Friedrichstadt Die seltsamste Station der Düsseldorfer Rheinbahn

Friedrichstadt · An der Morsestraße in Düsseldorf-Friedrichstadt sind gleich zwei ungewöhnliche Nahverkehrs-Phänomene zu beobachten: eine versteckte Bus-Haltestelle und eine Bahn-Strecke, auf der die Züge innerhalb von 50 Metern zwei Mal stoppen.

An der Oberbilker Allee steht das Schild der Haltestelle "Morsestraße" auf dem Bürgersteig hinter parkenden Autos und an der Hauswand.

An der Oberbilker Allee steht das Schild der Haltestelle "Morsestraße" auf dem Bürgersteig hinter parkenden Autos und an der Hauswand.

Foto: Andreas Endermann

Bis vor Kurzem fristete die Morsestraße eine wunderbare Existenz der Bedeutungslosigkeit. Etwas mehr als ein Dutzend Hausnummern zählt sie und verbindet ohne viel Aufsehen die große Kreuzung von Corneliusstraße und Oberbilker Allee mit dem Fürstenplatz. Viele Düsseldorfer kennen sie, die wenigsten aber wissen ihren Namen. Seit die Wehrhahn-Linie am 21. Februar eröffnet ist, hat sich einiges geändert an der kleinen Straße in Friedrichstadt. Die nach ihr benannte Station hat nun stolze sechs Haltesteige, die den Nahverkehrsnutzern zudem noch zwei sehr seltsame Phänomene bescheren.

Die erste Beobachtung sind winkende Menschen am Rand der Oberbilker Allee. Wer dort über den Bürgersteig läuft, wird feststellen, dass dort nun auch Busse halten. Die neue Linie 736 ist dort unterwegs, die Eller mit Friedrichstadt sowie beide Stadtteile mit dem neuen U-Bahnhof am Kirchplatz verknüpft. Die Bus-Haltestellen sind allerdings nur für Eingeweihte zu finden. Die Schilder sind klein und stehen hinter parkenden Autos an der Hauswand oder neben drei Pöllern. Diejenigen, die dort warten und den 736er erwischen wollen, treten lieber zwischen die Autos oder bis zur Straße und signalisieren den Busfahrern mit ausgestrecktem Arm, dass sie mitgenommen werden, damit er sie nicht übersieht.

Blick vom einen Bahnstopp zum anderen: Die Linie 704 hält dort vor und hinter der Kreuzung.

Blick vom einen Bahnstopp zum anderen: Die Linie 704 hält dort vor und hinter der Kreuzung.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Der Rheinbahn ist das Phänomen bekannt, das Kunden auch von anderen Stellen entlang der Oberbilker Allee sowie aus Hamm melden. Das Nahverkehrsunternehmen ist allerdings weder Verursacher noch Beheber des Problems. Es ist Aufgabe der Stadt, an 25 Stellen neue Haltestellenkanten zu schaffen. "Das sind eine Menge Stationen, und es gibt nur begrenzt Firmen, die das machen können", sagt Holger Odenthal vom Verkehrsamt. Deshalb wurden die genannten Stationen nicht zum Start der Wehrhahn-Linie fertig, an einigen Stellen befinde man sich erst in der Planungsphase. Dort müssten zum Teil auch noch Gespräche mit Hauseigentümern geführt werden, die keine Haltestelle vor ihrer Tür haben möchten. Odenthal hofft, dass alle Haltestellen-Pläne in der zweiten Jahreshälfte umgesetzt werden können.

Die zweite Seltsamkeit tritt rund um die genannte Kreuzung von Corneliusstraße und Oberbilker Allee auf. Neuerdings ist dort die Linie 704 unterwegs. Sie kommt vom Hauptbahnhof und fährt Richtung Uniklinik. Sie teilt bis zur Morsestraße ein Gleis mit der Linie 707, danach mit der 701. 707 und 701 haben aber unterschiedliche Haltesteige namens "Morsestraße", so dass die Züge der 704 vor als auch hinter der Kreuzung halten und die Türen öffnen, also auf von 50 Metern zwei Mal. Das ist so gewollt. "Wir möchten den Fahrgästen günstige Umsteigemöglichkeiten gönnen", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Dafür nehme man die Kurz-Stopps in Kauf - so wie zum Beispiel auch an der Werstener Dorfstraße (Linie U79). "Das ist produktives Halten", sagt Schumacher.

(hdf)
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