Großeinsatz in Friedrichstadt Haus in Düsseldorf stürzt ein - schwierige Suche nach Vermissten

Düsseldorf · Im Düsseldorfer Stadtteil Friedrichstadt ist ein mehrstöckiges Gebäude eingestürzt. Zwei Bauarbeiter gelten als vermisst. Die Suche wurde um kurz vor Mitternacht fortgesetzt. Auch drei Nachbarhäuser wurden geräumt.

Hauseinsturz Düsseldorf-Friedrichstadt: Feuerwehr im Großeinsatz
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Hinterhaus in Friedrichstadt stürzt ein

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Foto: Uwe-Jens Ruhnau

In einem Innenhof zwischen Tal- und Luisenstraße ist am Montagmittag ein Teil eines mehrstöckigen Gebäudes mitsamt Gerüst eingestürzt – jetzt werden zwei Bauarbeiter vermisst. Ob die Bauarbeiten an dem Gebäude den Einsturz ausgelöst haben, ist bislang noch unklar.

Suche Die Feuerwehr vermutete den 39 Jahre alten Vermissten unter den Trümmern des eingestürzten Hauses. Die Suche nach dem Mann gestaltete sich extrem schwierig. Mehrere Stunden und umfangreiche Sicherungsarbeiten hat es gebraucht, bis die Höhenretter der Feuerwehr gegen 16.30 Uhr mit der Demontage eines Gerüsts beginnen konnten, das auf die Trümmer zu stürzen drohte. Darunter liegende Bereiche stützten die Feuerwehrleute ab, dafür wurden auf der Straße massive Holzbalken zurecht geschnitten. Dennoch rutschten immer wieder Trümmerteile nach, was die Arbeiten oder die Suche für die Einsatzkräfte riskant machte.

Eine Staffel von Rettungsspürhunden wurde für die Suche angefordert. Mit elf Hunden rückten zwei Führer des Bundesverbands Rettungshunde aus dem Rhein-Sieg-Kreis nach Düsseldorf aus. Gegen 17 Uhr besichtigten die Rettungshunde-Führer die Einsturzstelle. Ein „Go“ für die Suche bekamen sie zunächst nicht, zu unsicher war das Terrain. Die Hunde warteten in der Feuerwache 1 an der Hüttenstraße auf ihren Rettungseinsatz.

Schon am frühen Nachmittag stellten sich die Einsatzkräfte darauf ein, dass die Suche bis spät in die Nacht dauern würde. Mobile Beleuchtungsanlagen wurden zur Unglücksstelle gebracht, auch eine Terrasse in einem Nachbarhaus im Innenhof wurde bestückt. Gegen 18.30 Uhr dann die erschütternde Nachricht: Die Suche nach dem vermissten Mann musste vorerst unterbrochen werden. Im Keller des Hauses war es zu einem weiteren Einsturz gekommen, die Feuerwehr räumte daraufhin die Einsatzstelle vollständig.

Bis 20.30 Uhr konnte der 39-jährige Bauarbeiter nicht gefunden werden. In den Abendstunden meldete sich zudem einer der Bauarbeiter bei der Einsatzleitung der Feuerwehr und berichtete, dass er einen zweiten Arbeitskollegen vermisse, der mit auf der Baustelle gewesen sein soll. Die Feuerwehr Düsseldorf ging darum am Abend von zwei Verschütteten aus. Parallel dazu hat die Polizei begonnen herauszufinden, ob sich der Mann auch woanders aufgehalten haben könnte.

Am Abend setzte die Feuerwehr auch eine Drohne der Polizei ein, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist. So können Bewegungen in dem geräumten Gelände schnell wahrgenommen werden.

Eine halbe Stunde vor Mitternacht wurde die Suche wieder intensiv aufgenommen. Ein Tunnel war gegraben worden. Neben der Schaffung dieser Öffnung mussten intensive Abstützarbeiten vorgenommen werden, um zu verhindern, dass weitere Bereiche nachgeben sowie weitere Bauteile ein- bzw- abstürzen.

Man hatte auch versucht, die Verschütteten über deren Handys zu orten. Da kein Klingeln zu hören war, wurde vermutet, dass sie tief liegen. Die Suche würde Stunden dauern, hieß es, die Einsturzgefahr war immer noch nicht gebannt.

Zuvor hatten sich um 22.30 Uhr mehr als 30 Freunde und Verwandten des 39 Jahre alten verschütteten Arbeiters an der Unglücksstelle eingefunden. Bei dem Mann soll es sich um einen alleinstehenden Türken aus Duisburg handeln. Es wurde laut, die Angehörigen warfen der Feuerwehr vor, zu wenig für die Rettung des Mannes zu tun. Die Feuerwehr stellte einen Beamten ab, der die Angehörigen laufend unterrichtete. Die Polizei stellte sich zeitweilig zwischen die Angehörigen und die Feuerwehrleute.

