Die Gebäude sind oft gar nicht mal so alt. Aber auch neuere Häuser werden in der Regel immer auf die alten, stabilen Keller draufgebaut." Und das historische Potenzial sei gerade in Gerresheim riesig.

Wie dem auch sei. Im Fall des Buscherhofes fühlt sich die Stadt auf der sicheren Seite. Ein Gutachter habe bestätigt, dass die Gebäude stark einsturzgefährdet seien, es zudem Schimmelbildung gebe, Isolierungen und Dämmungen fehlten, Dach, Wände und Böden marode seien. Da die Gebäude aufgrund des Zustandes nicht hätten erhalten werden können und eine neue Bebauung nach Prüfung nicht genehmigungsfähig sei (siehe Info), sei die entsiegelte Fläche des Buscherhofes nun für Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen. In Zukunft komme lediglich eine Verpachtung der Fläche als Wiese, zum Beispiel an Landwirte, in Frage.

(RP)
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