Projekt gegen Missbrauuch Fortuna Düsseldorf macht sich für Kinder stark

Düsseldorf · Im Kampf gegen Kindesmissbrauch gibt der Verein seine Erfahrung für das Projekt „Kids Care – Sport treiben, Kinder schützen“ weiter.

 Paul Jäger und Christian Lasch von der Fortuna stellten am Montag das neue Projekt „Kids Care – Sport treiben, Kinder schützen“ auf dem Trainingsgelände in der Bar 95 vor.

Paul Jäger und Christian Lasch von der Fortuna stellten am Montag das neue Projekt „Kids Care – Sport treiben, Kinder schützen“ auf dem Trainingsgelände in der Bar 95 vor.

Foto: Frederic Scheidemann

Es war Mai, Juni, Juli und die Zeitungen waren voll mit den Ermittlungen und Polizeipannen bei den Missbrauchsfällen in Lügde und Bergisch Gladbach. In Lügde war ein Campingplatz über Jahre zum Tatort für sexuelle Übergriffe an Kindern geworden. Die Staatsanwaltschaft geht von 1000 Einzeltaten innerhalb von zehn Jahren aus. Die Schlagzeilen gingen Paul Jäger nicht mehr aus dem Kopf, und deshalb wurde der Direktor für CSR (Corporate Social Responsibility) der Fortuna aktiv.

„Wir sind seit 20 Jahren mehr als ein Fußballverein. Deshalb haben wir uns gefragt, wie sich die Fortuna bei einem gesellschaftlich so wichtigen Thema wie dem Schutz von Kindern gegen sexualisierte Gewalt einbringen kann“, erzählt Jäger. „Also haben wir uns gedacht, die Sportvereine in und um Düsseldorf an unseren Erfahrungen teilhaben zu lassen, die wir bei der Erstellung unseres Kinderschutzkonzeptes im Rahmen der Bundesliga-Lizenzierung und bei unserem Nachwuchsleistungszentrum gemacht haben.“

Die Idee zu „Kids Care – Sport treiben, Kinder schützen“ war geboren, Mitstreiter wurden schnell gefunden. Bei der Erarbeitung des Fortuna-Kinderschutzkonzepts war der Kinderschutzbund ohnehin mit seiner Expertise dabei, jetzt stiegen auch das Jugendamt, der Stadtsportbund (SSB) und die AOK mit ins Boot.

Der SSB verschickt an alle Düsseldorfer Sportvereine eine Einladung, sich bei Workshops in der Bar 95 über sexualisierte Gewalt gegen Kinder zu informieren. „Die Workshops sollen möglichst viele Vereine motivieren, ihr eigenes individuell ausgerichtetes Schutzkonzept zu entwickeln, damit die Welt der Kinder sicherer wird und sie gegen jeglichen Missbrauch geschützt sind“, erläutert Jäger.

Bei den Workshops geht es darum zu sensibilisieren, Augen zu öffnen, tradierte Verhaltensweisen in Frage zu stellen, Hintergrundwissen zu vermitteln und dazu zu motivieren, im eigenen Verein in Sachen Kinderschutz aktiv zu werden. Ein fertiges Konzept für jeden Verein wird nicht überreicht, sondern  muss auf die spezielle Situation und auf die jeweiligen Sportarten in den Clubs angepasst werden. Das wird nicht leicht, steckt doch jede Menge Arbeit in der Entwicklung von Konzepten, die auf jeden Verein, auf jede Abteilung individuell zugeschnitten werden müssen. „Wir haben ein Jahr zusammen mit dem Kinderschutzbund an unserem Kinderschutzkonzept für das Fortuna-Nachwuchsleistungszentrum gearbeitet“, berichtet der pädagogische Leiter des NLZ, Christian Lasch.

„Mit der Umsetzung des Konzeptes haben wir im November 2019 begonnen. Wir sind uns bewusst, dass wir nicht nur Fußballer ausbilden, sondern arbeiten auch präventiv. Wir haben es mit jungen Menschen zu tun, die ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben.“

Im Bewusstsein, dass nicht jeder Sportverein über die personellen und finanziellen Mittel der Fortuna verfügt, wird bei „Kids Care“ kein Verein alleingelassen. Beraten wird auch außerhalb der Workshops vom SSB, dem Jugendamt und dem Kinderschutzbund. „Wir kommen raus, gehen zu den Vereinen, schauen uns die Situation vor Ort an und entwickeln gemeinsam mit den Clubs ein vereinsspezifisches Kinderschutzkonzept“, sagt der Vorsitzende des Kinderschutzbunds, Hauke Duckwitz. „Sexualisierte Gewalt verfolgt die betroffenen Kinder und Jugendlichen ein Leben lang. Es kann das Leben eines Menschen langfristig beschädigen. Darum setzt sich der Kinderschutzbund dafür ein, dass Orte, an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten, sichere Orte sind. Dazu gehören neben der Familie, Kitas und Schulen insbesondere eben auch Sportvereine.“ Das Jugendamt bietet auch anonyme Beratungen und Unterstützung an.

„In Corona-Zeiten haben viele Vereine andere Sorgen“, gesteht Jäger. „Aber das kann und darf kein Hinderungsgrund sein, sich mit Kinderschutz zu beschäftigen.“

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