Garath Anstehen für Gemüse, Obst und Brot

Garath · Jeden Freitag verteilen Ehrenamtliche über die evangelische Kirchengemeinde an die Tafel gespendete Lebensmittel. Die Zahl der Bedürftigen wächst stetig, alleine im Stadtbezirk 10 sind 210 Familien auf die Spenden angewiesen.

Seit fünf Jahren kommt Jan Flory so gut wie jeden Freitag in die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche. So lange schon hilft der heute 18-Jährige bei der Lebensmittelausgabe der Düsseldorfer Tafel an Bedürftige. Organisiert wird sie in Garath von der evangelischen Kirchengemeinde, aber natürlich helfen auch Mitglieder aus der katholischen Gemeinde St. Matthäus mit. Jan Flory kennt beide Seiten des Ausgabetisches, denn auch seine Oma bekommt Unterstützung.

Im Team seien nur nette Leute und darum helfe er hier auch so gerne, erzählt der Benrather. Derzeit ist Jan auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz: "Im Garten- und Landschaftsbau". Er fände es toll, wenn das bald klappen würde, und noch toller wäre es für ihn, wenn er dann weiterhin bei der Lebensmittelausgabe helfen könnte.

Seine Unterstützung ist gern gesehen, müssen doch jede Menge schwere Kisten - vor allem voll mit Obst und Gemüse - geschleppt werden. Mehrere Tische sind im Kirchenraum nebeneinander aufgestellt. Dahinter sieben Helfer, die die von der Tafel mit Transportern angelieferten Waren an die Bedürftigen verteilen: Tomaten, Paprika, Champignons und Bananen. Davon gibt es genügend.

Der Tisch mit den Milchprodukten ist hingegen überschaubar bestückt. "In den vergangenen vier Wochen haben wir von der Metro weniger als sonst bekommen", sagt Ehrenamtler Burkhard Schellenberg. Warum das so ist, weiß er auch nicht. Auf dem Tisch steht auch nur eine Tüte Nesquikpulver. Die geht an die erste Familie, die sie haben möchte. Was weg ist, ist weg. Gegenüber auf einem anderen Tisch stapeln sich Brote. Viele in Tüten der Düsseldorfer Bäckerei Pass. "Die unterstützen die Tafel ganz toll", sagt Schellenberg; im Jahr kämen da schon bis zu 20 000 Brot-Tüten zusammen.

Punkt 13.30 Uhr startet die Ausgabe nach einem ganz ausgeklügelten System, wie Burkhard Schellenberg berichtet. Zuerst kommen Menschen mit körperlichen Einschränkungen zum Zuge, anschließend die Familien. Damit es sich vor den Tischen nicht knubbelt, wurde für die Familienausgabe bereits bei der letzten Lebensmittelausgabe eine Zahl zwischen 1 und 60 gezogen. Wer die eins hat, kommt diesmal als Erstes an die Reihe.

Schellenberg leitet das Helfer-Team seit inzwischen viereinhalb Jahren. Als der heute 60-Jährige in den Vorruhestand ging, suchte er eine sinnvolle Beschäftigung für die viele freie Zeit, die er plötzlich hatte. Er wandte sich an die Freiwilligenzentrale "Mach mit". Dort bot man ihm an, einen Demenzkranken zu betreuen, ein Ehrenamt, das er bis heute beibehalten hat. Bei einer Weiterbildung in dem Bereich, hörte er von der Lebensmittelausgabe der Tafel und dass diese damals wie heute Helfer sucht. Im Juli 2009 stand Schellenberg das erste Mal an der Bonhoeffer-Kirche auf der Matte, um zu helfen. Bereits ein halbes Jahr später fragte ihn der damalige Team-Chef, ob er nicht ab Mai 2010 das Team leiten wolle. Er wollte - und seitdem hat er vor allem freitags jede Menge zu tun. Denn die Zahl der Bedürftigen ist seit der Eröffnung der Einrichtung stetig gewachsen. "Inzwischen sind es alleine 210 Familien", sagt Schellenberg, insgesamt 600 Menschen aus Garath und Hellerhof, die nicht genügend Geld haben, um selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen: Rentner mit einer kleinen Rente, Hartz-IV- und Arbeitslosengeld-II-Empfänger, Asylbewerber, Flüchtlinge. Manchmal gibt es zu den Lebensmitteln auch andere Dinge, die die Menschen brauchen. Wie letztens einen Schwung Baby-Sachen, die ganz schnell weg waren.

Insgesamt umfasst das Team zwischen 15 und 20 Ehrenamtler; am Ausgabetag werden rund 13 Leute benötigt. 2007 ging die Tafel für den Stadtbezirk 10 an den Start, von Beginn an ist Bärbel Herwig dabei. Sie stellt gerade eine Tüte Lebensmittel für eine Dame zusammen, die krankheitsbedingt im Moment ihre Wohnung in einem Hochhaus nicht verlassen kann: So etwas sei aber wirklich auch nur in Notfällen wie diesem möglich, sagt Herwig.

Weil die Zahl der Bedürftigen nicht mehr zu händeln ist, gibt es seit diesem Frühjahr statt wie früher jeden Freitag nur noch alle 14 Tage einen Schwung Lebensmittel. Die eine Hälfte kommt an den geraden, die anderen an den ungeraden Wochen zum Zuge. Rund 1,5 Tonnen werden an einem Freitagnachmittag verteilt. Gegen 16 Uhr sind die Tische wie leer gefegt. Alles geht weg. Auch Schellenberg weiß, dass der neue 14-Tage-Rhythmus für viele hart ist, aber einen Alternative dazu weiß er auch nicht. Wer in diesem Jahr in der geraden Woche dran ist, hat zudem das Pech, dass er nach dem Termin am 12. Dezember dann mit Feiertag und Tafel-Urlaub erst wieder am 9. Januar eine neue Lebensmittelzuteilung erhält.

Wegen des stetig wachsenden Bedarfs, ist die Lebensmittelausgabe auch auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen. Die St.Matthäus-Gemeinde hat ihre Gemeindemitglieder aufgerufen, an diesem Wochenende bei den Messen haltbare Lebensmittel zu spenden, die an die Tafel weitergegeben werden. "Konserven wären toll, aber auch Spagetti oder Reis und Tomatensoßen", zählt Schellenberg auf und berichtet vom Engagement einiger Privatleute, die für 50 Euro in einem Discounter einkauften und die Lebensmittel dann spendeten. Dafür gibt es dann übrigens auch eine Spendenquittung.

Wer helfen oder spenden will, kann sich im Gemeindebüro der evangelischen Kirchengemeide unter 6011549 melden.

(RP)
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