Flingern Flingern etabliert sich als Kunstmarke

Flingern · Acht Galerien eröffnen zeitgleich ihre neuen Ausstellungen. Erwartet werden Kunstsammler aus ganz Deutschland. Einige Künstler reisen mit ihren Werken an. Auch die Gastronomie und Hotels profitieren von den Besuchern.

 Helga und Walter Conrads haben aus Paris Bilder von Jean-Michel Fanquet mitgebracht. Der Künstler kommt zur Vernissage.

Helga und Walter Conrads haben aus Paris Bilder von Jean-Michel Fanquet mitgebracht. Der Künstler kommt zur Vernissage.

Foto: H.-J. Bauer

Für Kenner internationaler Gegenwartskunst wird Flingern zunehmend zum Zentrum. Rund um Acker-, Birken- und Flurstraße haben sich in den vergangenen Jahren viele Galerien angesiedelt. Acht von ihnen haben sich zu einer lockeren Gemeinschaft zusammengeschlossen und eröffnen am Freitag, 17. Januar, zeitgleich ihre neuen Ausstellungen. Walter Conrads, Inhaber der gleichnamigen Galerie, sieht der Aktion erfreut entgegen. "Diese gemeinsame Vernissage ist für alle teilnehmenden Kunsthändler hilfreich", sagt er. Konkurrenzdenken gebe es nicht, erklärt er, denn: "Die Käufer und Sammler sind gut informiert und wissen genau, was in welcher Galerie zu sehen ist. Da ist es besser, wir arbeiten zusammen." Dass sich die Galeristen zweimal im Jahr auf einen gemeinsamen Termin für ihre Vernissagen einigen, hat sich herumgesprochen. Jedes Mal kamen mehr Besucher und nutzten die seltene Gelegenheit, von Galerie zu Galerie zu gehen, sich die neuesten Werke sowie die Sammlungen anzusehen. Oft ist ein Treffen mit den Künstlern möglich, weil die Maler, Fotografen und Bildhauer anwesend sind.

Auch über die Grenzen Düsseldorfs hinaus macht sich Flingern einen Namen. "Das Publikum ist wesentlich überregionaler geworden. Wir haben Besucher aus Hamburg, Berlin und Süddeutschland", sagt Conrads. Der größte Vorteil des Stadtteils als Kunstort sei, dass alle Galerien innerhalb weniger Minuten zu Fuß zu erreichen seien. So würden viele Besucher zu allen Adressen an einem Abend gehen, andere Kenner kämen gezielt zu einer oder zwei Ausstellungen, so Conrads. Für diese Termine nähmen sie sich das Wochenende Zeit und blieben in nahen Hotels.

Auch Petra Rinck erwartet einen guten Start in die neue Kunst-Saison. "Unsere Gemeinschaft in Flingern funktioniert super", sagt die Galeristin. "Es ist viel attraktiver für Kunden und Käufer, wenn das Angebot größer ist. Unsere Programme ergänzen sich gut." Mit bis zu 200 Interessierten rechnet sie innerhalb von vier Stunden. Ein Erfahrungswert der vergangenen zwei Jahre sei dies, sagt sie. Viele Möglichkeiten also, neue Kontakte zu knüpfen, ältere aufzufrischen und auf diese Weise das Netzwerk zu vergrößern. Petra Rinck präsentiert die neuen Arbeiten von William Hunt. Der britische Künstler mit Wohnort in Düsseldorf ist bekannt für seine Performances, in denen er Musik in ungewöhnlichen Situationen darbietet: mit dem Kopf nach unten hängend, unter Wasser oder auf dem Feuer. In der Galerie von Petra Rinck zeigt er unter anderem Fotografien dieser Arbeiten.

Vor einem Jahr eröffneten Iris Kadel und Moritz Willborn aus Karlsruhe eine Kunst-Dependance an der Birkenstraße. "Wegen jahrelanger guter Kontakte ins Rheinland sind wir sehr gern in Düsseldorf", sagt das Duo. "Es ist immer wie heimkommen." Bereits zweimal hat die Galerie "Kadel Willborn" am Flingeraner Galerie-Wochenende teilgenommen und erreichte, so sagt Iris Kadel, bis zu viermal so viele Gäste wie zu normalen Vernissagen. Die Interessenten aus NRW, Frankfurt und Stuttgart besuchen nicht ausschließlich die Galerien. "Sie gehen am Samstag in Flingerns Restaurants und Cafés", sagt Kadel. Sie eröffnet die Ausstellung mit Filmarbeiten und Malerei von Mathilde Rosier. Dass die französische Künstlerin für ihre Präsentation nach Flingern kommt, ist für Kadel Willborn ganz selbstverständlich. "Wir arbeiten sehr eng mit unseren Künstlern zusammen. Mathilde Rosier wird einige Tage bleiben und ihre Exponate platzieren."

Auch Walter und Helga Conrads haben den ausstellenden Künstler zur Vernissage eingeladen und freuen sich auf Jean-Michel Fanquet. Er stellt in seinem Pariser Atelier Skulpturen und Objekte her, die als Vorlage für Fotoarbeiten in Schwarz-Weiß dienen. "Die Bilder Fanquets sind erstmals in Deutschland zu sehen", sagt Galeristin Helga Conrads. Walter Conrads ist überzeugt, dass die gemeinsame Eröffnung der Flingeraner Galerien wieder ein Erfolg und weit über die Grenzen Düsseldorfs und NRWs hinaus wahrgenommen wird. "Flingern als Kunstmarke hat sich etabliert", sagt der Kunsthändler. www.galerien-flingern.de

(lod)
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