Flingern Sperrung des Höherwegs ist vom Tisch

Flingern · Das Verkehrsexperiment soll nicht fortgesetzt werden, da der Rückstau zu groß ist. SPD fordert nun andere Lösungen.

 Bei der mobilen Redaktion der Rheinischen Post bewerteten die Anwohner das Experiment unterschiedlich.

Bei der mobilen Redaktion der Rheinischen Post bewerteten die Anwohner das Experiment unterschiedlich.

Foto: Andreas Endermann

Es geht um Lieferwagen, die die Gehwege versperren, um Pendler, die zu schnell durch die Tempo-30-Zone fahren, um Lärm und Schmutz im Wohngebiet. Seit langem schon suchen die Anwohner der Gebiete zwischen Langer- und Kettwiger Straße im Süden Flingerns nach einer Lösung für die Verkehrsprobleme in ihrem Quartier. Das wird wohl auch in den kommenden Monaten so weitergehen, denn das Verkehrsexperiment "Sperrung des Höherwegs" soll nach Willen der Verwaltung nicht weitergeführt werden und gilt als gescheitert.

In einer Beschlussvorlage für den Verkehrsausschuss heißt es, dass der Durchgangsverkehr durch die Sperrung zwar reduziert worden sei, jedoch sei es zu sehr starkem Rückstau auf dem Höherweg in östlicher Richtung gekommen, außerdem hätten die umgeleiteten Fahrzeuge die Kettwiger Straße zusätzlich belastet. Deshalb empfiehlt die Verwaltung "von einer dauerhaften Einführung der Sperrung abzusehen". Im Rahmen des Verkehrsversuches war der Höherweg ab Kettwiger Straße in Fahrtrichtung Westen Anfang August gesperrt worden. Drei Bürgerversammlungen waren der Sperrung vorausgegangen. Besonders SPD-Mann Martin Volkenrath hatte sich dafür starkgemacht. Für ihn ist das Ergebnis eine Enttäuschung. "Mit Einrichtung einer dritten Spur auf dem Höherweg, hätte das anders ausgesehen", ist er überzeugt, "aber hierzu war der Wille nicht da." Die Bewohner des Quartiers hingegen hätten die Sperrung begrüßt, sagt Volkenrath und fügt hinzu: "Wenn es so nicht geht, muss es eben anders gehen." Denkbar sei für ihn etwa eine Einbahnstraßenregelung, die den Höherweg für den Durchgangsverkehr unattraktiv macht. Volkenrath - Vorsitzender des Verkehrsauschusses - fordert nun "Lösungen von der Verwaltung".

Tatsächlich hat eine mobile Redaktion, die die Rheinische Post nach Beendigung des Versuchs veranstaltet hatte, ein uneinheitliches Bild ergeben. Viele Bürger hatten am Stand der RP die Sperrung begrüßt, beinahe ebensoviele sie aber auch abgelehnt. Vor allem die Bewohner östlich der Kettwiger Straße, wo sich der Verkehr in den Stoßzeiten bis zum Kreisverkehr und darüber hinaus gestaut hatte, klagten über die Mehrbelastung. Die CDU in der Bezirksvertretung 2 hatte die Sperrung im Vorfeld abgelehnt. "Wir sehen schlicht nicht die Notwendigkeit", sagte Harald Neuhaus damals. Für ihn war das Experiment ein "Muster ohne Wert". Er befürchtete, lediglich mehr Verkehr auf einer ohnehin schon stark belasteten Strecke. Zumal viele Anwohner nicht unbedingt die Notwendigkeit anerkennen, den Verkehr im Quartier einzuschränken. Auch Zählungen, die das Amt für Verkehrsmanagement und das Ingenieurbüro IGS im Vorfeld der Sperrung durchgeführt hatten, haben ein Ergebnis geliefert, wonach die Straßen nicht über Gebühr belastet sind. Insgesamt ergab die Auswertung einen Durchgangsverkehr von 405 Fahrten am Mittag und 609 Fahrten am Abend, was einem Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen von 25 Prozent entspricht, hieß es. Im Quartier selbst spiele der Durchgangsverkehr nur "bedingt eine Rolle." Doch weil "die objektive Untersuchung und der subjektive Eindruck voneinander abweichen" könnten, wie es ein Mitarbeiter des Amts für Verkehrsmanagement formulierte, wurde das Experiment durchgezogen. Aus dem Bezirk 8 wurde außerdem der Einwand erhoben, dass die Sperrung es besonders Pendlern aus dem Osten schwerer mache, mit dem Auto in die Stadt zu kommen.

Volkenrath will sich dennoch weiter für eine Veränderung einsetzen. Hunderte Familien hätten schließlich von der Reduzierung des Verkehrs profitiert. "Das kann man nicht ignorieren."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort