Quartiersmanagerin Silke de Roode im Interview „In Garath dürfen die Bürger mitbestimmen“

Garath · Seit einem Jahr ist die Quartiersmanagerin Ansprechpartner im Stadtteil. Heute weiß sie, dass viele Vorurteile über Garath falsch sind.

 Silke de Roode ist Anlaufstelle für Bürger, die Ideen für Garaths entwicklung haben. Im Rahmen des Projekts Garath 2.0 wird viel Geld investiert.

Silke de Roode ist Anlaufstelle für Bürger, die Ideen für Garaths entwicklung haben. Im Rahmen des Projekts Garath 2.0 wird viel Geld investiert.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Seit etwas über einem Jahr ist Silke de Roode Quartiersmanagerin in Garath. In dieser Zeit hat sie den Stadtteil kennengelernt – mit all seinem Potenzial, aber auch dem Handlungsbedarf, der an mehreren Stellen besteht. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt de Roode, wie sie Garath erlebt und wie es mit dem Stadtteil weitergehen wird, in den die Stadt gerade viel Geld investiert.

Frau de Roode, wie hat es Sie nach Garath verschlagen?

de Roode Ich bin gebürtige Düsseldorferin und beim Kölner Büro „Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen“ beschäftigt, das den Auftrag für das Quartiersmanagement erhalten hat. Als die Kooperation mit der Stadt Düsseldorf zustande kam, wurde ich als gebürtige Düsseldorferin ausgewählt, die Entwicklung von Garath zu betreuen. Allerdings komme ich aus der Innenstadt, den Stadtteil selbst kannte ich quasi nur vom Durchfahren.

Für viele Düsseldorfer ist Garath ja mit einem gewissen Ruf belegt.

de Roode Mir waren die Vorurteile natürlich bekannt, und ich war gespannt, wie es hier wirklich aussieht. Heute kann ich sagen: Sie haben sich in keiner Weise bestätigt, ich war sehr positiv von Garath überrascht.

Was hat Sie so überrascht?

de Roode Auf den ersten Blick erschlägt Garath mit seiner gewaltigen Architektur. Aber sowohl die Nähe zum Garather Forst als auch der Urdenbacher Kämpe bieten eine besondere Wohnqualität. Dort gehe ich vor der Arbeit gern mit meinem Hund spazieren. Durch die Freizeitstätte hat der Stadtteil ein besonderes kulturelles Angebot und außerdem sehr engagierte Mitarbeiter in den verschiedenen Einrichtungen.

Wie haben Sie die Garather selbst kennengelernt?

de Roode Vor Ort. Als ich hier angefangen habe, bin ich durch die einzelnen Quartiere gezogen, um die Bewohner in ihrem vertrauten Umfeld kennenzulernen. Im Sommer haben wir dann zu Nachbarschaftsgesprächen eingeladen und so den Garathern die Möglichkeit gegeben, mit uns und, viel wichtiger, untereinander ins Gespräch zu kommen. Es gibt sehr aktive Bürger in Garath, aber auch viele relativ isoliert lebende Gemeinschaften.

Im Rahmen von Garath 2.0 wird aktuell viel Geld in den Stadtteil gesteckt.

de Roode Ja, und es wird gebraucht. Die Quartiersentwicklung basiert ja auf langfristigen Untersuchungen, die hier im Stadtbezirk 10 besonderen Handlungsbedarf festgestellt haben. Um Abhilfe zu schaffen, werden verschiedene Projekte finanziert, sowohl im städtebaulichen wie auch im sozialen Bereich.

Wo besteht besonderer Handlungsbedarf?

de Roode Zum einen ist es natürlich die Architektur. Da muss etwas getan werden, die großen Wohntürme sind wenig einladend und zum Teil sanierungsbedürftig. Außerdem werden wir oft auf die Sauberkeit angesprochen, aber da können wir kurzfristig nur an die Awista verweisen. Langfristig geht es natürlich darum, die Menschen für ihre Umwelt zu sensibilisieren und ihnen ihre Verantwortung für den Stadtteil bewusst zu machen. Wir wollen mehr Nachbarschaft schaffen, Menschen aus der Anonymität herausholen. Mit mehr Gemeinschaftssinn wird auch die Verschmutzung der Straßen und Plätze zurückgehen.

Was ist in Garath jetzt anders als bei ihrem Arbeitsbeginn vor einem Jahr?

de Roode Viele sichtbare Prozesse sind noch im Planungsstadium. Bereits umgesetzt ist beispielsweise die Parkous-Anlage. Der Sportplatz wird sehr gut angenommen und ist zum Treffpunkt im Viertel geworden. In der Entwicklung befinden sich aktuell zum Beispiel der Südwesten des Stadtteils mit den Flächen im Umfeld des Seniorenheims. Hier findet Ende Januar eine Beteiligung der Bürger statt. Der Ameisenspielplatz an der Emil-Barth-Straße wird noch in diesem Frühjahr umgesetzt. Weitere Vorhaben sind in der Planung. Dabei werden die Bürger natürlich eingebunden.

Stärker als bei anderen Vorhaben der Stadt, oder?

de Roode In der Stadtplanung wird sowieso in den letzten Jahren vermehrt Wert auf die Bürgerbeteiligung gelegt. Aber in Garath wird die Bevölkerung tatsächlich noch einmal besonders stark eingebunden, das stimmt.

Kommt denn entsprechend viel Feedback?

de Roode Viele Bürger interessieren sich für die Zukunft und machen aktiv Vorschläge. Aber natürlich gibt es leider auch viele, die sich nicht beteiligen. Wir schaffen Angebote, sich aktiv einzubringen, wir gehen mit unseren Formaten zu ihnen in die Quartiere. Aber wir können niemanden zwingen, sich an der zukünftigen Gestaltung des Stadtteils zu beteiligen. Da sind die Bürger gefragt, Verantwortung zu übernehmen und im Eigeninteresse Teil des Entwicklungsprozesses zu werden.

Mit all den Investitionen und der Bürgerbeteiligung: Was kann langfristig aus Garath werden?

de Roode Garath hat eher ein Imageproblem, als das es wirklich ein Problemstadtteil ist. Natürlich muss einiges getan werden. Aber es geht auch darum, die Außenwahrnehmung aufzubessern. Garath ist einer der Stadtteile mit dem höchsten Altersdurchschnitt der Stadt, dabei wäre das Viertel auch besonders attraktiv für Familien – die Grünflächen, die Spielplätze, viele Kitas. Wir gehen die Probleme, die es im Stadtteil gibt, an, aber wir wollen auch weg von der Mecker-Mentalität. Wir wollen, dass die Leute wieder mit erhobenem Kopf sagen: Ich bin Garather.

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