Gesamtschule Stettiner Straße Der erste Oberstufen-Jahrgang in Garath

Düsseldorf · 42 Schüler der Gesamtschule Stettiner Straße haben den Sprung in die Klasse 11 geschafft. Diese wurde 2016 auf Anregung der SPD am Standort der Fritz-Henkel-Hauptschule neu gegründet, um den Stadtteil aufzuwerten. Für 24 Millionen Euro wurde die Schule innerhalb des Projektes Garath 2.0 saniert und erweitert.

 Gabriel Böhme (v.l.), Nora Ilse, Joshoa Stehling, Amir Mahmoud, Nancy Okounde, Aylin Theis, Schulleiter Stephan Proksch und Emina Shadiyev.

Gabriel Böhme (v.l.), Nora Ilse, Joshoa Stehling, Amir Mahmoud, Nancy Okounde, Aylin Theis, Schulleiter Stephan Proksch und Emina Shadiyev.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Es sind mal gerade noch zwei Jahre, dann wird es in Garath die ersten Abiturienten geben, die im Stadtteil diesen Abschluss geschafft haben. Für viele andere Stadtteile ist das nichts Besonders, für Garath schon. Gibt es dort nach wie vor doch die niedrigste Zahl an Kindern, die den Sprung auf eine Schule schaffen, auf der man das Abitur machen kann. Und deshalb war eines der Ziele des Stadtteilerneuerungsprojekts Garath 2.0, das der damalige Oberbürgermeister Thomas Geisel 2015 an den Start brachte, dass Kinder aus bildungsfernen Familien gute Schulabschlüsse schaffen und dafür vor Ort bleiben können.

Deshalb wurde 2015 von der Politik entschieden, dass die Fritz-Henkel-Hauptschule auslaufen und parallel die Gesamtschule Stettiner Straße an den Start gehen sollte. Dafür sollten die Schulgebäude für rund 24 Millionen Euro erweitert werden. Die Baumaßnahmen sind seit 2020 fertig. Und nun ist er endlich da: der erste Oberstufen-Jahrgang mit 42 Jugendlichen, darunter Gabriel Böhme, Nora Ilse, Joshoa Stehling, Amir Mahmoud, Nancy Okounde, Aylin Theis und Emina Shadiyev. Gestartet war die Klasse fünf im Sommer 2016 mit an die 100 Schülern. 40 von ihnen erwarben nach den Zentralprüfungen nach der Klasse 10 die Befähigung, in die Oberstufe zu wechseln.

Für Schulleiter Stephan Proksch eine gute Quote: „Darunter sind viele Schüler, die damals keine Gymnasialschulempfehlung hatten.“ Dazu zählt auch Nancy Okounde, die, wäre es nach dem Willen ihrer Grundschule gegangen, auf die Realschule hätte gehen sollen. Noch heute kann sich Proksch gut daran erinnern, wie die heute 17-Jährige damals mit ihren Eltern zum Gespräch kam und sich die Familie aus Hassels entschied, Nancy an der Gesamtschule anzumelden. Ihre große Schwester, die inzwischen auf Lehramt studiert, ist ihr Vorbild. Allerdings möchte sie gerne Medizin studieren. Das hat sie mit Aylin Theis gemeinsam, während Emina Shadiyev seit der 8. Klasse weiß, dass sie Sozialpädagogin werden will. Die 16-jährige Garatherin wechselte erst im August von der Realschule an die Gesamtschule. Zunächst hatte sie auf einem Berufskolleg das Fachabitur machen wollen: „Es haben so viele gesagt, dass ich bestimmt Heulkrämpfe bekommen, weil es so schwer ist, das Abitur zu machen“, erzählt sie. Doch sie hatte einen schnellen und guten Einstieg – sowohl den Lehrstoff als auch die Mitschüler betreffend. „Ich hatte keine Probleme, hier sofort Freunde zu finden.“ Da kam ihr zugute, dass sie Aylin und Joshoa Stehling von früher kannte.

In zwei Klassen ist der erste Oberstufen-Jahrgang aufgeteilt, die meisten Fächer haben die Schüler in diesem Jahr noch zusammen. Das ändert sich, wenn sie den Übergang in die Klasse 12 schaffen. An der Gesamtschule gab es nie G8. Ende dieses Schuljahres stehen die Prüfungen an. „Unsere Schüler haben den Vorteil, dass sie das ja schon kennen mit den Zentralprüfungen für den Abschluss der Klasse 10“, erläutert Stephan Proksch.

Ob sie jetzt schon Pläne haben, wie ihre Aktionen zum Abi aussehen sollen? „Erstmal werden wir jetzt alle büffeln, um die Versetzung zu schaffen, planen können wir dann in der 12“, sagt Nora Ilse (17). Sie wechselte in der 8. Klasse wegen einer Verletzung vom Sport-Gymnasium in Oberbilk nach Garath. Bereut hat die Holthausenerin diesen Schritt nicht. Ihr gefällt es, dass die beiden Klassen mit je 21 Schülern klein und übersichtlich sind.

Ein Punkt, den alle sieben gut finden: „Die Lehrer können sich Zeit nehmen und auf jeden individuell eingehen“, sagen sie, sowohl während als auch nach dem Unterricht. Oder diese am Nachmittag über die Lernplattform Logineo anschreiben, wie Joshoa Stehling (17) berichtet. Sowieso sei ihre Schule sehr digital, sagen Amir Mahmoud (17) und Gabriel Böhme (18). Das halten beide für einen großen Pluspunkt der Gesamtschule Stettiner Straße. Arbeiten mit dem iPad gehört bei ihnen zum Standard. Das liegt vielleicht auch daran, dass an ihrer Schule viele junge Lehrkräfte sind.

Ab kommendem Jahr, wenn der erste Jahrgang in der Stufe 12 angekommen ist, wird die Schule dann auch Leistungs- und Grundkurse anbieten. Natürlich nicht in der Breite wie an Gymnasien, die 100 Schüler und mehr in der Oberstufe haben oder auch mit anderen Gymnasien kooperieren können. Leistungskurse soll es in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathe und Biologie geben, das haben die ersten Oberstufen-Schüler durch eine Vorabwahl bereits entschieden. Und dann sind die Lerngruppen noch kleiner. Was aber für die Schüler nun so gar keinen Nachteil bedeutet. Das Ziel ist definiert: Jeder von ihnen soll, wenn irgendmöglich, die Schule dann auch mit dem Abitur verlassen. Schulleiter Proksch geht davon aus, dass in den kommenden Jahren die Zahl  der Schüler, die den Sprung in die Oberstufe schafft, wächst. Dann können auch die Angebote an der Garather Gesamtschule erweitert werden.

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