Flingern Kisten packen aufgeschoben

Flingern · Bei der Bürgerinfo für das Bauprojekt Flingern-Nord wurde Anwohnern die Angst davor genommen, sie müssten sofort ausziehen.

 Aufmerksam begutachteten die Teilnehmer der Bürgerversammlung die ausgestellten Modelle und bestellten Wettbewerbs-Broschüren.

Aufmerksam begutachteten die Teilnehmer der Bürgerversammlung die ausgestellten Modelle und bestellten Wettbewerbs-Broschüren.

Foto: Marc Ingel

Der ein oder andere wollte es immer noch nicht so recht glauben. Vor der Bürgerinformation zum Bauvorhaben am Hellweg wurden eifrig die Pläne studiert, und immer wieder kam die Frage auf: Wird auch mein Haus abgerissen?

Die Siedlung in Flingern-Nord soll komplett erneuert werden. Bis zu 300 neue Wohnungen entstehen an der Benzstraße und an der Ecke Bruchstraße/Hellweg, die Altbauten werden abgerissen. Entlang des Hellwegs und an der Dieselstraße werden noch einmal annähernd genau so viele Wohnungen kernsaniert. Das Bauprojekt wird im Rahmen eines Landeswettbewerbs realisiert. In der Aula der Thomas-Edsion-Realschule wurden die drei Preisträger-Entwürfe des Architekten-Wettbewerbs präsentiert. Die betroffenen Anwohner hatten Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen.

Zu Beginn versuchte Planungsdezernentin Cornelia Zuschke, die Zuhörer mit kleinen Schmeicheleien für sich (und das Bauprojekt) zu gewinnen. Sie lobte die "örtliche Kompetenz" der Anwohner, ohne die solch ein Vorhaben gar nicht umzusetzen sei, "sie wissen wirklich, was Heimat bedeutet", sagte sie zudem. Das kam schon mal gut an bei den knapp 200 Zuhörern, zumal Zuschke hervorhob: "Wir sind noch lange vor dem gesetzlichen Verfahren." Heißt: Allein das frühestens Mitte des Jahres eingeleitete Bebauungsplanverfahren zieht sich erfahrungsgemäß mehr als zwei Jahre hin, und vorher wird auch kein Haus abgerissen. "Da kann ich meine Koffer ja wieder auspacken", sagte eine ältere Dame und atmete erst einmal tief durch.

Aber: "Wir werden noch dieses Jahr mit der Sanierung an der Dieselstraße beginnen", betonte Jürgen Heddergott, Vorstandsvorsitzender der Städtischen Wohnungsbau Düsseldorf, dem Bauherr des Projekts, der damit unterstrich: Neubau und Sanierung sind als eins zu sehen, um die in die Jahre gekommene Siedlung wieder auf Vordermann zu bringen. Das wird viele Jahre dauern, allein für den Hellweg setzte Heddergott optimistische fünf Jahre an. Wann die Bagger an Benz- und Bruchstraße anrücken, dafür wollte er keine Prognose abgeben. Auf jeden Fall noch ferner in der Zukunft liegt eine Realisierung auf den Erweiterungsflächen Schützenplatz. Märchensiedlung und Schwabstraße. Fakt bleibt aber: Nicht nur bei Abriss und Neubau müssen die Bewohner raus aus ihren Wohnungen, auch bei einer Kernsanierung. Das soll abschnittsweise geschehen, den Menschen würde ein "adäquater Wohnraum für die Übergangszeit" bereitgestellt, bei jedem einzelnen werde im Gespräch eine individuell auf ihn zugeschnittene Lösung gefunden, versicherte Heddergott.

Die drei preisgekrönten Wettbewerbsbeiträge der Büros aus Berlin, Köln und Düsseldorf unterscheiden sich für den Laien in Marginalien. Während der eine Entwurf mit einem markanten Eckgebäude an der Bruchstraße/Hellweg zu punkten weiß, der nächste besonderen Wert auf die Grünverbindung legt, den ohnehin unterentwickelten Edisonplatz aber für verzichtbar hält, sieht der dritte genau dort eine wichtige Gemeinschaftsfunktion für das Viertel.

"Bezahlbarkeit des Wohnraums, das ist das Wichtigste", erkannte Zuschke richtig, und Heddergott nannte Zahlen: 50 Prozent wird öffentlich gefördert, zehn Prozent ist preisgedämpft, die Miete pro Quadratmeter schwankt zwischen 6,25 und 7,15 Euro. Während die neuen Häuser alle Aufzüge erhalten sollen, reiche der Platz in den alten am Hellweg dafür nicht aus. Bis zur Mitte des Jahres solle der Zeitplan stehen, dann könnten auch die ersten Umzugspläne für die Bewohner der zu sanierenden Häuser erstellt werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort