Düsseldorf Fröhliche Straßenkunst aus Kinderhand

Düsseldorf · An der Oberbilker Flügelstraße haben innerhalb des "Urban Street-Art-Festivals" hunderte Kinder die Pflastersteine bunt bemalt. Eingeladen hatte sie Ökkes Yildirim. Er will demnächst Hampelmänner in die Bäume der Straße hängen.

 Malen, was die Straßenkreide hergibt: Mit Begeisterung waren die Oberbilker Kinder bei der Streert-Art-Aktion bei der Sache.

Malen, was die Straßenkreide hergibt: Mit Begeisterung waren die Oberbilker Kinder bei der Streert-Art-Aktion bei der Sache.

Foto: Andreas Endermann

So bunt und so fröhlich verläuft wohl keine der anderen Aktionen des Festivals: Beim aktuellen "Urban Steet-Art" bemalen zahlreiche Künstler Hauwände, sie gestalten öffentliche Objekte oder produzieren auf andere Weise Kunst unter freiem Himmel. Die Street-Art-Aktion, die jetzt unter freiem Himmel an der Flügelstraße passierte, dürfte aber an Lebendigkeit nicht zu übertreffen sein: Hunderte von Kindern hockten da auf dem Straßenboden und bemalten die Steine der Pflasterung mit bunter Straßenkreide.

Dazu eingeladen hatte sie Ökkes Yildirim (30), Betreiber des kleinen Cafés an der Ecke Linien-/Flügelstraße, das er selbst "Büdchen für Kunst und Kultur" nennt. Denn Yildirim hat weit größere Ambitionen, als nur Kaffee – der allerdings ausgezeichnet schmeckt – und Brötchen zu verkaufen. Bereits vor gut zwei Jahren hängte er ein Meer von Gitarren in die Bäume der Flügelstraße, insgesamt 208 Stück, je 13 in jede Krone. Das sah nicht nur sehr schön aus, es kam auch bei Nachbarn und Passanten sehr gut an. Die Zahl 13 war auch der Anlass der Straßenmal-Aktion kürzlich, denn die hatte Yildirim bewusst auf Freitag, den 13., gelegt. "Denn auch dieser Tag kann doch so schön sein", meinte Yildirim im Hinblick auf die vielen emsig malenden Kinder auf seiner Straße.

Auf die Idee gekommen war er angesichts seines mit Straßenkreide malenden fünfjährigen Sohnes. "Das hat mich so gerührt, das war so schön anzusehen." Und da Yildirim auch immer für Unkonventionelles gut ist und gerne mit Zahlen spielt, stellte er die Aktion unter das Motto "528 Hz". Denn das sei "in der Musik die Frequenz für die Liebe."

Davon wusste Hans-Joachim Gresser, Lehrer an der benachbarten Hulda-Pankok-Gesamtschule, bis dato zwar noch nichts, dennoch kamen er sowie drei weitere Lehrer mitsamt drei fünften Klassen vorbei, um mitzumalen. "Kunst findet in der Wahrnehmung der Schüler meist nur in Museen statt. Hier erfahren sie, dass Kunst öffentlich ausgeübt werden kann und zwar von jedermann." Dem konnte Gressners Schüler Tobias nur beipflichten: "Ich kann eigentlich nicht so gut malen", so der Zehnjährige. "Aber das hier macht viel Spaß, und es ist so farbenfroh. Hoffentlich regnet es nur nicht."

Die Sorge des Jungen war unbegründet, der vorgesehene Straßenabschnitt von rund 250 Metern, den das Ordnungsamt zuvor mit Barken abgesperrt hatte, konnte ohne Störungen bemalt werden. Und da Yildirim die Kinder gebeten hatte, die Steine jeweils in unterschiedlichen Farben zu bemalen, entstand schließlich auch der vom Initiator gewünschte Effekt: "Aus der Vogelperspektive sieht es aus wie großes Pixelbild." Aus dieser Perspektive will er die Straße auch noch filmisch aufnehmen lassen. Das Material, das die Aktion dokumentieren soll, will er an Kultur-Verantwortliche im In- und Ausland schicken, denn Yildirim möchte die Malaktion gerne anderswo wiederholen. So wie auch seine Gitarrenhängung, die er in Berlin und Gelsenkirchen realisierte. Im nächsten Jahr plant Yildirim, 208 selbst gefertigte Hampelmänner aus Sperrholz in die Bäume zu hängen. Die Hampelmänner sollen Kinder zuvor bunt bemalen. Yildirim: "Hampelmänner deswegen, weil diese die spontane kindliche Freude ausdrücken."

(RP)
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