Folgen nach dem Starkregenereignis vom Juli 2021 Keine zusätzlichen Pumpen für Garath
Düsseldorf · Bei dem Starkregenereignis im Juli 2021 waren auch in der Reihenhaus-Siedlung Walter-Kyllmann-Straße viele Keller vollgelaufen. Der Stadtentwässerungsbetrieb sieht die Eigentümer in der Pflicht, ihre Immobilien zu schützen.
Als es Mitte Juli 2021 auch in Düsseldorf nicht aufhören wollte zu regnen, standen viele Straßenzüge unter Wasser. Besonders schlimm war es in der Ostparksiedlung, dort kam sogar ein Mensch ums Leben. Doch auch im Süden der Stadt hatten Bewohner gegen die Fluten zu kämpfen. Die Kanalisation war an jenen Tagen des 14. und 15. Juli angesichts der Wassermassen an vielen Stellen schlichtweg überfordert.
Mehr als ein Jahr nach dieser Naturgewalt laufen in der Landeshauptstadt immer noch die Aufarbeitung und vor allem die Beseitigung von Schwachstellen. Für stärkere Niederschläge seien ein öffentliches Kanalnetz sowie die notwendigen Pumpstationen grundsätzlich nicht ausgelegt, so dass es bei intensiveren Regenmengen zu Überflutungen kommen könne, teilt der Stadtentwässerungsbetrieb dazu mit.
Auch in der Reihenhaussiedlung an der Walter-Kyllmann-Straße in Garath gab es vollgelaufene Keller. Von so etwas betroffen sind vor allem Bereiche, die aufgrund ihrer topografischen Lage Geländetiefpunkte sind. Die Walter-Kyllmann-Straße stellt laut Stadt einen solchen Geländetiefpunkt mit teilweise hohem Gefährdungspotenzial dar. Im Fall eines extremen Starkregens können sich auf dem abschüssigen Gelände Sturzfluten mit hohen Fließgeschwindigkeiten bilden – und daran anschließend in den Geländetiefpunkten höhere Wasserstände. Der Zustand des dortigen Kanalnetzes im Mischsystem wird wie überall in Abständen von 15 Jahren überprüft. Die letzten Untersuchungen wurden 2016 durchgeführt. Dabei wurden keine Schäden festgestellt, die man laut Stadt hätte schnell sanieren müssen.
Ein neuralgischer Punkt ist die unterirdische Beckenanlage mit Pumpwerk „Urdenbacher Acker“. Diese regelt durch Rückhaltung und Speicherung von Mischwasser den Zufluss in das Kanalnetz und verhindert dadurch im Normalfall eine Überlastung der Kanalisation. Bei stärkeren Regenfällen füllt sich die Beckenanlage und leert sich erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Doch die Wassermassen aus dem Juli 2021 waren zuviel, sowohl für dieses als auch für viele andere Pumpwerke in der Stadt. Das Ergebnis: Das Kanalnetz war überlastet und staute in die Pumpstationen zurück. Da aus Sicht des Stadtentwässerungsbetriebes mehr Pumpen bei der Menge an Regen keinen Unterschied gemacht hätten, lehnt dieser den Bau weiterer Pumpen für Garath ab.
Auch wenn also die Beckenanlage „Urdenbacher Acker“ laut Stadt nicht ursächlich zu den Überschwemmungen in Garath geführt hat, soll die Anlage ab Februar 2024 saniert werden. Der Rat hat dazu Anfang September einstimmig sein Okay gegeben und den Stadtentwässerungsbetrieb beauftragt, das Projekt zu planen. Sanierung und Modernisierung sollen rund 8,6 Millionen Euro kosten und 18 Monate dauern. Um das Volumen zu verringern, das in solchen Situationen in den Altarm des Rheins geleitet wird, wird zudem eine Erweiterung des Rückhaltevolumens geprüft. Diese Arbeiten befinden sich laut Verwaltung derzeit in der Vorplanung.
Mitarbeiter des Stadtentwässerungsbetriebes hatten sich Mitte Mai Häuser an der Walter-Kyllmann-Straße angeschaut und seien dabei zu dem Schluss gekommen, dass „viele Schäden aufgrund unzureichender Rückstausicherungen oder defekter Grundstücksentwässerungsleitungen verursacht wurden“.
Der Schutz vor Überflutungen privater Grundstücke bei Starkregenereignissen ist eine Gemeinschaftsaufgabe zwischen dem Stadtentwässerungsbetrieb als Betreiber des öffentlichen Netzes und den Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümern, heißt es erläuternd in einer Mitteilung an die Mitglieder der Bezirksvertretung 10.
Wer sich informieren will, wie er seine Immobilie vor Starkregenereignissen schützen kann, kann sich mit dem Stadtentwässerungsbetrieb in Verbindung setzen. Dieses hat ein Starkregenberatungsteam, das vor Ort Immobilien besichtigt und Empfehlungen mit Blick auf mögliche Schwachstellen und Eintrittsmöglichkeiten von Wasser gibt. Die Stadt hat zudem eine Starkregenkarte erstellt, die im Internet auf der Stadtseite zu finden ist.