Garath Zwei Konkurrenten, die sich mögen

Garath · Beide wollen sie nach der Kommunalwahl Bezirksvorsteher für den Stadtbezirk 10 (Garath/Hellerhof) werden: Amtsinhaber Klaus Mauersberger für die CDU und sein Herausforderer Jürgen Bohrmann für die SPD.

 Sowohl Jürgen Bohrmann (l.) als auch Klaus Mauersberger kamen früh zur Politik – und kennen sich seit vielen Jahren.

Sowohl Jürgen Bohrmann (l.) als auch Klaus Mauersberger kamen früh zur Politik – und kennen sich seit vielen Jahren.

Foto: Olaf Staschik

Sie kennen sich zwar schon von klein auf; in der Politik sind sie aber Konkurrenten: der amtierende Bezirksvorsteher Klaus Mauersberger (CDU) und sein Herausforderer Jürgen Bohrmann von der SPD. Die Rheinische Post bat beide gemeinsam zum Gespräch.

Bereits auf den ersten Blick erkennt man, wer hier das SPD-Parteibuch hat. Natürlich der, der beim Termin einen roten Pullover trägt, nämlich Jürgen Bohrmann. Dabei, wenn sein erster Kontakt mit der Kommunalpolitik Mitte der 70er Jahre anders gelaufen wäre, hätte Bohrmann vielleicht heute sogar das gleiche Parteibuch wie Mauersberger. Doch der 53-Jährige entschied sich im Alter von 14 für die Genossen: "Ich hab mir damals auch die Junge Union angesehen, allerdings lag mir die SPD deutlich näher."

Klaus Mauersberger (51) war nur wenig älter, nämlich 16, als er zur Jungen Union kam. Zu verdanken haben sie ihr politisches Engagement ihrem damaligen Lehrer Ralf Walther, der an der Hauptschule Emil-Barth-Straße tätig war. "Ein toller Lehrer" sind sich Bohrmann und Mauersberger einig. Ein Pauker, der die Schüler dazu brachte, sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen.

Mauersberger und Bohrmann kennen sich nicht nur, sie mögen sich auch, was man schnell merkt, wenn man beide nach der größten Stärke des jeweils anderen fragt. Mauersberger über Bohrmann: "Er ist ein fairer Ansprechpartner, mit dem ich freundschaftlich umgehen kann. Auch größere Dinge im Stadtteil kann ich offen und ehrlich mit ihm besprechen." Aus Politikkreisen heißt es, dass es manchmal für Mauersberger einfacher sei, Angelegenheiten mit Bohrmann abzusprechen als mit der eigenen BV-Fraktion. Bohrmann über Mauersberger: "Man kann im Vorfeld mit ihm Themen besprechen. Das geht auch gut im Vieraugen-Gespräch." Genauso schnell haben auch beide ihre jeweils größte eigene Schwäche parat. Bohrmann: "Manchmal verbeiße ich mich zu sehr in ein Thema. Dann wäre es schon mal gut, einfach Luft zu holen."

Mauersberger: "Alles Administrative ist nicht mein Ding." Allerdings Bezirksvorsteher zu sein, ist genau sein Ding. Und dieses Ehrenamt möchte er natürlich auch nach der Kommunalwahl Ende Mai weiterführen. Diesen Plan möchte sein Kontrahent aus der SPD allerdings durchkreuzen. Das gelingt, wenn genügend Wähler am 25. Mai bei der Besetzung für die Bezirksvertretung 10 für die SPD ihr Kreuzchen machen. Der zukünftige Bezirksvorsteher wird in der konstituierenden Sitzung des Stadtteilparlamentes von allen stimmberechtigten Mitgliedern gewählt. Durch die Mehrheit der CDU-FDP-Koalitionäre stand nach der Kommunalwahl im August 2009 schnell fest, dass es wieder Klaus Mauersberger werden wird. Doch da es bei Kommunalwahlen keine Drei- oder Fünf-Prozent-Hürde gibt, können Einzelbewerber das Zünglein an der Waage sein.

Beide Stadtteilpolitiker kandidieren auch für den Stadtrat. Allerdings nicht im gleichen Wahlkreis gegeneinander. Gegen Mauersberger tritt Ursula Holtmann-Schnieder an, und Bohrmann muss gegen CDU-Mann Harald Wachter ran. Anders als bei der CDU darf allerdings ein Genosse nicht zugleich im Stadtrat und in einer Bezirksvertretung als stimmberechtigtes Mitglied vertreten sein. Gewinnt Bohrmann den Wahlkreis nicht direkt durch eine Mehrheit, stehen seine Chancen mit einem Listenplatz von 41 eher schlecht, über die so genannte Nachrückerliste in den Stadtrat einzuziehen. Dass der Wahlkampf bei allen Sympathien zwischen den beiden begonnen hat, zeigte sich in der jüngsten BV-Sitzung, als Bohrmann Wert darauf legte, eine Änderung im Protokoll zur Bebauung an der Stettiner Straße vorzunehmen. Dabei hatte es in der Sitzung davor darüber gar keine Entscheidung gegeben, sondern die Bauanfrage war vertagt worden, weil die Bauverwaltung aufgefordert worden war, genauere Pläne samt einer 3-D-Animation vorzulegen.

Auch an dem Punkt, wie sie ihre Politikarbeit verstehen, unterscheiden sie sich. So ärgert es Bohrmann, dass die CDU damals dagegen stimmte, die Caritas über ihre Pläne für den Neubau des Hildegardisheimes in der entwidmeten Hoffnungskirche in der Sitzung referieren zu lassen. Bohrmann: "Dadurch verlieren wir für die Zukunft des Stadtteils Garath wichtige Zeit." Aus Sicht von Mauersberger macht es hingegen keinen Sinn, Pläne durch Vorstellen zu manifestieren. "Wir haben alle Zeit der Welt. Das Hildegardisheim entspricht erst 2018 nicht mehr den gesetzlichen Richtlinien." Mauersbergers Ansinnen ist es, alle "Spieler" in diesem Match an einen Tisch holen, um zu schauen, was der beste Weg für alle ist – und damit dann auch für die Menschen im Stadtteil. Das Beste für die Menschen in Garath und Hellerhof erreichen, das wollen beide.

(RP)
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