Garath Mehr junge Familien sollen nach Garath

Garath/Hellerhof · Vor mehr als 50 Jahren entstand Garath, um Familien eine Heimat zu geben. Doch der Stadtteil schrumpft: Er wurde für 30.000 Menschen konzipiert, derzeit leben dort 18.000. Bezirksbürgermeister Uwe Sievers hofft auf Garath 2.0.

 Für Bezirksbürgermeister Uwe Sievers stehen noch einige wichtige Themen auf der Agenda.

Für Bezirksbürgermeister Uwe Sievers stehen noch einige wichtige Themen auf der Agenda.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Das neue Jahr bringt kontroverse Themen und schwierige Entscheidungen für den Stadtbezirk 10 (Garath und Hellerhof), da ist sich Bezirksbürgermeister Uwe Sievers jetzt schon sicher. Garath soll wachsen. Immerhin wurde der Stadtteil für 30.000 Menschen konzipiert, derzeit leben dort aber nur 18.000. Um junge Menschen und Familien anzulocken, müssen neue Wohnungen her. Aber wohin? Dieser Frage gehen die Stadtteilpolitiker direkt in der ersten Sitzung des Jahres nach. Dann nämlich stellt die Verwaltung die Freiraumplanung für Garath vor.

Wohnen Bereits in zwei Workshops wurden den Bürgern Freiräume in Garath vorgestellt und darüber diskutiert, ob dort Wohnraum entstehen könnte. So entsteht beispielsweise eine neue Freifläche nach dem Abriss der Jugendfreizeitstätte an der Lüderitzstraße. Die Frage, ob und wie viel Wohnraum dort entstehen könnte, ist aber immer mit Konflikten verbunden. Zum einen sorgen die Freiflächen dafür, dass Garath und Hellerhof zu den Stadtteilen zählen, die beim Luftreinhalteplan mit den besten Ergebnissen abschneiden. Der Bau von neuen Wohnhäusern beeinträchtigt dann aber die für saubere Luft so notwendigen Frischluftschneisen. Zum anderen regt sich bei Anwohnern Widerstand, wenn die freie Sicht durch ein neues Wohnhaus verstellt wird. So gelte es bei jeder Entscheidung abzuwägen: „Lohnt sich der ganze Ärger?“ Nicht nur neuer Wohnraum ist wichtig, sondern auch die Sanierung des bestehenden. Viele langjährige Bewohner beklagen, dass ihr Wohnraum nicht altengerecht ist. Die Wohnungsbaugesellschaften hätten meist kein Interesse, daran etwas zu ändern, meint Sievers. Er setzt darauf, dass Oberbürgermeister Thomas Geisel die Firmen mit Subventionen dazu motivieren kann. Immerhin stünden von Stadt, Land und EU 20 bis 25 Millionen Euro dafür zur Verfügung.

Projekte in der Planung Zum Glück sind bereits einige Projekte kurz vor dem Start. So müsste in Kürze die Baugenehmigung für das neue SOS-Kinderdorfzentrum erteilt werden. In Garath Südwest entsteht nach dem Abriss der alten Gaststätte Goldener Ring dort neben der Kirche St. Matthäus ein neues Pfarrgemeindezentrum. Nur wenige hundert Meter weiter ist der Rohbau des neuen Seniorenzentrums der Caritas schon fortgeschritten. Ende 2019, Anfang 2020 soll es fertig sein. In Nordost rechnet Sievers mit Planungen der Verwaltung für die an der Rostocker Straße ansässige Zahnklinik Apollonia mehr Parkraum zu schaffen, bei der Gelegenheit sollen weitere Gestaltungsfragen in Angriff genommen werden.

Nahversorgung Im Februar erwartet der Bezirksbürgermeister den Leiter des Marktamts in der Sitzung der Stadtteilpolitiker. Sie möchten wissen, wofür das Amt zuständig ist. Vor einiger Zeit hatten sie angefragt, ob Mitarbeiter dort Amtshilfe leisten könnten, als es darum ging, Markthändler nach Garath zu holen. Doch dafür sah sich das Amt nicht verantwortlich. Genauso wenig wie bei einer anderen Anfrage: Ob es für die Händler in Nordost eine Bezuschussung der Stromkosten gäbe. Dafür sei man nicht zuständig, hieß es. Für eine bessere Nahversorgung könne die Politik nur gute Bedingungen schaffen, etwa kostenlosen Parkraum einrichten und eine gute Umgebung. Selbst Läden betreiben könne sie aber nicht.

Kandidatur Mit der Antwort auf die Frage, ob er bei der nächsten Wahl im Herbst 2020 erneut als Kandidat für den Bezirksbürgermeister ins Rennen geht, möchte sich Sievers noch etwas Zeit lassen. „Ich bin hin- und hergerissen. Es macht Spaß und ich hoffe, dass ich etwas Gutes erreichen kann. Dann möchte man den Prozess gerne noch länger begleiten“, sagt Sievers. Allerdings seien auch die politischen Verhältnisse wichtig und ob seine Partei, die SPD, sein Verbleib wünscht. Nicht zuletzt sei er bei der Wahl 75 Jahre alt. „Ich fühle mich fit“, sagt er. Vor der 80 hat er aber großen Respekt.

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