Heerdt Gefahr aus alten Gasrohren

Heerdt · Die Anwohner der Viersener Straße sind aufgeschreckt. Bei der Verlegung von neuen Rohren für die Fernwärme im Zuge des Vodafone-Campus stießen die Bauarbeiter auf alte Anlagen eines Gasometers. Das Umweltamt prüft.

Seit Wochen öffnet Sara Hornäk die Fenster ihrer Wohnung an der Viersener Straße nicht mehr. Sie kämpft mit einer hartnäckigen Bindehaut-Entzündung und sorgt sich um ihre beiden kleinen Kinder, darunter ein Säugling. Mit ihrer Sorge ist sie nicht allein, denn ihre Nachbarn treibt ebenfalls die Angst um, die die Baustelle vor und hinter ihren Häusern ausgelöst hat. Denn: Bei Verlegung der Versorgungsleitungen für den benachbarten Vodafone-Campus trafen die Bauarbeiter auf alte Gasrohre eines 1990 abgebauten Gasometers auf dem Stadtwerkegrundstück. Beim Herausnehmen der Rohre entwich Gas, das bis in den Wohnungen zu riechen war.

"Die Feuerwehr, von aufgeschreckten Anwohnern gerufen, rückte einige Male aus, konnte aber nicht viel ausrichten", sagt Sara Hornäk. Enttäuscht sei sie vom Entstörungsdienst der Stadtwerke, der sich des Problems nicht angenommen habe. "Erst Bezirksverwaltungschef Alfred Kranz hat geholfen und das Umweltamt benachrichtigt." Kranz erklärte auch, was sich an der Viersener Straße abspielt. "Das linksrheinische Düsseldorf wird überwiegend durch ein Leitungssystem unter der Viersener Straße mit Fernwärme versorgt." Weil sich dort sowieso Leitungen und Rohre befanden, habe man zur Erschließung des Vodafone-Campus' diese Möglichkeit genutzt und sei dabei auf die alten Gasrohre gestoßen. "Während des Abbaus ist dann das Gas ausgetreten", so Kranz weiter. Das Umweltamt habe Messungen vorgenommen.

Dazu teilt Werner Görtz, Chef des Umweltamtes, mit, dass es sich um "Tetrahydrothiophen" handele. Ein Stoff, der dem geruchlosen Erdgas beigemischt werde, damit die Menschen austretendes Gas sofort bemerken könnten. "Sozusagen ein Alarmstoff", ergänzt Görtz. In den alten Rohren habe sich Staub abgesetzt, und sobald dieser mit Luft in Berührung komme, beginnt er zu riechen. Die Frage, ob dieser Stoff den Menschen schade, beantwortet Görtz nicht eindeutig: "Man sollte ihn nicht verschlucken und bei Beschwerden zum Arzt gehen." Gefunden wurden auch geringe Werte polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe, die nicht riechen und laut Görtz keine Gefahr darstellten. Gestern wurde der Staub in den Rohren mit einem Saugbagger entfernt.

Schriftliche Infos erbeten

Das beruhigt die Anwohner nicht. Zumal sie der Meinung sind, dass die Stadt die Versorgungsleitungen problemlos unter die neue Basisstraße hätte legen können. In einem Schreiben an das Umweltamt heißt es, dass sie eine schriftliche Erklärung über die gefundenen Schadstoffe wie Benzpapyren, Cyanide und Tioalkohole erwarten. "Wir wollen präzise wissen, welche Schadstoffe in welcher Konzentration gefunden wurden und in welchem Verhältnis sie zu den Schwellenwerten stehen", sind sich die Anwohner einig. Weiter wird das Umweltamt gebeten mitzuteilen, inwieweit es über die Pläne der Stadtwerke informiert ist, unter der Viersener Straße ein 110 000 Volt-Kabel zu verlegen.

(RP)
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