Düsseldorf Bücherschrank ist in Gerresheim beliebt

Düsseldorf · Bücherfreunde können sich im Schatten von St. Margareta unkompliziert mit Literatur versorgen oder Gelesenes weitergeben. Paten sorgen dafür, dass die Bücher in guter Verfassung bleiben.

 Die Paten des Bücherschrankes in Gerresheim, Gerricusplatz: Sönke Willms-Heyng und Harald Posny (v.l.) mit Hans-Jürgen Greve.

Die Paten des Bücherschrankes in Gerresheim, Gerricusplatz: Sönke Willms-Heyng und Harald Posny (v.l.) mit Hans-Jürgen Greve.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Am öffentlichen Bücherschrank auf dem Gerricusplatz herrscht reger, aber entspannter Betrieb. Menschen spähen hinein auf der Suche nach etwas, dass sie interessieren könnte, öffnen die Vitrine der Stahl-Glaskonstruktion, blättern in Liebesgeschichten, Philosophischem, Krimis, Comics oder in Kinderbüchern: Der Schrank hat viel zu bieten. So schmiegt sich Norman Mailer an Siegfried Lenz, Johannes Mario Simmel leistet Jean Anouilh Gesellschaft. "Manchmal findet man richtige Raritäten hier, zum Beispiel diese Ausgabe von Thornton Wilders ,Die Iden des März' vom Fischer Verlag", sagt Harald Posny. Der Ehrenvorsitzende des Bürger- und Heimatvereins Gerresheim gehört zu den fünf Paten, die sich im monatlichen Wechsel um den öffentlichen Bücherschrank kümmern. "Das macht kaum Arbeit", sagt Sönke Willms-Heyng, "man geht hin, schaut nach dem Rechten, putzt vielleicht mal die Glasscheiben und nimmt heraus, was nicht hinein gehört - pseudoreligiöse Schriften zum Beispiel."

Willms-Heyng ist Sprecher der FDP-Fraktion in der Bezirksvertretung 7 und setzt sich, seit er von der Idee des unkomplizierten Literaturtauschens erfuhr, dafür ein, dass der Stadtbezirk solche Bücherschränken bekommt. Der auf dem Gerricusplatz war der Erste, auf der unteren Heyestraße und in Grafenberg sollen, so der Wunsch der Bezirksvertretung 7, weitere folgen. "Vielleicht könnte man einen auf dem Staufenplatz installieren", sagt dazu Bezirksvorsteher Hanno Bremer.

Doch bis es soweit ist, steuern die Menschen den Gerricusplatz an, um Gelesenes weiterzugeben, sich vielleicht noch Unbekanntes mit nach Hause zu nehmen und es manchmal auch nach der Lektüre wieder zurückzubringen. "Die Leute kommen sogar aus Hubbelrath und Erkrath her", sagt Posny. "Der Platz im Schatten von St. Margareta ist aber auch einfach wunderbar dafür geeignet und wird so zu einem Ort, an dem Menschen miteinander ins Gespräch kommen können", sagt Willms-Heyng.

Und nicht nur das: Die Nutzer geben auch Acht auf ihren Bücherschrank. Deshalb ist an diesem Tag Hans-Jürgen Greve auf dem Gerricusplatz. Der Kölner Architekt entwarf und baut die öffentlichen Bücherschränke, die mittlerweile bundesweit zu finden sind. Und wenn an einem mal etwas defekt ist, repariert Greve es eben. "Ein Anwohner hatte dem Literaturbüro gemeldet, dass eine Scheibe herausgefallen war", sagt Greve. "Das kann schon mal passieren, wenn der Bücherschrank richtig voll ist."

Dafür sorgt beispielsweise auch der Literaturfreund, der bereits zum dritten Mal in dieser Woche Bücher aus seinem Bestand in den Schrank sortiert und dort auch schon einen signierten Horst Eckert-Roman gefunden hat. "Ich bin immer wieder verblüfft, wie schnell die Bücher weg sind", sagt er. Das geht einer weiteren Nutzerin genauso. "Wenn man etwas sieht, das einem gefällt, muss man gleich zugreifen. Dieser Bücherschrank ist sehr, sehr wertvoll für alle, die Bücher lieben."

(RP)
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