Ärger um geplantes Bauprojekt Planwerkstatt bietet 250.000 Euro

Düsseldorf · Für die Realisierung des K22, einem nachbarschaftlichen Treffpunkt neben dem B8-Center, möchte der Verein Planwerkstatt dem Investor Cube 400 Quadratmeter abkaufen.

Auf dem Parkplatz hinter dem B8-Center in Flingern-Süd soll bald groß gebaut werden.

Auf dem Parkplatz hinter dem B8-Center in Flingern-Süd soll bald groß gebaut werden.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Planwerkstatt drängt für die Realisierung des K22 auf eine Entscheidung. Der Verein machte in einem offenen Brief dem Projektentwickler Cube Real Estate ein Kaufangebot für ein rund 400 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Gelände zwischen Erkrather Straße und Kiefernstraße (ehemaliger Parkplatz B8-Center). Vor zwei Jahren sei ein Kompromiss mit Cube verabredet worden, dass die Fläche an der Kiefernstraße (Baugrundstück K22) an eine gemeinwohlorientierte Trägerschaft übertragen werde. „Um den Kompromiss zu realisieren, bieten wir als gemeinnütziger Verein Planwerkstadt Düsseldorf hiermit dem Projektentwickler 250.000 Euro für besagtes Grundstück“, heißt es in dem Brief.

Rückblick: 2018 reichte der Projektentwickler eine Bauvoranfrage für das Areal ein. Er wollte Hotels bauen und Mikroappartements. Cube scheiterte mit den Plänen aber in der Bezirksvertretung 2, nahm einige Änderungen vor, verzichtete zum Beispiel auf die Hotels. Grünes Licht gab es trotzdem nicht, und die Anwohner von der Kiefernstraße machten weiter mobil, bis Cube einer Planwerkstatt zustimmte. Regelmäßig gab es Treffen, an denen der Investor, das Architekturbüro, Anwohner und Bürger teilnahmen. Ergebnis: Auf einem Teil des Grundstücks soll ein Bürohaus gebaut werden, eine Fläche wird die Planwerkstatt dem Investor abkaufen, um das K22 zu bauen. Die Planwerkstatt möchte das K22 zu einem nachbarschaftlichen Treffpunkt machen, mit einem öffentlichen Quartierswohnzimmer, Werkräumen sowie offenen Räumen für Initiativen und Ausstellungen.

Um die Vorstellungen umzusetzen, bat die Planwerkstatt die Stadt, die Übernahme des Grundstücks und die Entwicklung des Gebäudes zu begleiten. Gemeinsam stellte man einen Förderantrag, und laut Planwerkstatt wollte die Stadt die Übernahme des Grundstücks organisieren. Jedoch wurde das Projekt laut einem Stadtsprecher von einer Expertenjury nicht als Förderprojekt ausgewählt, und die Fläche ging auch nicht in städtische Hand über. Das war die Hoffnung der Planwerkstatt, um dann als Erbbaupächter das K22 zu entwickeln.

Nun plant Cube noch in diesem Jahr den Baubeginn für das Gesamtgelände. Dass die Stadt der Planwerkstatt angeboten haben soll, dass Cube das K22 baut und es anschließend an sie vermietet, stößt bei dem Verein auf Ablehnung. „Wir sollen die gemeinwohlorientierten Nutzungen im Ehrenamt erbringen und parallel durch unsere Miete ein Gebäude finanzieren, das im Eigentum eines privatwirtschaftlichen Projektentwicklers bleibt. Wenn die Cube Real Estate GmbH das Grundstück behält, dort ein Haus baut und es anschließend vermietet, entspricht dies jedoch nicht dem Kompromiss. Denn der Kompromiss sieht vor, dass das Grundstück an einen gemeinwohlorientierten Träger übergeht. Cube ist dies nicht“, steht in dem Brief. Und Harald Schwenk (Grüne) von der Planwerkstatt sagt: „Das wäre doch völlig absurd.“

Bei Cube reagiert man etwas verwundert auf den Brief. Es spiegele sich in ihm nur unzureichend wider, dass Cube dem Verein das Grundstück nebst Planung seit mehr als einem Jahr bedingungslos an die Hand gegeben und seitdem jede Unterstützung gewährt habe. „Aktuell hat der Verein nach unserer Kenntnis keine Vorstellung, wie das K22 realisiert werden soll“, sagt Cube-Geschäftsführer Thore Marenbach. Er schlägt vor, das K22 im Zuge der Realisierung des Gesamtquartiers mindestens im Tief- und Rohbau mitzubauen – und das aus mehreren Gründen: Der baulich-technische Aufwand sei erheblich geringer als eine spätere Realisierung in einem fertigen Quartier, die Baukosten würden erheblich reduziert und der Verein gewinne Zeit für seine Projektorganisation und Finanzierung sowie für die Entscheidung, ob er mieten oder kaufen wolle. Cube sei zudem für alle weiteren Vorschläge offen: „Wir würden uns freuen, wenn wir vor dem Hintergrund der anwachsenden Projektkosten, der Baukostenexplosion und der steigenden Bauzinsen möglichst zeitnah einen verbindlichen Ansatz diskutieren können. Dies würde allen Beteiligten helfen.“ Bei der Einordnung des 250.000-Euro-Angebots hält sich Marenbach zurück: „Das Angebot können wir prüfen, sobald es vollständig vorliegt. Wir haben zugesagt, dass wir das Grundstück zu ,Selbstkosten‘ ohne jede Gewinnerwartung abgeben.“ Allen Beteiligten sei aber bekannt, dass die bisherige Entwicklung des Grundstücks inklusive Planung und Baugenehmigung erhebliche Kosten erzeugt habe.

Aus Sicht der Planwerkstatt war es ein Detail des Kompromisses, dass Cube das Grundstück zum Einkaufspreis weiterreicht. Da der genaue Einkaufspreis nicht bekannt sei, seien die 250.000 Euro geboten worden, die der Verein in den vergangenen Monaten akquiriert habe. „Eine unfassbar hohe Summe für uns“, sagt Schwenk, der erwartet, dass Cube am vereinbarten Kompromiss festhält: „Es zeigt sich jetzt, ob Cube vertrauenswürdig ist.“ Der Stadtsprecher kündigt an, dass die Verwaltung alle Szenarien einer Lösungsfindung begleite und unterstütze.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort