Projekt in der Siedlung am Wittenberger Weg Platzt der Traum vom Wiesencafé?

Düsseldorf · Diese Woche wurde auf der bereits gegossenen Bodenplatte am Wittenberger Weg noch ein kleines Apfelfest gefeiert. Da hatte Ute Reeh noch die Hoffnung, dass die Stadt Fördermittel für den Bau des Cafés beantragt. Doch die Frist hat die Verwaltung verstreichen lassen, weil es keinen Betreiber gebe.

 FSJlerin Vanessa Domin und Marc Schnepel, Praktikant in der Biologischen Station, stellten mit der Presse frischen Apfelsaft her.

FSJlerin Vanessa Domin und Marc Schnepel, Praktikant in der Biologischen Station, stellten mit der Presse frischen Apfelsaft her.

Foto: Andrea Röhrig

Seit 2016 engagiert sich Ute Reeh für das am Wittenberger Weg geplante Wiesencafé. Hoch und Tiefs erlebte die Düsseldorfer Künstlerin mit ihren Mitstreitern bei der Umsetzung des Projektes in den vergangenen fünf Jahren. Reeh freute sich über das Engagement der Alfred-Herrhausen-Schüler, die schon 2014 die Idee hatten, das Viertel mit einem Café als Begegnungsstätte zu beleben und dafür Modelle entwarfen, und darüber, dass 2017 die Bodenplatte für das Café aus Beton gegossen wurde. Das Haus selber sollte in umweltfreundlicher Lehmbauweise umgesetzt werden. Von einer hohen sechsstelligen Summe war bei den Kosten die Rede. Und immer wieder mussten die Initiatoren fürchten, dass der Bau am Ende doch nicht umgesetzt wird.

Noch am Dienstag hatte Reeh zum Apfelfest auf die Bodenplatte eingeladen. Schüler der Herrhausen-Schule stellten sich einem Apfelkuchen-Backwettbwerb, Mitarbeiter der Biologischen Station Haus Bürgel pressten frischen Apfelsaft und zeigten die Vielfalt an Apfelsorten, die in der Urdenbacher Kämpe geerntet werden. Und Förderschüler und -schülerinnen sowie Studierende der Hochschule Düsseldorf, die sich in dem Projekt engagieren, diskutierten vor Ort, wie Teilhabe funktionieren kann.

Doch über den Aktivitäten schwebte wie ein Damoklesschwert das mögliche Aus für das Café. Mittel dafür sollten von der Stadt über das Stadterneuerungsprojekt Garath 2.0 eingeworben werden. Dafür wäre der 30. September der Stichtag für die Antragsstellung gewesen. Ute Reeh hatte Anfang der Woche noch die Hoffnung, dass sich die Verwaltung zu dem Schritt entschließt, doch das ist nicht passiert.

Auf Anfrage unserer Redaktion teilte die Verwaltung mit, dass die Überlegung, eine Städtebauförderung zu beantragen, für die aktuelle Antragstellung zurückgestellt worden sei. Grund hierfür sei, dass es bei der Städtebauförderung üblicherweise erforderlich sei, eine Trägerschaft und damit einhergehend ein tragfähiges Betriebskonzept für das Café nachzuweisen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei – wie bereits in den Vorjahren – nicht klar, wer die Trägerschaft eines solchen Cafés übernehmen könnte. Für die Projektinitiatorin sei es nicht darstellbar, das Café auf eigene Kosten zu betreiben, auch finde sich bis dato kein anderer Träger. „Die Stadt selber sieht sich weder in der Lage, noch in der Verpflichtung, den Cafébetrieb zu übernehmen“, heißt es in der Antwort der Verwaltung weiter: Das sei durch städtische Ämter weder finanziell noch personell darzustellen und widerspreche dem Kerngeschäft der städtischen Zuständigkeiten und Kompetenzen.

„Die Städtebauförderung hebt insbesondere darauf ab, Projekte zu befördern, um sie dann fit zu machen für einen eigenverantwortlichen Betrieb.“ Weiter führte ein Stadtsprecher schriftlich dazu aus: „Grundsätzlich steht das Planungsamt den Inhalten der Planung nach wie vor sehr positiv gegenüber und hält den Bau und die pädagogische Idee zu einer Errichtung eines Cafés mit Hochschule und Schülern als Gemeinschaftswerk für grundsätzlich förderfähig. Allerdings muss der Betrieb durch eine solide Trägerschaft für das Objekt auch über die Jahre – insbesondere für die Zeit des Förderzeitraums – gesichert sein.“

Es sei jedoch denkbar, eine Förderung zu einem späteren Zeitpunkt zu beantragen – wenn die wesentliche Frage der Trägerschaft geklärt sei. Das könnte aus einem möglichen Topf der Weiterführung des jetzigen Stadtteilkonzeptes Garath 2.0 erfolgen. Für ein Projekt Garath 2.1, wie Stadt und die Düsseldorfer Politik es wollen, gibt es wohl von der Landesregierung Zeichen einer wohlwollenden Prüfung. Doch niemand weiß, ob angesichts der hohen Kosten von Corona und der Flut und einer vor der Tür stehenden Landtagswahl 2022 tatsächlich Mittel bereitgestellt werden. Und auch die Stadt selbst muss sparen.

So befindet sich die Umsetzung des Wiesencafés weiter in der Warteschleife. Ein Zustand, den Peter Zerfaß, Leiter der Alfred-Herrhausen-Schule, bedauert: „Ich wünschte, es würde endlich mal eine Entscheidung fallen.“ Eine Generation seiner Schüler hat sich an dem Projekt schon abgearbeitet, ohne dass es umgesetzt wurde. Weitere könnten folgen.

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