Ben Mathis Der Wandmaler hat Appetit auf mehr

Düsseldorf · Wenn Restaurantgäste seine Gemälde sehen, sagen sie oft einfach nur "wow". Und manche kommen ins Bistro, nur um seine Kunst zu erleben: Ben Mathis ist passionierter Graffiti-Künstler und schafft ganz besondere Wandgemälde in Düsseldorfer Gastronomien.

 So malt Ben Mathis: Sein Wandgemälde von Sophia Loren, verlockend wie eh und je, im Restaurant "Enzo im Schiffchen".

So malt Ben Mathis: Sein Wandgemälde von Sophia Loren, verlockend wie eh und je, im Restaurant "Enzo im Schiffchen".

Foto: Mathis

Ben Mathis möchte immer die Chance haben, etwas Neues zu gestalten. Er ist passionierter Graffiti-Künstler, aber auch diese Art des Ausdrucks lässt sich weiterentwickeln. Was das in seinem Fall bedeutet, ist in drei Restaurants in Düsseldorf zu betrachten.

Gleich die Premiere ist ein beeindruckendes Motiv: Im "Bistro Fatal" an der Hermannstraße hat Mathis etwas geschaffen, das frech und fröhlich ein großes Werk aus Frankreich variiert: "Die Freiheit führt das Volk" von Delacroix, die Marianne als Symbol der Freiheit hält die Fahne bei der Juli-Revolution 1830 in die Höhe. Das tut sie auch bei Mathis, allerdings schwebt sie nicht über Pariser Barrikaden, sondern über Hummer, Austern, Fisch, Knoblauch, Rüben, roter Beete etc. Man befindet sich schließlich in einem Bistro.

"Mir macht es Spaß, ein so bekanntes Werk modern zu interpretieren", sagt der 40-Jährige. Die Art der Gestaltung wird mit seinen Auftraggebern entwickelt. "Ein Wandbild ist ja ein Statement, das bleibt." Im Falle von Sarah und Alexandre Bourgueil waren die Gespräche von Sympathie getragen, der Sprayer hatte bereits die Küche in der Privatwohnung veredelt - mit einem Atompilz.

 Im "Marco Pasta Pizza" ziert der Chef selbst die Wand.

Im "Marco Pasta Pizza" ziert der Chef selbst die Wand.

Foto: Mathis

Jetzt in Flingern sollte es beim ersten Restaurant der beiden um etwas gehen, das zur französischen Lebens- und Kochlust passt. Heraus kam "Liberté culinaire", auf dem die französischen Farben Blau, Weiß und Rot dominieren. "Die Leute mögen das Bild", sagt Alexandre Bourgueil. "Sie kommen ins Bistro, nur um es zu bewundern." Seine Frau Sarah kann das verstehen. "Ich werde das Bild einfach nicht satt: Die Marianne ist einfach eine sehr schöne Frau."

So erging es auch Alexandres Vater. Jean Claude Bourgueil sagte nur "Wow" und beschloss, Ben Mathis auch für das Schiffchen in Kaiserswerth zu engagieren, genauer für das "Enzo im Schiffchen". Dort brachte der Künstler zunächst eine Götterfigur auf, die die Kunden jedoch als griechisch missdeuteten. Das war für den Patron nicht akzeptabel, deswegen kann dort seit einigen Tagen eine italienische Ikone, nämlich Sophia Loren, bewundert werden. Das dritte Motiv von Mathis, das sich in einem Düsseldorfer Restaurant befindet, ist im "Marco Pasta Pizza". Marco, der Chef, ziert die Wand. Leider hat das Restaurant am Staufenplatz seit einigen Wochen geschlossen, niemand in der Kundschaft weiß warum.

Mit seiner polygonen, also vieleckigen Kunst könnte Ben Mathis eine erfolgreiche Reihe starten, aber er wiederholt sich nur ungern. Die souveräne Mache langweilt ihn. Der kreative Akt, das Neuland zählt. Erfüllt hat es ihn, sich die Motive auszudenken, in ihnen die grafischen Elemente zu sehen, diesen am Computer unterschiedliche Form und Farbe zu geben, unterschieden auch nach Licht und Schatten. Die Felder aufzuzeichnen auf der Wand und sie, abgetrennt mit Pappen von ihrer Umgebung, mit scharfen Kanten zu sprühen. Ein Fresko, allerdings nicht wie im klassischen Sinn auf feuchtem Putz aufgetragen.

Mathis ist Künstler und Sprayer, seitdem er 15 ist. Von der Kunst leben kann der Familienvater nicht. Deswegen hat er Pharmazie studiert und arbeitet "so wenig es geht" in diesem Beruf, damit genug Zeit fürs Eigentliche bleibt. Manch einer würde wohl zerrissen wirken zwischen diesen Welten, Ben Mathis macht diesen Eindruck nicht.

(ujr)
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