Flingern Mobile Schule im Handwagenformat

Flingern · Die städtische Freizeiteinrichtung Icklack bietet flexiblen Unterricht für Lernbedürftige vor Ort an. Seit einem Semester unterstützen Sozialpädagogik-Studenten die Arbeit mit Menschen in Flüchtlingsunterkünften.

 Janine Fait und Timo Quast arbeiten im Rahmen ihres Studiums für das Projekt Mobile Schule.

Janine Fait und Timo Quast arbeiten im Rahmen ihres Studiums für das Projekt Mobile Schule.

Foto: Andreas Bretz

Grüne Tafelflächen zum eigenständigen Malen und Beschriften mit Kreide, bunte Wimmelbilder, die Alltagsszenen darstellen, vielfältige Lernpanels für den Erwerb von Sprache und Mathematik - ein wenig erinnert das multifunktionale Gefährt auf vier Rädern an einen kleinen Jahrmarktstand. Der Effekt beim Aufbau ist der gleiche: "Wenn wir mit der mobilen Schule auftauchen, werden wir bereits sehnsüchtig erwartet", erklärt Maximilian Lommel (32).

Es ist ein Angebot, das zum Lernen und Spielen einlädt und dazu animiert, miteinander in Kontakt zu treten. Bereits seit rund vier Jahren leitet der Sozialpädagoge das Projekt der kompakten Schule im Handwagenformat als einen Teilaspekt des umfangreichen Angebots der städtischen Freizeiteinrichtung Icklack am Höherweg. Als Kooperationsprojekt mit dem Kinderspielhaus an der Dorotheenstraße bereits 2009 gestartet und in Westeuropa einzigartig, bietet die Einrichtung in Flingern das Konzept der mobilen Schule im Bereich der aufsuchenden Sozialarbeit an. Es werden öffentliche Plätze, Treffpunkte und Spielflächen in der Stadt besucht. Insbesondere Kinder von benachteiligten Familien sind dankbar für dieses Angebot. "Wir gehen auf die Kinder zu, wo sie ihren Lebensmittelpunkt haben", sagt Lommel. Und das sei eben die Straße.

Seit rund zwei Jahren weiten die Mitarbeiter der Einrichtung das Angebot des Bildungsmobils zunehmend auch auf den Besuch von Flüchtlingsunterkünften aus. Neu ist, dass sie dabei seit Kurzem unterstützt werden von Praktikanten der Hochschule Düsseldorf. Studierende des Fachbereichs Sozialwissenschaften, insbesondere der Sozialpädagogik, erhalten seit einem Semester die Möglichkeit, die im Studium geforderten Praktika auch im Bereich der Flüchtlingsarbeit zu absolvieren. Einerseits soll so bereits während des Studiums ein Augenmerk auf die veränderten Anforderungen des Sozialarbeiters der Zukunft gelegt werden, andererseits können Studierende die vorhandenen Angebote bestehender Einrichtungen in der Stadt durch ihre Mitarbeit aktiv unterstützen.

"Die Inklusion geflohener Menschen, insbesondere die unbegleitet geflüchteter Kinder und Jugendlicher, stellt auch die soziale Arbeit vor neue Herausforderungen", erklärt Ulrich Deinet (61), der als Professor des Fachgebiets Didaktik und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik an der Hochschule lehrt. Möglichst früh soll den Studenten daher die Möglichkeit geboten werden, abseits von nur beratenden Tätigkeiten Einblick in praktische Arbeitsfelder zu gewinnen.

Neben einem hohen organisatorischen Aufwand zog dies auch formelle Schritte nach sich: "Um die 224 Stunden umfassenden Praktika bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Studiums anbieten zu können, musste sogar die Prüfungsordnung geändert werden", erklärt Deinet.

Ein Aufwand, der sich gelohnt hat: "Es bereitet mir große Freude, das Projekt der mobilen Schule mitzutragen", sagt Timo Quast, 27 Jahre alt, der den Bachelorstudiengang Pädagogik der Kindheit und Familienbildung absolviert. "Das ist unmittelbare Arbeit am Menschen." Auch seine Kommilitonin Janine Fait (33) ist von der praktischen Arbeit vor Ort begeistert: "Weil ich mich schon lange für die Arbeit mit Flüchtlingen interessiere, erhalte ich nun bereits während des Studiums die Chance, aktiv zu werden."

(RP)
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