Kultur in Düsseldorf Plakataktion gegen „Brause“-Abriss

Düsseldorf · Auf den ersten Blick sieht es aus, wie ein städtisches Plakat. Doch für ein Event der Stadt sind die Riesenposter an einigen Rheinbahn-Haltestellen eher nicht gedacht.

 Das Plakat hing unter anderem an der Haltestelle Uhlandstraße.  foto: Weber

Das Plakat hing unter anderem an der Haltestelle Uhlandstraße. foto: Weber

Foto: Christopher Weber

Manchmal lohnt es sich doch, Werbeplakate an Bus- und Bahnhaltestellen genauer anzuschauen. Zum Beispiel an der Station Uhlandstraße, wo hinter einer Glasscheibe der Firma Wall bis Freitagnachmittag ein Plakat hing, das in Farben und Gestaltung aussah wie eine städtische Werbung. Die Stadt selbst aber würde wohl kaum von sich behaupten, „Düsseldorf ist langweilig“. Das stand ebenso auf dem Plakat, das auf den Abriss des Kulturzentrums „Brause“ an der Bilker Allee hinwies, wie der Schriftzug: „Off-Kultur statt In-Viertel“. Zu sehen war im Hintergrund das frühere Domizil des Vereins Metzgerei Schnitzel, der viele Jahre sein Vereinsheim in einer alten Tankstelle in Friedrichstadt hatte.

Der unbekannte Werber hatte auch einen längeren Text verfasst, der auf dem Plakat abgedruckt war: „Die Party ist vorbei: Kleine Läden, kleine Clubs und Initiativen erfüllen einen Stadtteil erst mit Leben. Sie sind beliebte Treffpunkte und auch manchmal der Beginn für die eine oder andere Karriere gewesen. Die Aufwertung von Quartieren, die Schaffung von teuren Wohnungen, die Verdrängung der alten Bewohner*innen führen zu einem Wandel in den Stadtteilen. Kleine Läden, kleine Clubs und Initiativen sind oft von dieser Gentrifizierung betroffen. So wie die Brause in Bilk. Nachdem die Stadt 17 Jahre in der alten Tankstelle mit Off-Kultur bereichert wurde, gingen Ende Mai 2019 an der Bilker Allee die Lichter aus.“ Weitere Plakate soll es an anderen Stationen geben, wie ein Mitglied des Vereins Metzgerei Schnitzel erzählt. Der Verein jedenfalls hatte im sozialen Netzwerk Facebook ein Foto gepostet und geschrieben: „Wer immer es auch war: Vielen Dank.“

Auf dem Grundstück will ein Investor Wohnungen bauen, im Erdgeschoss ist ein Raum für Kultur geplant. Als die Arbeiten im November 2019 starteten, stoppte die Stadt den Abriss, legte die Baustelle mit Verweis auf ein laufendes Unterschutzstellungsverfahren nach dem Denkmalrecht still. Das Verwaltungsgericht entschied vergangene Woche, dass der Abriss des Tankstellengebäudes fortgesetzt werden darf.

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