Serie Stadtteil-Führungen Die alte Industriewelt von Flingern

Flingern · Kaspar Michels bietet Führungen durch den Stadtteil an, in dem früher tausende von Industriearbeitern tätig waren. Heute gibt es nur noch wenige Gebäude, die daran erinnern.

 Kaspar Michels bietet Führungen über den Flinger Pfad an. Auf alten Fotos zeigt er zum Beispiel, wie die Kiefernstraße früher aussah.

Kaspar Michels bietet Führungen über den Flinger Pfad an. Auf alten Fotos zeigt er zum Beispiel, wie die Kiefernstraße früher aussah.

Foto: Julia Brabeck

Kaspar Michels hat eine Mission. Er möchte, dass die industrielle Vergangenheit von Düsseldorf, die beispielsweise die Stadtteile Rath, Oberbilk, Lierenfeld und Flingern geprägt hat, stärker bekannt wird. Dort, wo diese nicht mehr sichtbar ist, möchte Michels an die alten Industriestandorte erinnern. Dafür arbeitet er mit anderen Mitstreitern am Flinger Pfad. Ähnlich wie bereits schon in Gerresheim sollen Stelen mit historischen Fotos und Texten auf besondere Orte und Geschichten aufmerksam machen.

Für 24 Standorte wurde die Historie bereits sorgfältig recherchiert. Die erste Stele soll im Oktober aufgestellt werden, die anderen sollen nach und nach folgen. Sie informieren dann beispielsweise über die Klöckner Werke in der Fichtenstraße, in denen sich heute das Kulturzentrum Zakk befindet, die Arbeiterwohnungen in der Kiefernstraße, den Spitzbunker und die Reste des Gasometers am Höher Weg, die Maschinenfabrik Haniel & Lueg an der Grafenberger Allee und über den Güterbahnhof Grafenberg an der Schlüterstraße.

Bevor diese historischen Orte aber alle markiert und damit von Interessierten auch selbständig entdeckt werden können, bietet Michels seit 2016 verschiedene Führungen über Teilabschnitte des Flinger Pfades an. Rund 50 dieser Rundgänge hat er bereits gemacht, beispielsweise schon Geschichtsleistungskursen, Politikern aller Fraktionen und Geburtstagsgesellschaften die Industriegeschichte nähergebracht und den Blick für die Überreste dieser Geschichte geschärft. „Denn viele Zeugnisse aus dieser Zeit sind leider abgerissen und beseitigt worden. Und andere erfahren nicht die ihnen zustehende Aufmerksamkeit“, sagt Michels und nennt als Beispiel die „Hein, Lehmann AG“, die an der Fichtenstraße gelegen hat.

„Obwohl diese eine Düsseldorf prägende Geschichte hat und noch existierende architektonische Marksteine in Deutschland gesetzt hat, kennt diesen Betrieb, der inzwischen in Krefeld zu Hause ist, leider in Düsseldorf kaum noch jemand“, sagt Michels. So hat das Unternehmen beispielsweise 1910 die Hohenzollernbrücke in Köln, 1928 den Berliner Funkturm und ab 1946 alle Düsseldorfer Drahtseilbrücken über den Rhein gebaut. „Erhalten vom Firmengelände ist nur noch eine unter Denkmalschutz stehende Backsteinmauer, an der aber nicht einmal ein Schild an das Unternehmen erinnert“, sagt Michels.

Er hat deshalb bei seinen Rundgängen immer eine große Mappe mit vielen alten Fotos dabei, die dokumentieren, wie stark Flingern von der Industrie geprägt war. „Hier war einmal ein wichtiges europäisches Industriezentrum, das zum Wohlstand und dem rasanten Wachstum der Stadt maßgeblich beigetragen hat und das sollte nicht in Vergessenheit geraten.“ Die Rundgänge werden von der Initiative Flinger Pfad in Kooperation mit der Bürgerinitiative Flingern und dem Kulturzentrum Zakk angeboten

Infos Sie stehen unter www.zakk.de/programm/politik-und-gesellschaft. Die nächsten Führungen finden am 12., 20. und 27. September ab 14 Uhr statt.

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