Garath Erst eine Bank bauen und dann ein Café

Garath · Die Lehm-Bank war der Testlauf für ein größeres Bauprojekt: Kinder der Alfred-Herrhausen-Schule wollen mit viel Eigenleistung einen Treffpunkt für die Siedlung rund um den Wittenberger Weg schaffen.

Kinder der beiden Kindergärten am Wittenberger Weg halfen fleißig mit, eine Bank aus Lehm zu bauen. Aus dem gleichen Material soll bald ein ganzes Café entstehen - eine Idee von Schülern der Alfred-Herrhausen-Schule.

Kinder der beiden Kindergärten am Wittenberger Weg halfen fleißig mit, eine Bank aus Lehm zu bauen. Aus dem gleichen Material soll bald ein ganzes Café entstehen - eine Idee von Schülern der Alfred-Herrhausen-Schule.

Foto: Olaf Staschik

Der Lehm muss noch eine Weile trocknen, dann kann die neu gebaute Bank am Wittenberger Weg in Betrieb genommen werden. Bisher durften nur zwei selbstgebastelte Strohfiguren darauf Platz nehmen. Mit vereinten Kräften haben viele Kinder und Erwachsene in den vergangenen Tag an der Sitzgelegenheit gebaut.

"Die Bank war sozusagen ein erster Technik-Test, wie wir mit Lehm bauen können und worauf wir achten müssen. Wir haben zum Beispiel gemerkt, dass sich das beschichtete Holz für die Ummantelung nicht gut eignet, weil der Lehm darin nicht so gut trocknet", erklärt Ute Reeh. Die Künstlerin begleitet derzeit ein besonderes Projekt in Garath. Die Bank war dabei nur ein erster kleiner Schritt. Geplant ist es, ein ganzes Café auf dem Gelände zwischen Wittenberger Weg und Schwarzer Weg zu bauen - und zwar mit Schülern der Alfred-Herrhausen-Förderschule.

Die Schüler bringen bereits Erfahrung mit: Für den Neubau einer Terrasse sind sie mit dem Schulbau-Preis 2013 ausgezeichnet worden. Schnell waren sich die Schüler einig: "Wenn wir das geschafft haben, schaffen wir noch mehr." Schülerin Laura Kundt hatte schließlich die Idee, ein ganzes Café zu bauen - und fand schnell Mitstreiter. "In der Siedlung gibt es keinen Bäcker, keinen Kiosk. Mit dem Café wollen wir endlich einen Treffpunkt für die Menschen aus der Gegend schaffen", erklärt die 17-Jährige. Zwei Klassen arbeiteten gemeinsam mit Architektur-Studenten der Hochschule Düsseldorf an den Entwürfen für das Gebäude und die Inneneinrichtung, die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWD) übernimmt die Bauherrschaft. Doch nicht nur viele Düsseldorfer Schüler, Handwerker und Institutionen sind in das Projekt involviert. Da Ute Reeh in vielen Orten Deutschlands aktiv ist, gibt es inzwischen einen regen Kontakt mit einem Schulleiter und einem Lehmbauspezialisten aus dem brandenburgischen Wittenberge - dem Ort, dem der Weg in Garath seinen Namen verdankt. "Peter Dörfel ist Spezialist für Lehmbauten. Diese alte Technik ist im Osten Deutschlands wesentlich weiter verbreitet als bei uns", erklärt Reeh. Deswegen lernten alle Beteiligten viel von Dörfel - zum Beispiel über Wärmedämmung und Witterungsschutz. Er, Schuldirektor Peter Awe und vier Grundschüler kamen extra aus Brandenburg, um beim Bau der Bank zu helfen.

"Das Material Lehm ist relativ günstig in der Anschaffung, braucht aber viel Arbeitskraft für die Verarbeitung", erklärt Reeh. Deswegen sei es für das Café optimal geeignet. Sie freut sich über die große Einsatzbereitschaft: "Wir haben viele Leute, die mit anpacken werden. Gestern haben sogar die Kindergartenkinder beim Bau der Bank mitgeholfen. Es ist für alle eine tolle Lebenserfahrung, in der Gemeinschaft etwas für die Gemeinschaft zu schaffen."

Betreiben wollen das Café später die Diakonie und der Sozialdienst katholischer Männer und Frauen (SKFM). Laura Kundt sammelt in der Zwischenzeit schon Namensvorschläge für den neuen Treffpunkt.

Baubeginn soll kurz nach den Sommerferien sein. Bis Ende 2016 soll das Café stehen. Die Bank werden die Freiwilligen in den kommenden Monaten sicher gut gebrauchen können, um sich von der Arbeit auszuruhen.

(RP)
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