Schützenfest in Düsseldorf Der Oberst steigt vom Pferd
Gerresheim · 40 Jahre lang hat Wolfgang Koch das Schützenregiment in Gerresheim angeführt, nach dem Schützenfest am kommenden Wochenende legt er sein Amt nieder. Der 70-Jährige blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück.
Niemand in Düsseldorf ist so lange Schützen-Oberst wie der Gerresheimer Wolfgang Koch. 40 Jahre lang hat er organisiert, geführt und zu Pferde dem Chef sonntags bei der Parade am Alten Markt gemeldet: „Regiment angetreten!“ Nach dem Gerresheimer Schützenfest vom 21. bis 24. Juni wird der 70-Jährige salutieren, von seinem Wallach Atmaro steigen „und bestimmt ein paar Tränchen vergießen“, wie er jetzt schon einräumt.
Wolfgang Koch kam in der ersten Etage des Hauses an der Dreherstraße 6 zur Welt, und auch in den folgenden Jahren hat er Gerresheim nie verlassen. Seine Schützenlaufbahn startete früh: Mit zwölf Jahren trat Koch ins Gerresheimer Regiment ein. Schon damals schlug er gerne die Trommel, „das Schlagwerk“, wie es korrekt heißt. „Da haben wir in Claire Peters’ Bierkeller geprobt.“ Ansonsten lernte er später Kfz-Schlosser, leistete seinen Grundwehrdienst in Hubbelrath und kam 1967 zur Firma Henkel.
Dann begann sein Aufstieg bei den Schützen: 1976 war er Schützenkönig, 1977 Oberstleutnant, und am 19. Juni 1979 wurde er zum Oberst ernannt. Seitdem ist er in der Schützensaison jede Woche unterwegs. Der Vollblut-Schütze spielt seit 32 Jahren in der Stadtkapelle Werner Bendels, hat einige Zeit den Bischoff gemimt beim St. Martins-Umzug und im Regenbogenland. Das Soziale war ihm immer wichtig. „Wir haben Waisenkinder im Käthe-Kollwitz-Heim beschenkt, Klassen der Katholischen Grundschule und Kindertagesstätten eingeladen, später Seniorennachmittage organisiert.“ Auch deshalb hat ihm die Gerresheimer Bürgerwehr die Gerricusplakette verliehen. Immer stand ihm seine Frau dabei zur Seite gestanden: Iris Becker leitet schließlich das Tambourcorps als Majorin.
Das Gegenteil einer Ehrung, einen Rüffel nämlich, setzte es für Oberst Koch 1982 durch den Schützenchef Josef Tillmanns. Was war passiert? „Ich bin mit Herbert Kabus, dem Goldenen Mösche-Träger, zu einem feucht-fröhlichen Umzug aufgebrochen“, sagt er kleinlaut. Dazu muss man wissen, die Goldene Mösch ist ein stilisierter Vogel auf einer mit Blumen und Bändern geschmückten Stange; der Bildhauer Bernd Bodechtel hat Träger und Mösch sogar für den Garten am Alten Pfarrhaus verewigt. Wie auch immer: An diesem Abend fielen Oberst Koch, der Mösche-Träger Kabus und der mit Blattgold überzogene Vogel an der Bertastraße aus ungeklärten Gründen in die Düssel. „Und weg war die Mösch.“ Eine Kinderärztin aus der Nähe versorgte die beiden nassen Schützen; die Mösch wurde später vor einem Gitter der Düssel am Staufenplatz wiedergefunden. Neben der Strafpredigt kam noch ein Wink mit dem Zaunpfahl hinzu: „Eine Seemannsmütze.“
Ein anderes Mal kam die Polizei. „Dienstagabends war mit dem Großen Zapfenstreich für uns noch nicht alles vorbei. Wir dachten, wir sollten den amtierenden König Erich Prante um 4 Uhr nachts noch mal wecken und sind mit klingendem Spiel zur Hasselbeckstraße gezogen.“ Was Anwohner und Ordnungshüter nicht ganz so spaßig fanden.
Was die Gerresheimer Schützen an seinem Abschiedstag mit ihm vorhaben? Er weiß es nicht. „Einen Nachfolger gibt es ja schon, Horst Cönen.“ Was er vermissen wird? „Nix, es geht ja weiter.“ Den Schützen bleibt er erhalten, als Mitglied der Tell-Kompanie von 1881. Und das wissen alle zu schätzen.