Initiative in Düsseldorf Demo gegen hochpreisiges Wohnen

Flingern-Süd · Mehr als 500 Teilnehmer zogen durch die Innenstadt. Als Ziel wählten sie das Kulturzentrum „Brause“, das schon bald abgerissen werden und Wohnungsbau weichen soll.

 Rund 500 Menschen kamen zur Kiefernstraße, um gemeinsam bis zur „Brause“ zu ziehen.

Rund 500 Menschen kamen zur Kiefernstraße, um gemeinsam bis zur „Brause“ zu ziehen.

Foto: Anne Orthen (ort)

Mehr als 500 Düsseldorfer sind einem Aufruf des Aktionsbündnisses „Für eine rebellische Stadt” gefolgt und haben für eine Entspannung auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt demonstriert. Mit bunten Verkleidungen und Plakaten zogen die Teilnehmer unter dem Motto „Für eine rebellische Stadt – Gegen Ausgrenzung und Ausverkauf“ gegen steigende Mieten, die Wohnraumknappheit und den Bau von Hotels und hochpreisigen Wohnungen durch die Straßen.

Nach mehreren Auftaktreden auf der Kiefernstraße, in denen zum friedlichen Widerstand gegen Gentrifizierung und den Bau von Luxuswohnungen aufgerufen wurde, bewegte sich der mehrere hundert Meter lange Zug über die Erkrather Straße, den Stresemannplatz und Corneliusstraße bis nach Bilk. Organisiert wurde die Demonstration vom Bündnis „Für eine rebellische Stadt”, das bereits zum zweiten Mal am Vorabend zum 1. Mai zum Protest ausrief. Dem linken Bündnis gehören etwa 15 Gruppen an.

„Wir ziehen gegen die Verdrängung von Anwohnern und unabhängigen Kulturstätten auf die Straße”, sagt Sophie Würdemann, die zum Kreis der Organisatoren gehört. Deshalb sei als Ziel der Demonstration die Kulturstätte „Brause” in Bilk gewählt worden, die Wohnungsbau weichen soll. „Die Wohnungssituation hat sich weiter verschärft. Wir wollen nicht, dass Wohnen und Kultur gegeneinander ausgespielt werden”, sagt Würdemann mit Blick auf die „Brause“. „Wir stellen uns bewusst gegen den Bau von Hotels, die für uns das Gegenteil von sozialem Wohnen bedeuten”, sagt Kaspar Michels von der Anwohnerinitiative Kiefernstraße, die Teil des Aktionsbündnisses ist. „Hotels und teure Luxusbauten haben nichts mit dem urbanen Leben zu tun, das wir uns für die Stadt wünschen“, so Michels. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen und wollen mehr Mitbestimmung“, sagt auch Betti Tielker in ihrer Rede über den ursprünglich geplanten Bau von Hotels an der Kiefernstraße, der nun vorerst auf Eis gelegt wurde. Den Ausverkauf der Stadt, so Tielker, wolle man sich nicht bieten lassen.

Zu der zweiten Vorabenddemo des Bündnisses kamen in diesem Jahr längst nicht nur Aktivisten aus der linken Szene. Unter die Demonstranten mischten sich unzählige Studenten, Familien mit Kindern und Senioren, die den Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt kritisch gegenüberstehen. „Mit meinen drei Kindern in der Innenstadt eine Wohnung zu suchen, wäre wahnsinnig“, sagt Juli Treis, die mit ihrer Familie auf der Kiefernstraße wohnt und zur Demo gekommen ist. „Es geht darum, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagt sie. Schließlich sei die Wohnungssituation in Düsseldorf auch für Familien sehr schwierig.

Auf unzähligen Plakaten wurde „Friede den Häusern”, „Wohnraum für alle” und „Lebensraum statt Hotelzimmer” gefordert. Die Demonstranten zeigten sich kreativ, zogen mit einem selbst gebastelten Abrissbagger und kostümiert in bunten Häusern durch die Straßen. Mit einem Abschlusskonzert endete die Demonstration nach drei Stunden an der „Brause“. Die Polizei begleitete den Zug mit etwa 40 Beamten. Die Veranstaltung verlief ohne Ausschreitungen. Durch die zentrale Route kam es jedoch zu kurzzeitigen Einschränkungen für den Verkehr, unter anderem waren zeitweise Hüttenstraße, Corneliusstraße, Friedrich- und Elisabethstraße betroffen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort