Garath Kita-Kinder kämpfen gegen Müll

Garath · Die erst kürzlich zur Nutzung freigegebene Bürgerwiese im Garather Osten ist ständig verdreckt. In der benachbarten SOS-Kita kann man sich vorstellen, anteilig eine Patenschaft zu übernehmen.

 Levi (v.l.) Karolina, Artur und Yacub räumen gemeinsam mit Claudia Fehmer von der Kita Farbklecks den Müll weg, den wahrscheinlich Erwachsene sorglos auf der Bürgerwiese verteilt haben.

Levi (v.l.) Karolina, Artur und Yacub räumen gemeinsam mit Claudia Fehmer von der Kita Farbklecks den Müll weg, den wahrscheinlich Erwachsene sorglos auf der Bürgerwiese verteilt haben.

Foto: Andrea Röhrig

Jeden Montag seit zwei Jahren macht Claudia Fehmer von der Kita Farbklecks an der Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße mit einer handvoll Kindern eine Runde durchs weitläufige Gelände der Einrichtung des Trägers SOS Kinderdorf. Die Jungen und Mädchen, die die Kita-Mitarbeiterin begleiten, sind mit Handschuhen und Greifzangen ausgerüstet. Denn sie haben es auf Müll abgesehen. Müll, den Jugendliche und Erwachsene über die Zäune auf ihr Gelände geworfen haben. Die Kita grenzt an die Bürgerwiese, zwei Schulen und den Garather Forst.

 Eine hohe Verletzungsgefahr geht von solchen Hinterlassenschaften auf der Bürgerwiese aus.

Eine hohe Verletzungsgefahr geht von solchen Hinterlassenschaften auf der Bürgerwiese aus.

Foto: Andrea Röhrig

Diesen Montag hat Claudia Fehmer eine benutzte Spritze gefunden. Die haben die Kinder auch nicht mit der Greifzange angepackt. "Sie wissen, dass sie uns rufen sollen, wenn sie so etwas finden oder Glasscherben", erzählt Fehmer, die seit vier Jahren in der Kita im Garather Osten arbeitet. Dabei hat sie inzwischen keine feste Gruppe mehr, sondern widmet sich der Projektarbeit, wie seit Sommer 2016 einem Klima-Projekt der Energieagentur NRW. Seitdem hat sie mit den 70 Kita-Kindern vieles rund um die Themen Umweltschutz, Mülltrennung und -vermeidung und Nachhaltigkeit erarbeitet.

 Um es sich gemütlich zu machen, haben Unbekannte sogar ein Feuer mitten auf der Wiese gemacht.

Um es sich gemütlich zu machen, haben Unbekannte sogar ein Feuer mitten auf der Wiese gemacht.

Foto: Andrea Röhrig

Dabei muss sie mit den Kleinen nur ein paar Meter vor die Tür der Kita treten, um zu sehen, dass viele Große bei diesen Themen einen immensen Nachholbedarf haben. Die Bürgerwiese, die die Stadt für 100.000 Euro hergerichtet hat - es fehlen noch die Spielgeräte -, ist dafür der beste Beweis. Innerhalb der kurzen Zeit, in der sie zur Benutzung freigegeben ist, vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht fürchterlich zugemüllt ist. An schönen Tagen wird an den Tischen gegessen, getrunken, gefeiert - und zumeist alles stehen und liegengelassen.

Ein paar Meter entfernt von dem angekokelten Tisch haben Unbekannte ein Feuerchen im Gras gemacht. Überall liegen Kronkorken, Zigarettenkippen und Glasscherben. Die Ausrede, dass der Mülleimer zu klein ist, zieht gestern früh allerdings nicht. Der ist halb leer, während Pappteller einfach daneben liegen. Zwei zusätzlich Mülltonnen hat die Stadt aufstellen lassen, nur die Probleme sind geblieben. Claudia Fehmer ist entsetzt von dem Anblick. Deswegen hat sie schon mit Einrichtungsleiterin Birgit Krümmel überlegt, ob die Kita Farbklecks nicht anteilig die Patenschaft für die Bürgerwiese übernehmen könnte. Das soll aber nicht bedeuten, dass die Kinder dann dauernd den Müll der Großen wegräumen. Sie denkt eher an eine Aufklärungskampagne "vielleicht mit Plakaten". Die Flinte ins Korn werfen, will sie deswegen noch lange nicht. Sie hat ja zudem so tolle Helfer wie Levi (4), Karolina (6), Artur (6) und Yacub (4) an ihrer Seite. Die finden es nämlich gar nicht gut, wenn Erwachsene ihren Müll in der Landschaft entsorgen. "Unsere Kinder lernen frühzeitig, wie wir Menschen nachhaltig mit den Ressourcen umgehen und unsere Umwelt schützen können", sagt Claudia Fehmer. Da, wo freiwillige Appelle an die Müllsünder nicht helfen, soll mit härteren Bandagen vorgegangen werden. Den ersten Anlauf aus der zuständigen Bezirksvertretung, dass die Bürgerwiese eine Nutzungsordnung bekommt - deren Einhaltung allerdings überwacht werden muss - wurde von der Verwaltung abgelehnt. Jetzt soll ein zweiter Versuch gestartet werden.

(RP)
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