Insgesamt sollen elf Arbeiter auf der Baustelle gewesen sein. Einer von ihnen wurde nach Angaben der Einsatzkräfte wegen eines internistischen Problems im Krankenhaus behandelt. Um das Leben des vermissten Bauarbeiters besorgt war auch die sichtlich erschütterte Eigentümerin des Unglückshauses, die über mehrere Stunden vor Ort war.

Nachbarhäuser Eckhard Maedel, Anwohner im Block des Gebäudes, saß gerade beim Mittagessen auf der Terrasse, als das Haus einstürzte. „Es hörte sich an wie ein Abrutschen, wenn Geröll oder Schutt abgeladen wird“, berichtete er. „Es dauerte aber extrem lang und dann stieg eine weiße Staubwolke auf. Wir haben erst gedacht, es ist nicht so schlimm, hier ist gerade viel im Bau. Als wir dann die vielen Sirenen hörten, wussten wir, es ist etwas Ernstes passiert.“ Drei benachbarte Häuser wurden für unbewohnbar erklärt und dürfen vorerst nicht betreten werden. Es besteht die Gefahr, dass die Wände des beschädigten Gebäudes in die anderen Häuser stürzen.

Dort haben auch Dennis Will und Jan Hilgenberg ihre Wohnungen. Beide Männer arbeiten im nahe gelegenen Bürogebäude Gap 15. Während Jan Hilgenberg bei einem Freund unterkommt, muss Dennis Will wie viele seiner Nachbarn in der Jugendherberge in Oberkassel nächtigen. Dies könnte für zwei Nächte gelten. Die Gesamtanzahl der Untergebrachten erhöhte sich bis zum späten Abend auf insgesamt 31 Menschen.

Die Polizei sperrte den Einsatzort großräumig ab. Für Autofahrer und Passanten kam es dadurch zu Beeinträchtigungen rund um die Luisenstraße. Viele Menschen mussten lange warten, bis sie mit ihren Autos aus dem Parkhaus oder der Tiefgarage fahren konnten. Am Abend wurden Fahrzeuge, die in der Nähe des Unglückshauses geparkt hatten, abgeschleppt.

Einsatzkräfte Rund 70 Feuerwehrleute waren schon kurz nach dem Einsturz vor Ort. Die Stadtwerke waren mit einem Notfallmanager vertreten. Der Strom wurde im Haus abgestellt, ebenso die Fernwärmeleitung gekappt. Das Wasser wurde auf der Straße vor dem Haus abgestellt. Das Technische Hilfswerk war für die Fachberatung ebenfalls da und gab Hinweise, wie man die Trümmer sichern könnte. Ebenso an der Einsturzstelle: die Kripo, die Bauaufsicht und das Amt für Arbeitsschutz. Zudem baute die Feuerwehr eine mobile Einsatzleitstelle in der Luisenstraße auf.

Gebäude Das Haus, das nach Angaben des Einsatzleiters zu drei Vierteln eingestürzt ist, wird derzeit modernisiert und umgebaut. Das Gebäude befindet sich im Besitz einer Firma für Verpackungsmaterial und wurde früher als Verwaltungsgebäude genutzt. Nach Angaben des Betriebes wurde das Haus in den 30er Jahren neu errichtet und damals von der Firma bezogen, im Zweiten Weltkrieg jedoch zerstört. Nachdem das Haus an der Luisenstraße in den 50er Jahren wieder aufgebaut worden war, bezog die Firma das Gebäude erneut und hatte dort bis 1996 ihren Verwaltungshauptsitz.

Wie die Eigentümer berichten, hatte das Institute of Design die Räume bis zum Ende des vergangenen Jahres angemietet. Seitdem stand das Gebäude leer. Es hat die Form eines L, der Teil direkt an der Luisenstraße sieht unversehrt aus, zusammengestürzt ist der lange Schenkel im Hof. Die Eigentümer wollten die Zeit bis zur nächsten Vermietung nutzen, um das Haus zu ertüchtigen. Neue Fenster waren im Gebäude mit der Front an der Luisenstraße beispielsweise bereits eingebaut. Auch die Stromleitungen wurden neu verlegt. Vor der Tür stand ein Betonsilo, wie er an Baustellen üblich ist. Es wird vermutet, dass die Bauarbeiten den Einsturz ausgelöst haben könnten.

(sg/veke)
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