Flingern Ein Zimmer, tausend Ideen

Flingern · Ralph Schippan und Kai Hackemann haben in Flingern ein Herzensprojekt umgesetzt. Vor einem Jahr eröffneten sie an der Hoffeldstraße das Kulturzimmer, um Menschen aus ganz verschiedenen Branchen zusammenzubringen.

Auf einer sterbenslangweiligen Feier haben sich die beiden kennengelernt, vor 25 Jahren etwa muss das gewesen sein. "Ein Anwalt hat eine Hauseinweihungsparty gegeben", erzählt Ralph Schippan, der damals irgendwo in einer Ecke Kai Hackemann entdeckte. Schnell konnten sie etwas miteinander anfangen, kamen ins Gespräch, fanden Gemeinsamkeiten, ihre romanische Bildung etwa und ihre Liebe zur griechischen Mythologie. Bald saßen sie zusammen bei einem Glas Rotwein, einem guten Essen, dachten an ein gemeinsames Projekt. "Dabei ist es dann immer geblieben", sagt Schippan, "bis zum nächsten Rotwein."

In dieser Zeit war Kai Hackemann Mieter eines kleinen Raumes im Erdgeschoss, den er mal selbst bespielte als Galerist, mal untervermietete. Vor einem Jahr dann wechselte der Eigentümer, der den Raum vergrößern, die Miete erhöhen wollte. Das wäre zu viel gewesen für den Künstler, der Meisterschüler von Rolf Crummenauer an der Kunstakademie Düsseldorf war und Spezialist ist für die nahezu ausgestorbene Emaille-Technik. Nach ein paar Monaten dann lenkte der Eigentümer ein, renovierte die Küche und die Toilette, und Hackemann fiel nur eines dazu ein: "Ich muss mit Ralph sprechen." Entstanden ist das Kulturzimmer an der Hoffeldstraße, in der sich Künstler und Musiker, Dozenten und Wirtschaftsexperten treffen - ein Konzept, das so einmalig ist in Düsseldorf.

Unterschiedlicher könnten die Freunde nicht sein: Auf der einen Seite der Künstler Kai Hackemann, auf der anderen Ralph Schippan, Ingenieur, der 30 Jahre als Patentanwalt arbeitete, jetzt Business-Coach ist und immer ein Faible für Kunst hatte. Mit Handwerk dagegen kann Schippan wenig anfangen, dafür ist Hackemann da, der wiederum kaum Gespür für Technik und Wirtschaft hat. Diese Gegensätze vereinen die beiden im Kulturzimmer, mal sind Künstler zu Gast, mal nutzt Hackemann selbst die Wände, um Bilder auszustellen. So wie im Augenblick oder wenn die Kunstpunkte stattfinden.

Professionell wollen die beiden das Projekt nicht betreiben, ein Hobby ist es für sie, in einem preiswerten Monat bezahlen die Freunde 500 Euro für das 25 Quadratmeter kleine Kulturzimmer und das Drumherum. Termine gibt es nach Vereinbarung, die Lampen aber bleiben immer eingeschaltet, damit die Menschen sehen, was das Ladenlokal an der Hoffeldstraße zu bieten hat. Zuletzt hielt Kunstwissenschaftlerin und Autorin Ulrike Lehmann einen Vortrag zum Thema "Was Unternehmen von Kunst und Künstlern lernen können". Auch Kai Hackemann und Ralph Schippan referieren im Kulturzimmer, morgen zum Beispiel, wenn Schippan angehende und fertig ausgebildete Anwälte auf eine Zukunft als Partner vorbereiten will. Am 18. und 19. November folgt das Spanische Wochenende, eine neue Ausstellung wird es eigens geben, von Christian Rüngeler, der Bilder aus Andalusien zeigt. Dazu wird aus dem zweisprachigen Gedichtband "Tenerife: Paisaje de Palabras - Teneriffa: Wortlandschaften" gelesen, den Schippan 2016 herausgegeben hat.

Tausendsassa sind die Freunde, die immer neue Ideen haben für ihr Kulturzimmer, das sie mit Stühlen ausstatten können, wenn sie wollen, oder Tischen. "Einmal haben wir auch ein tolles Essen organisiert", erzählt Hackemann, bis in die Nacht haben sie gesessen. Und im Sommer haben sie gefeiert - im Laden, vor dem Laden, bis in den Hinterhof, als der bei Frankfurt lebende Künstler Alfonso Mannella seine Kaltnadelradierungen ausstellte.

(RP)
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