Neue Geschäfte in Düsseldorf-Flingern Die Neuen von der Birkenstraße

Flingern · In Flingern haben zwei neue Geschäfte geöffnet. Der Secondhand-Laden "Küss mich wach" ist eine Mutter-Tocher-Unternehmung. In der Bäckerei Bulle wird hinter Glas gebacken - zum Zuschauen.

 Susanne Kremer und Tochter Joe haben "Küss mich wach" eröffnet. Ihre Puppen tragen Masken und haben Namen - diese hier heißt Rose.

Susanne Kremer und Tochter Joe haben "Küss mich wach" eröffnet. Ihre Puppen tragen Masken und haben Namen - diese hier heißt Rose.

Foto: Nicole Kampe

Hinter einer kleinen Ladentheke steht Michael Gauert, ein großes Regal ist an der Wand aufgestellt. Ganz fertig ist der 30-Jährige noch nicht mit seinem Laden, ein paar Kleinigkeiten fehlen noch. Wie die Tafel, auf der er alle Brot- und Backsorten auflisten will, mit Preis.

"Ich hätte gerne ein Brot", ist der Satz, den Gauert am häufigsten hört, dann dreht der Bäckermeister sich zum Regal und geht geduldig von rechts nach links durch: Das Brot des Tages ist mediterran, besteht aus Maisgries und Kürbis. Daneben liegen Baguette, Roggenmischbrot, Brioche und Buttermilchbrot. Manche Brote sind mit speziellen Gewürzen gebacken, andere sind aus Dinkel, Chia, Hafer. In der Bäckerei Bulle "gibt es keine versteckten Zutaten", sagt der Chef, und auch keine versteckten Bäcker.

 Michael Gauert von der Bäckerei Bulle verwendet für seine Croissants und Brötchen regionale Produkte.

Michael Gauert von der Bäckerei Bulle verwendet für seine Croissants und Brötchen regionale Produkte.

Foto: uwe-jens ruhnau

Sein Mitarbeiter knetet und formt den Teig nicht in einer abgeschotteten Stube, sondern vor den Augen der Kunden, hinter einer großen Glasfront. "Ich war skeptisch", sagt Hendrik Herter. In der Praxis findet es der 27-Jährige aber "cool, dass die Leute sehen können, was ich mache". Gestern war der erste offizielle Verkaufstag in der Bäckerei, "und es ist wirklich gut gelaufen", findet Michael Gauert. 140 Brote haben er und Herter gebacken, 300 Brötchen. Vieles davon ist am Nachmittag schon weg. Und der Bäckermeister überglücklich.

An die Selbstständigkeit hat der 30-Jährige schon gedacht, als er seine Ausbildung machte. "Einen perfekten Zeitpunkt gibt es ja nie, so wie bei Kindern", sagt Gauert. Aber er hat seine Chance genutzt, als er das Ladenlokal in Flingern entdeckte, in dem er sich so richtig austoben konnte, "ich wollte keinen Laden, in dem vorher schon eine Bäckerei drin war". Michael Gauert schätzt die Gegend, die Menschen, "und dass es hier bezahlbar ist".

"Küss mich wach" war Susanne Kremers Traum

Die Gegend und die Menschen waren es auch, die Susanne Kremer und ihre Tochter Joe in den Stadtteil gezogen haben. "Ich habe hier mal gewohnt", sagt die 51-Jährige, die eigentlich aus einer Not heraus die Idee zum Secondhand-Laden "Küss mich wach" hatte. Fast 30 Jahre hat sie bei einer Versicherung gearbeitet. Weil die Niederlassung schließt, brauchte sie einen Plan B und sagt heute: "Ich habe meinen Traum verwirklicht."

Zumal sie ihre Tochter von der Idee überzeugen konnte. Joe Kremer nämlich ist Designerin und hat ein eigenes Label. Im hinteren Teil des Ladens produziert sie ihre Kleider, die unter dem Namen Phines laufen, "noch näht sie selbst", sagt die Mutter stolz. Wenn sie einmal berühmt sei, "kann sie das in Auftrag geben".

Der 23-Jährigen gehört im Laden die lange Kleiderstange auf der linken Seite, rechts hängen gebrauchte Hosen, Jacken, Pullis, stehen Schuhe. Susanne Kremers liebstes Stück hat sie einer Puppe mit Hasenmake im Schaufenster angezogen. Ein Rock von Hermès, "aber er passt mir nicht". Vermutlich ist das auch gut so, meint die 51-Jährige, "sonst hätte ich wohl viel zu viele Kleider zu Hause". Von H&M, über Zara bis hin zu Chanel hat das Duo alles, "Hauptsache, es ist ausgefallen, nicht aus Pelz oder von Kindern produziert", sagt Susanne Kremer. Um sich für "Küss mich wach" Inspiration zu holen, sind Mutter und Tochter nach Berlin gefahren, wo es unzählige Secondhand-Läden gibt. "In vielen hat es so muffig gerochen", sagt Kremer, die deshalb umso mehr Arbeit in das Ladenlokal investiert hat, um eine richtig hübsche Boutique eröffnen zu können.

(RP)
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