Zentrum der katholischen Gemeinde Garath-Hellerhof in Düsseldorf Matthäus-Haus ist erst im Frühjahr fertig
Düsseldorf · Eigentlich sollte das Gemeindezentrum im Garather Burgviertel an Weihnachten eingeweiht werden. Doch aufgrund der Lieferketten-Problematik verzögert sich die Fertigstellung. Dennoch macht der Bau Fortschritte.
Noch ist der Blick durchs Baugitter versperrt. Aber der geklinkerte Turm an der Ricarda-Huch-Straße ist das exakte Pendant zum Turm der benachbarten St.-Matthäus-Kirche. Und wenn das Gemeindezentrum dann endlich fertiggestellt sein wird, kann der Betrachter genau erkennen, wie perfekt die beiden Gebäude zusammenpassen.
Und das ist auch so gewollt. Das hat der Architekt Peter Böhm geplant, der mit dem Matthäus-Haus, so der Name des künftigen Gemeindezentrums, die Architektur der Kirche, die sein Vater Gottfried Böhm gebaut hat, aufnimmt. Der Sakralbau wurde Ende der 60er Jahre errichtet und steht seit dem Jahr 1999 unter Denkmalschutz. Mehr als zwei Jahrzehnte später hat Peter Böhm die Bauweise beim Matthäus-Haus fortgeführt, aber neu interpretiert.
Die Außenarbeiten sind inzwischen so gut wie abgeschlossen. Einige Klinkerarbeiten fehlen noch. Aber im Inneren gibt es noch viel zu tun. Zu viel, als dass der ursprüngliche Plan, mit der Gemeinde Weihnachten im neuen Zentrum zu feiern, noch realisiert werden kann. Wieder kam es zu Bauverzögerungen, wie auch bei anderen Groß-Projekten in Garath wie beim inzwischen fertiggestellten SOS-Kinderdorf-Zentrum. „Auch hier haben wir die derzeit üblichen Gründe“, sagt Peter Windeln, stellvertretender Vorsitzender der Kirchengemeinde St. Matthäus, die Verzögerungen ergeben sich aufgrund der Lieferketten-Problematik.
Dabei ist der Bau des Gemeindezentrums fast schon eine Endlos-Geschichte im Garather Burgviertel, wo das neue Caritas-Seniorenheim St. Hildegard, das viel später geplant wurde, längst in Betrieb ist. Schon 2007, nach der Fusion der beiden Kirchengemeinden St. Norbert und St. Theresia zu St. Matthäus, gab es dafür erste Pläne. 2013 kaufte die Gemeinde das Grundstück mit der Brandruine der Gaststätte „Goldener Ring“. Lange Zeit war die Ruine ein Schandfleck, bis die Kirchengemeinde eine Bretterwand aufstellte, die sie mit Graffiti verschönern ließ. Und auch das dauerte.
Dennoch, die Außenarbeiten sind inzwischen abgeschlossen, das Dach ist geschlossen, sogar die Fenster sind komplett eingesetzt. Und ein Rundgang durchs Innere beeindruckt. Über den Nebeneingang an der René-Schickele-Straße gelangt der Besucher direkt in den imposanten Gemeindesaal, in dem künftig größere Veranstaltungen stattfinden sollen.
Gleich links sei die Dunkelkammer, erklärt Windeln. Damit meint er den dunklen Raum, in dem später die rund 200 Stühle versteckt werden. Und damit sind wir schon beim Mobiliar, das diese Woche ausgesucht werden soll. Konkretes diesbezüglich gebe es noch nicht, sagt Windeln.
Immer noch in dem großen Saal stehend, geht es zu den großen Glastüren: dem Haupteingang, von dem der Blick direkt zum Eingang der St.-Matthäus-Kirche führt. In naher Zukunft haben die Gottesdienstbesucher dann nur einen kurzen Weg zum Gemeindezentrum. Vom großen Saal geht es Richtung Turm. „Hier soll ein offenes Frontoffice entstehen“, sagt Windeln, ehe es weiter geht zum Büro des Pfarrsekretariats, dann in den Raum mit den Wölbungen des Turms, der „aber kein Turm ist“, wie Windeln betont, sondern ein Besprechungsraum, den man zu zwei Räumen verkleinern kann.
Das Büro des Pfarrers, ein Material- und Kopierraum folgen und zu guter Letzt eine große offene Küche mit Fenstern, die einen Blick in den Garten bieten. Eine ähnliche Aufteilung gibt es in der ersten Etage. Aber der Besucher sieht auch, dass es hier noch viel zu tun gibt. Überall hängen Kabel von der Decke; Fußböden und Wände befinden sich noch im Rohzustand, aber die elektronischen Leitungen sind schon verlegt, denn es gibt in jedem Raum zahlreiche Steckdosen. Auch der Keller sowie die Treppe, die in den ersten Stock führt, befinden sich noch ihm Rohbau.
Im Parterre befindet sich gegenüber des Haupteingangs ein Loch in der Mauer des Foyers. Dies ist gewollt. Sobald der Besucher das Gebäude betritt, fallt das Loch auf. Dort soll in dem ausgesparten Raum künftig ein Stein aus dem Kölner Dom – konkret eine Kreuzblume aus Muschelkalk aus dem Chor – hinter Glas zu sehen sein. Es ist der besondere Grundstein, der im Gegensatz zur Zeitkapsel nicht im Boden verschwunden ist, sondern immer sichtbar sein soll, und bis zur Fertigstellung an anderer Stelle aufbewahrt wird.
Apropos Fertigstellung: An der Baustelle wird viel gewerkelt, und der Außenbereich, immer noch ein lehmiger Boden, soll möglichst vor der Frostperiode angelegt werden. Aber für Peter Windeln ist klar, aus der geplanten Einweihung zu Weihnachten, manche hofften sogar auf die Adventszeit, wird nichts. Das sieht jeder vorbeigehende Passant. Wenn alles gut läuft und nichts Weiteres mehr dazwischen kommt, hat die Gemeinde jetzt das Frühjahr 2023 angepeilt. Da gibt sich Peter Windeln zuversichtlich.